Hintergrund/Fragestellung
Suchtkranke Wohnungslose mit Doppeldiagnose befinden sich in gravierend-komplexen Problemlagen: Belastungen wie Langzeitarbeitslosigkeit, fehlende familiäre Netze, Überschuldung und justizielle Schwierigkeiten kumulieren zu einer Spirale der Exklusion.
Der Zugang zum allg. Wohnungs- und Arbeitsmarkt bleibt ihnen faktisch verwehrt. Ihre Mortalitätsrate ist sehr hoch. Meist gelingt den Betroffenen die Nutzung des Suchthilfesystems nicht. Doch erst Zugang und Inanspruchnahme (sucht-)medizinischer Hilfen ermöglichen die Realisierung von Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
Projektbeschreibung/Methode
Die Teilhabe suchtkranker Wohnungsloser ist Auftrag und Ziel des Sucht-Hilfe-Zentrums Vielbach. Nonkonforme therapeutische Interventionen und Hilfen sowie ein naturgestützter, gendersensibler Therapieansatz bereiten den meist entwurzelten Patienten den Weg zu einem gelingenden Neuanfang. Bundesweit einmalig: die Garantie, am Ende der Rehabilitation nicht mehr in die Wohnungslosigkeit entlassen zu werden.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Den Suchtmittelkonsum von wohnungslosen, chronisch Suchtkranken zu akzeptieren („Laissez-faire“) ohne zu helfen bekommt den Charakter von „betreuter Elendsverwaltung“. Die maximale Beeinträchtigung von Teilhabe, Gesundheit und Lebensdauer bei den Betroffenen gebietet ein konzertiertes Handeln aller Helfer um Zugangsbarrieren zum Sucht-Hilfesystem mit Beharrlichkeit und Kreativität zu beseitigen.
Mit der Vielbacher „Teilhabe-Initiative für abhängigkeitskranke Wohnungslose“ ist es gelungen, Politik, Wissenschaft, Sucht- und Wohnungslosenhilfe für ein gemeinsames Engagement gegen Ausgrenzung zu gewinnen.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Helfer sollten Suchtkranken so beständig Hilfe anbieten, wie sie es sich wünschten, wären sie selbst Betroffene.
13:45 Uhr
Teilhabebarrieren ‚Sucht‘ und ‚psychische Erkrankung‘ in der Arbeit mit wohnungslosen Menschen überwinden
Joachim J. Jösch | Sucht-Hilfe-Zentrum-Vielbach | Germany
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Autor*in:
Joachim J. Jösch | Sucht-Hilfe-Zentrum-Vielbach | Germany
Teilhabebarrieren ‚Sucht‘ und ‚psychische Erkrankung‘ in der Arbeit mit wohnungslosen Menschen überwinden
Suchtkranke ohne Wohnung mit Doppeldiagnose befinden sich in gravierend-komplexen Problemlagen: Belastungen wie Langzeitarbeitslosigkeit, fehlende familiäre Netze, Überschuldung und justizielle Schwierigkeiten kumulieren zu einer Spirale der Exklusion. Hohe Mortalität ist die Folge.
Meist gelingt den Betroffenen die Nutzung des Suchthilfesystems nicht. Doch erst Zugang und Inanspruchnahme (sucht-)medizinischer Hilfen ermöglichen die Realisierung von Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
14:05 Uhr
Bed&Breakfast und Betreuung
Markus Saalmüller | FID Freundeskreis Integrative Dienste gGmbH | Germany
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Autor*in:
Markus Saalmüller | FID Freundeskreis Integrative Dienste gGmbH | Germany
1) Hintergrund/ Fragestellung
Das „Bed & Breakfast und Betreuung“ (nachfolgend BBB) basiert auf der Erfahrung, dass ein Teil des Personenkreises nach § 53, 54 SGB XII in Spandau nicht oder nicht zeitnah versorgt werden kann und von Obdachlosigkeit bedroht oder bereits betroffen ist bzw. sich in Einrichtungen nach § 67 SGB XII aufhält.
