Hintergrund:
Die Gesundheitsberichterstattung (GBE) des Bundes stellt kontinuierlich Informationen zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung für eine breite Leserschaft bereit. Geschlecht wird in diesem Zusammenhang in erster Linie als dichotomes Merkmal dargestellt. Intersektionale Ansätze brechen diese Vorstellung von Zweigeschlechtlichkeit auf und verdeutlichen die Verwobenheit sozialer Differenzkategorien wie Geschlecht mit Ethnizität oder Sexualität. Dabei wird oftmals die gleichwertige Bedeutung aller Kategorien betont. Das Verbundprojekt AdvanceGender zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, intersektionale Ansätze in die gesundheitswissenschaftliche Forschung zu integrieren. Das Fachforum bietet somit eine Plattform, die Position von Geschlecht in intersektionalen Ansätzen anhand von Ergebnissen des Verbundes gemeinsam zu diskutieren.
Projektbeschreibung:
Ziel von AdvanceGender ist es, Ansätze der Intersektionalität zu nutzen, um Methoden für eine geschlechtersensible Gesundheitsforschung und GBE zu entwickeln. In drei Teilprojekten wird die Teilnahme in populationsbasierten Studien (AdvanceRecruitment), Methoden der quantitativen Datenanalyse (AdvanceDataAnalysis), sowie die Kommunikation von Befunden in der GBE (AdvanceHealthReport) untersucht.
Ergebnisse:
Es werden die Forschungsergebnisse der Nutzung verschiedener Konzepte von Intersektionalität im jeweiligen Themengebiet der Teilprojekte dargestellt.
Diskussionsbeitrag:
Konzepte der Intersektionalität eröffnen wichtige Perspektiven für eine geschlechtersensible Gesundheitsforschung und GBE. Ob und inwiefern Geschlecht dabei als Ausgangspunkt gesetzt werden kann, wird zur Diskussion gestellt.
13:45 Uhr
Mainstreaming Intersectionality? Eine intersektionale Perspektive auf Teilnahme an Gesundheitsstudien
Dr. Sibille Merz | Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane | Germany
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Autor*innen:
Dr. Sibille Merz | Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane | Germany
Dr. Philipp Jaehn | Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane | Germany
Prof. Dr. Christine Holmberg | Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane | Germany
Das qualitative Teilprojekt von AdvanceRecruitment untersucht die Teilnahme an Gesundheitsstudien. Dabei verfolgen wir einen Ansatz des "mainstreamings" intersektionaler Perspektiven, der intersektionale Theoriebildung auf unterschiedliche Untersuchungsgegenstände und –ebenen anwendet und die Untersuchung bestimmter Differenzierungen der Analyse der jeweiligen sozialen Praxis nachordnet. So werden Reifizierungen und die Privilegierung von Geschlecht als analytischem Ausgangspunkt vermieden.
14:05 Uhr
Intersektionalität und Geschlecht in der quantitativen Datenanalyse: Welchen Beitrag können geschlechtertheoretische Konzepte für eine intersektionalitätsbasierte GBE leisten?
Emily Mena | Universität Bremen | Germany
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Autor*innen:
Emily Mena | Universität Bremen | Germany
Prof. Dr. Gabriele Bolte | Universität Bremen | Germany
Zentrale geschlechtertheoretische Konzepte werden in den quantitativen Datenanalysen der GBE noch nicht umfassend berücksichtigt. Im Rahmen des Teilprojekts AdvanceDataAnalysis werden intersektionalitätsbasierte Verfahren für quantitative Datenanalysestrategien ermittelt und durchgeführt. In den vergleichenden Untersuchungen wird Geschlecht in Anlehnung an zentrale theoretische Konzepte verschieden operationalisiert und im Zusammenhang mit ausgewählten Themen der GBE analysiert.
14:25 Uhr
Zivilgesellschaftliche Beteiligung in der Gesundheitsberichterstattung zu Geschlecht – ein geschlechtersensibler und intersektionaler Ansatz in der Forschung mit Fokusgruppen
Dr. Kathleen Pöge | Robert Koch-Institut | Germany
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Autor*innen:
Dr. Kathleen Pöge | Robert Koch-Institut | Germany
Dr. Alexander Rommel | Robert Koch-Institut | Germany
Sarah Strasser | Robert Koch-Institut | Germany
Um die geschlechtliche und gesellschaftliche Heterogenität sichtbarer zu machen, werden im Teilprojekt AdvanceHealthReport Wege entwickelt, zivilgesellschaftliche Gruppen stärker in die Ausgestaltung der GBE und die Einordnung von Befunden einzubeziehen. Hierfür wurden vier Fokusgruppen durchgeführt, die in ihrer Konzeption, der Fragestellung und dem Sampling einen geschlechtersensiblen und intersektionalen Ansatz verfolgen. Diskutiert werden die Chancen und Herausforderungen dieses Ansatzes.