Partizipation im Bereich der sexuellen Gesundheitsbildung: Aufsuchende ärztliche Gesundheitsförderung am Setting Schule durch das Projekt wICHtig - ein Kooperationsprojekt der ÄGGF und KNAPPSCHAFT
Andrea Mais | ÄGGF e.V. | Germany
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Autor:in:
Andrea Mais | ÄGGF e.V. | Germany
Jugendliche sind bekanntermaßen nur wenig bereit und motiviert, die präventiven Angebote des Gesundheitssystems für sich in Anspruch zu nehmen. Welche Ansprache benötigen sie, damit gesundheitsfördernde und präventive Botschaften ankommen?
Ärztinnen und Ärzte der ÄGGF e.V. bieten in Kooperation mit der Krankenkasse KNAPPSCHAFT das Präventionsprojekt „wICHtig“ am Setting Schule an. In 90 minütigen ärztlichen Informations- und Fragestunden geht es um Themen rund um die sexuelle Gesundheit. Im Rahmen des jeweils altersangepassten, semistandardisierten ÄGGF-Kurrikulums sind es die Jugendlichen ab der 7. Klasse, die mit ihren Fragen, Unsicherheiten und auch Sorgen zum großen Themenbereich `Sexuelle Gesundheit` die Inhalte der ärztlichen Informationsstunden mitbestimmen. Die ÄGGF-Ärztin / der ÄGGF-Arzt gibt im Dialog diversity-orientiert verlässliche und vertrauenswürdige Antworten. Gleichzeitig werden dabei wichtige präventive Botschaften zu Verhütung, Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen vermittelt. Durch direktes Nachfragen können auch komplizierte Sachverhalte zielgruppengenau - wenn nötig wiederholt- erklärt werden. Ein deutlicher Vorteil gegenüber Printmedien oder Internetportalen. Um besonders die Jugendlichen aus bildungsfernen Schichten zu erreichen, werden die Schulen schwerpunktmäßig nach sozialkompensatorischen Gesichtspunkten ausgewählt.
Vorgestellt wird das erfolgreich etablierte Präventionsprojekt "wICHtig" an weiterführenden Schulen.Die wissenschaftliche Evaluation durch das IFT-Nord bestätigt die hohe Akzeptanz und den erfolgreichen Wissenszugewinn dieses Vorgehens bei den Jugendlichen.
Wie bewerten Frauen die Qualität der geburtshilflichen Versorgung durch Hebammen?
Mirjam Peters | Hochschule für Gesundheit (hsg), Bochum | Germany
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Autor:innen:
Mirjam Peters | Hochschule für Gesundheit (hsg), Bochum | Germany
Prof. Dr. Rainhild Schäfers | Hochschule für Gesundheit (hsg), Bochum | Germany
Hintergrund
Die geburtshilfliche Lebensphase gehört zu den bedeutendsten emotionalen Erlebnissen im Leben einer Frau (BMG, 2017; MGEPA, 2015), mit langfristigen Auswirkungen auf die gesundheitliche Entwicklung von Mutter und Kind (Bauer, 2011; Schäfers 2011). Doch wie erleben Frauen die Qualität der geburtshilflichen Versorgung? Durch den Roses Revolution Day ist das Thema der Verletzung von Menschenrechten während der Geburt (Human Rights in Childbirth - HRiC) in Europa bekannter geworden. Für Deutschland liegen keine Daten zu dem Thema vor (Bohren et al. 2015). In diesem Beitrag sollen erste Hinweise auf die Prävalenz von HRiC und mögliche Unterschiede in Bezug auf soziodemographische Merkmale gegeben werden.
Projektbeschreibung
In der durch das Landeszentrum Gesundheit NRW (Förderkennzeichen LZG TG 72 001/2016) geförderten, quantitativen Studie HebAB.NRW wurden Frauen u.a. zur Qualität der geburtshilflichen Versorgung befragt. Darunter waren auch Fragen, die sich in den Kontext von HRiC einordnen lassen. Die Auswertung, der 2018 erhobenen Daten, erfolgt unter Anwendung deskriptiver Statistikverfahren sowie Chiquadratbasierter Unabhängigkeitstests. Die Studie erhielt ein positives Votum der Ethikkommission der Hochschule für Gesundheit.
Schlussfolgerung
1683 Frauen konnten in die Datenauswertung eingeschlossen werden. Die Mehrheit der Frauen in dieser Studie bewertete die Betreuung der Hebammen als sehr gut oder gut. Die Ergebnisse zeigen jedoch auch, dass fast 35 % eine Verletzung von HRiC erlebt haben.