2) Projektbeschreibung/ Methode
Das BBB steht für Menschen, die durch ihr dissoziales Verhalten aus anderen Maßnahmen entlassen wurden, die nicht suchtabstinent leben können, die aufgrund ihres Krankheitsbildes mit der Größe und Struktur der bestehenden Angebote überfordert sind, die keinerlei Krankheitseinsicht sowie einen ungeklärten Hilfebedarf haben. Der Zugang soll schnell und unkompliziert sein, der Aufenthalt ein geschütztes Umfeld bieten und die Entlassung in die Soziale Wohnhilfe vermieden werden. Das Ziel ist die Entwicklung einer dauerhaften und tragfähigen Wohnperspektive gemeinsam mit den Betreuten und die Vermittlung dahin. Zur psychosozialen Begleitung im BBB arbeitet ein mehrprofessionelles Team, davon ist mindestens eine Kollege*in ein Experte*in aus Erfahrung.
Der Gast bekommt auf Zeit ein möbliertes Zimmer mit Dienstleistungen ähnlich eines Hostels und psychoziale Betreuung, um den Alltag zu meistern.
3)Schlußfolgerung/ Ergebnisse
Das BBB ermöglicht aufgrund seines besonderen konzeptionellen Settings auch schwerst psychisch erkrankten/suchterkrankten Menschen ein Wohn- und Betreuungsangebot im Rahmen der EGH.
4) Diskussionsbeitrag/ Lesson learned
Die Versorgung von o.g. Menschen kann mittels an den Bedürfnissen der NutzerInnen orientierten Wohn- und Betreuungsangeboten im Rahmen der EGH stattfinden.
14:25 Uhr
Welche Stärken und Barrieren hat das niedrigschwellige medizinische Hilfesystem aus Sicht von EU-Bürger*innen auf der Straße? Selbsterzählte biografische Fallbeispiele geben einen Einblick
Svetlana Krasovski-Nikiforovs | Berliner Stadtmission | Germany
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Autor*innen:
Fränze Neumann | Berliner Stadtmission | Germany
Svetlana Krasovski-Nikiforovs | Berliner Stadtmission | Germany
Karen Holzinger | Berliner Stadtmission | Germany
Sascha Heidrich | Berliner Stadtmission | Germany
Navina Sarma | Robert Koch-Institut (RKI) | Germany
Das niedrigschwellige medizinische Hilfsangebot für wohnungslose Menschen in Berlin ist vielfältig. Es richtet sich an jene, die auf Grund von Diskriminierung, Ausgrenzung und Ängsten sowie fehlender Krankenversicherung die Angebote der Regelversorgung nicht in Anspruch nehmen (können). Trotzdem gibt es auch in diesem System Grenzen der Zuständigkeit und Möglichkeiten, die insbesondere für Unionsbürger*innen eine Realität sind.
Zwei biografische Erzählungen, die als Live-Interviews gestaltet sind, berichten aus dieser Realität. Interviewer*innen sind Personen, die den Erzähler*innen vertraut sind und ihre Sprache(n) sprechen. Die Erzählungen werden auf Deutsch übersetzt. Die Erzähler*innen werden in Schulungen auf den Kongress vorbereitet.
Die Erzählungen thematisieren Chancen, Barrieren und Lücken des Hilfesystems, die Rolle des Faktors Zeit hinsichtlich verschiedener Prozesse (z.B. Klärung der Leistungsansprüche, Krankenhausaufenthalte) sowie die Bedeutung des sozialen Umfelds und von einzelnen Personen aus dem Hilfesystem (z.B. Einzelfallhilfe, Sprachmittlung).
Die Wohnungslosenhilfe in Deutschland ist von einem Top-Down-Ansatz geprägt. Menschen mit „lived experiences“ sind selten an der Entwicklung und Umsetzung von Angeboten beteiligt. Meistens wird über sie berichtet und entschieden. Wir wollen die Grenzen und Stärken der niedrigschwelligen Versorgung durch die Augen derer betrachten, die Empfänger*innen der Angebote sind. Welchen Einfluss z.B. fehlende Möglichkeiten einer Folgeunterbringung, Therapie und Arbeitsaufnahme für Menschen aus den EU-Mitgliedsstaaten haben, wollen wir gemeinsam mit denen diskutieren, um die es wirklich geht.