Hintergrund:
Antimikrobielle Resistenzen (AMR) breiten sich durch reisende Menschen und globalisierten Handel rund um den Globus aus. Sie sorgen weltweit für massive Behandlungsproblemen, tragen zur Explosion der Gesundheitskosten und erhöhten Sterberaten bei behandelbaren Erkrankungen bei u.a.: Tuberkulose, Wundinfektionen, Malaria, krankenhausassoziierten Infektionen. Das drohende Zukunftsszenario eines post-antibiotischen Zeitalters bezeichnete die WHO schon 2015 als eine "globale Gesundheitskrise".
Methode:
In vier Beiträgen werden eigene wissenschaftliche (quantitative und qualitative) Daten der teilnehmenden Referenten bzw. ihrer Netzwerke dargestellt und diskutiert: Die aktuelle Verbreitung von AMR und die Herausforderungen an effektives Monitoring. Außerdem der Einfluss der Armut, schwacher Gesundheitssysteme, des Gesundheitsfachkräftemangels, fehlender Diagnostika sowie begrenzter Überwachung von Arzneimitteln- und Arzneimittelmärkten.
Ergebnisse:
AMR und fehlende Wirksamkeit essentieller Medikamente werden aus zahlreichen low- and middle-income countries (LMICs) berichtet, die Daten sind allerdings häufig unvollständig, werden selten erhoben und notwendige Diagnostika sowie Instrumente zur Surveillance fehlen oft. Es werden irrationale Verschreibungspraxis durch inadäquat qualifiziertes Personal bei Erkrankten und unkontrollierter Gebrauch in der Tierproduktion berichtet.
Diskussion:
Armut und fehlender Zugang zu einer umfassenden Gesundheitsversorgung und Gesundheitsüberwachung sind Triebfedern für hohe Resistenzraten in LMICs.
Um die komplexen Probleme zu lösen braucht es nationale und globale Antworten. Auch Deutschland steht hier in der Verantwortung.
09:00 Uhr
Antimikrobielle Resistenzen - soziale, ökonomische und politische Dimensionen Indien, Tansania und Südafrika
Claudia Jenkes | BUKO Pharma-Kampagne | Germany
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Autor*in:
Claudia Jenkes | BUKO Pharma-Kampagne | Germany
Seit August 2019 untersucht die Pharma-Kampagne mit ihrem Projekt „Antibiotika-Resistenzen in Nord und Süd - Globale Herausforderungen erkennen, lokale Handlungsoptionen fördern“ die Situation in Indien, Tansania und Südafrika gemeinsam mit lokalen Partnern. Der Vortrag präsentiert erste Ergebnisse und liefert Einblicke in die soziale, ökonomische und politische Dimension von ABR im globalen Süden.
09:20 Uhr
Antimikrobielle Resistenzen in Afrika und Indien
Prof. Dr. Frank Mockenhaupt | Charité | Germany
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Autor*in:
Prof. Dr. Frank Mockenhaupt | Charité | Germany
Antimikrobielle Resistenzen nehmen in Ländern mit mittleren und niedrigen Einkommen (LMICs) rasant zu. Unsere Untersuchungen in Ruanda zeigen, dass Kliniken als Beschleuniger und Verteiler von Antibiotikaresistenzen fungieren; und in Studien in Ruanda und Indien zeigt sich die Zunahme der Resistenzen gegenüber Malariamedikamenten. Zunehmende Resistenzen in LMICs bedrohen die Wirksamkeit der Therapie häufiger Infektionskrankheiten in LMICs.
09:40 Uhr
Erfahrungen bei der Erhebung Antimikrobieller Resistenzen (AMR) in Nigeria
Dr. Gerhard Schwarzkopf-Steinhauser | Berater für das Robert Koch-Institut | Germany
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Autor*in:
Dr. Gerhard Schwarzkopf-Steinhauser | Berater für das Robert Koch-Institut | Germany
Im Rahmen des Projektes (NiCaDe-AMR)“ mit dem Nigerian Centers for Disease Control (NCDC) wurden folgende Probleme erkannt:
• Die Indikationsstellung ist mangelhaft.
• Auf Grund der Kosten für die Patienten erfolgt keine mikrobiologische Diagnostik,
• Defizite in den Labors.
Auf Grund der derzeit vorliegenden Erfahrungen liegen für ein Land wie Nigeria zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum validen AMR-Daten vor.
10:00 Uhr
Antimikrobielle Resistenz (AMR) als globale Herausforderung
Dr. Tim Eckmanns | Robert Koch-Institut, Berlin | Germany
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Autor*in:
Dr. Tim Eckmanns | Robert Koch-Institut, Berlin | Germany
Während im globalen Norden Antibiotikaeinsatz entscheidender Treiber für AMR ist, sind im globalen Süden eher anthropologische und sozioökonomische Faktoren (z.B. Alphabetisierung) damit assoziiert. Ohne direkt in den Nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals) erwähnt zu sein, sind diese wichtig um gegen Ausbreitung von Resistenzen vorzugehen. Es sollte kein neues vertikales Programm aufgestellt, sondern die AMR Problematik in Universal Health Coverage integriert werden.