Diskussionsbeitrag
Es besteht ein Bedarf an validierten Instrumenten zur Erfassung der Verletzung von HRiC-Prävalenzen in Deutschland und Europa.
Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Inanspruchnahme betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) zur Förderung der Rückengesundheit bei Erwerbstätigen in Deutschland.
Sophie Hermann | Charité – Universitätsmedizin Berlin | Germany
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Autor:innen:
Sophie Hermann | Charité – Universitätsmedizin Berlin | Germany
Dr. Susanne Jordan | Robert Koch Institut | Germany
Anne Starker | Robert Koch Institut | Germany
Hintergrund
Krankheitsbedingte Fehlzeiten am Arbeitsplatz beruhen bei Frauen wie bei Männern zu einem hohen Anteil auf Rückenerkrankungen (Badura et al., 2018). Dabei wird die Rückengesundheit von Erwerbstätigen auch durch die körperl. Aktivität am Arbeitsplatz beeinflusst (Raspe, 2012). Werden im Rahmen von BGF Sport- und Bewegungsprogramme angeboten, können damit viele Beschäftigte angesprochen werden (Pieper et al., 2015). Im Beitrag wird die Inanspruchnahme von BGF hinsichtlich soziodemografischer, insb. geschlechtsspezifischer Merkmale untersucht.
Methode
In der repräsentativen Querschnittsstudie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2014/15-EHIS) des Robert Koch-Institutes wurde die Inanspruchnahme von BGF-Angeboten zur Rückengesundheit (Rückenschule, Rückengymnastik, Betriebssport) bei Erwerbstätigen (Frauen n=7.917, Männer n=6.619) erhoben.
Ergebnisse
Betriebssport wird von Männern, vor allem der unteren Alters- sowie niedrigen Bildungsgruppe, häufiger in Anspruch genommen als von Frauen (F: 23,3%; M: 30,6%). Bei Frauen bestehen keine signif. Unterschiede zwischen Alters- und Bildungsgruppen. Angebote zur Rückengesundheit nutzen verstärkt Frauen (F: 26,2%; M: 18,7%), wobei zwischen den Alters- sowie Bildungsgruppen für beide Geschlechter keine signif. Unterschiede bestehen.
Diskussion
Betriebl. Sport- und Bewegungsangebote werden von Frauen und Männern unterschiedlich genutzt. Um die Rückengesundheit von Erwerbstätigen zu erhalten und zu verbessern, besteht Bedarf, die Ursachen für die Unterschiede der Inanspruchnahme näher zu untersuchen. Weitere Erkenntnisse können dazu beitragen, die BGF-Angebote für eine geschlechtssensible Gestaltung zu optimieren.
Die Transformation des Gender Pay in den Gender Pension Gap
PD Dr. Ralf Himmelreicher | Freie Universität Berlin & Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) | Germany
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Autor:innen:
PD Dr. Ralf Himmelreicher | Freie Universität Berlin & Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) | Germany
Dr. Dina Frommert | Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund) | Germany
Dr. Christine Hagen | Deutsches Zentrum für Altersfragen (DZA) | Germany
1) Fragestellung: Ziel unseres Beitrags ist es zu untersuchen, in welchem Zusammenhang der Gender Pay Gap und der Gender Pension Gap stehen.
2) Projektbeschreibung: Hierfür stehen drei Perspektiven im Zentrum der Analyse: Zunächst geht es in einer individuellen Perspektive um stündlichen und monatlichen Arbeitseinkommen von Frauen und Männern, um den Gender Pay Gap zu analysieren. In einem zweiten Schritt wird der Gender Pension Gap dargestellt, drittens kombiniert beide Gaps in einem Bild.
3) Schlussfolgerung: Während sich der Gender Pay Gap vor allem in Ostdeutschland schließt und dort Frauen- teilweise Männerlöhne überholt haben, stellt sich hinsichtlich des Gender Pension Gaps eine andere Situation dar. Im Hinblick auf die Anwartschaften in der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) zeichnet sich ein erheblicher Gap ab, in Bezug auf die gesamten Alterseinkünfte wird dieser vor allem in Westdeutschland nochmals größer.
4) Diskussionsbeitrag: Materielle Unabhängigkeit erfordert während der Erwerbsphase gute Jobs mit auskömmlichen Löhnen. Bei abhängig Beschäftigten transformieren sich diese nahezu 1 zu 1 in Anwartschaften bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Vor allem langjährige niedrig entlohnte Teilzeitbeschäftigung geht mit niedrigen Anwartschaften einher. Damit verbundene geringere betriebliche Bindung führt zudem zu niedrigen GRV-Anwartschaften aus der betrieblichen wie privaten Vorsorge, mit dem Effekt eines vergleichsweise großen Gender Pension Gaps. Dieser Gap stellt die materiellen Unterschiede einer Bilanz der Erwerbs-, Familien- und Vorsorgebiografie von Frauen und Männern dar.
Vorzeitige Sterblichkeit von Männern - ein globaler Gesundheitsindikator?
Prof.in Dr.in Doris Bardehle | Stiftung Männergesundheit Berlin | Germany
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Autor:in:
Prof.in Dr.in Doris Bardehle | Stiftung Männergesundheit Berlin | Germany
Hintergrund / Fragestellung
Die Aufmerksamkeit für Männergesundheit und deren Lebensqualität hat in Ländern Europas, Amerikas, in Australien und Asien zugenommen. Was anfänglich als männerorientierte Entwicklung imponierte, ist gegenwärtig stärker in Fragen der Gendergleichheit eingebettet.
Projektbeschreibung / Methode
In Europa wurde durch den WHO-Bericht: „The Health and Well-being of Men in the WHO European Region“ ein deutliches Zeichen für alle Mitgliedsländer gesetzt, mehr Beachtung der Männergesundheit zu widmen. Dazu gibt es ein Strategiepapie und eine Resolution.
Schwerpunkte (Goals and Objectives) sind: Reduzierung der vorzeitigen Sterblichkeit von Männern, Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität (Well-being“ von Männern und die Verbesserung der Geschlechtergleichheit mit einem Fokus für Männer auf self-care, fatherhood, unpaid care, violence prevention and sexual and reproductive health).
Schlussfolgerungen / Ergebnisse
Die Global Action of Men´s Health hat Probleme der Männergesundheit aufgegriffen und für September 2019 eine Webinar-Konferenz für alle europäischen Länder einberufen, um den aktuellen Stand und weiterführende Aktivitäten zu diskutieren. Eine Analyse des Trends der vorzeitigen Sterblichkeit für Deutschland bis zum Jahr 2017 soll die aktuelle Situation ermitteln und Vorschläge für eine Männergesundheitsstrategie vorstellen.
Diskussionsbeitrag / Lessons learned
Der führende Indikator für die „Nachhaltige Entwicklung in Deutschland“ ist der Indikator „Vorzeitige Sterblichkeit“. Es gibt einen Trend zur Reduzierung, jedoch gegenüber Frauen sind die Werte noch zu hoch.
Ernährung und Geschlecht: Stereotype Konstruktionen, Konnotationen und Hierarchien in Ernährungshandlungen
Alexandra Sept | Technische Universität München | Germany
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Autor:in:
Alexandra Sept | Technische Universität München | Germany
(1) Hintergrund
Ernährung und Geschlecht beeinflussen sich wechselseitig und sind untrennbar miteinander verknüpft. Im Rahmen des Moduls 6.2 des interdisziplinären Ernährungsclusters enable, das neue Strategien entwickelt, um Menschen in unterschiedlichen Lebensphasen gesünder zu ernähren, soll daher auf den Einfluss des Geschlechts und dessen Wirkmechanismen auf Ernährung eingegangen werden.
(2) Projektbeschreibung
Nach der Auswertung der bereits bestehenden Literatur wurden die im Rahmen des Projekts geführten 15 qualitativen Interviews mit Personen aller Altersstufen aus der ersten Förderperiode und 45 biografische Interviews aus der zweiten Förderperiode ausgewertet.
(3) Ergebnisse
Ungesunde Ernährung wird als Resilienz gegen inkorporiertes Wissen über Ernährung und gegen einen hegemonialen Gesundheitsdiskurs interpretiert. Soziale Normen spielen dabei eine wichtige Rolle, da die Ernährung segregiert und ein identitätsstiftendes Element der Gruppenbildung darstellt. Frauen aller Altersgruppen scheinen stärker als Männer an gesunder Ernährung interessiert zu sein. Die befragten Personen beziehen sich auf Mütter und Großmütter, wenn sie über gesunde Ernährung sprechen und machen diese so für gesunde Mahlzeiten der ganzen Familie verantwortlich.
(4) Diskussionsbeitrag
Ernährung kann als Konstruktionsprozess ‚natürlicher‘ Geschlechtlichkeit verstanden werden. Geschlechtsspezifische Körpernormierungen und geschlechterhierarchische Konnotationen zeigen, dass trotz der zunehmenden Gleichstellung der Geschlechter in den Bereichen Politik und Wirtschaft, im Ernährungsbereich weiterhin starke geschlechterstereotype Verhaltensweisen auftreten.