Hintergrund: Durch die Einführung der Geschlechtsoption „divers“ erfährt die Berücksichtigung der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt in Deutschland an Aktualität. Dabei ist es sinnvoll, die Konsequenzen für Forschung und Berichtssysteme nicht auf die Frage einer dritten Option zu verengen. Aufgrund der heteronormativen Gesellschaftsordnung sind LSBTIQ Personen eher Minoritätenstress ausgesetzt und mit Barrieren in der Gesundheitsversorgung konfrontiert. Der Gesundheits- und Sozialberichterstattung fehlt es an Informationen, um geschlechtliche und sexuelle Vielfalt angemessen repräsentieren zu können. Projektbeschreibung: Die Session stellt Vorhaben vor, die das Ziel haben, diese Datenlücken zu schließen. Der Fokus liegt zum einen auf der methodischen Herausforderung einer adäquaten Erfassung von Geschlecht und sexuellen Orientierungen im Forschungsprozess. Zum anderen sollen die Fragestellungen und die den Vorhaben zugrundeliegenden Informationsbedarfe diskutiert werden. Ergebnisse: Erfahrungen in der Erfassung von Geschlecht und sexuellen Orientierungen sowie Potenziale und Risiken in der Kommunikation der Befunde werden zusammengetragen. Diskussionsbeitrag: Gemeinsam mit dem Auditorium sollen die einzelnen Forschungsansätze sowie die Integration der Ergebnisse in künftige Sozial- und Gesundheitsberichte diskutiert werden. Methodische Probleme sollen dabei ebenso thematisiert werden wie die Risiken der Diskriminierung und Stigmatisierung durch kategoriale Zu-/Beschreibungen.
11:00 Uhr
Geschlecht und Begehren in der Surveyforschung
Prof. Dr. Linda Supik | Leibniz Forschungszentrum Inclusive Citizenship | Germany
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Autor*in:
Prof. Dr. Linda Supik | Leibniz Forschungszentrum Inclusive Citizenship | Germany
Diskriminierung kann im Rahmen repräsentativer Befragungen im Zeitverlauf beobachtet werden. Bislang wird aber nur teilweise erfasst, wie die Befragten in Bezug auf die Kategorien des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes verortet sind. So werden in der binären Geschlechtsabfrage Trans*- und Inter*Personen statistisch nicht sichtbar und sexuelle Orientierungen werden nur selten erhoben. Der Beitrag fasst die Empfehlungen eine Expertise der Antidiskriminierungsstelle des Bundes zusammen.
11:20 Uhr
Erhebung von Daten zu Geschlechteridentitäten - Erfahrungen aus der Studie Gesundheit und Sexualität in Deutschland (GESID)
Dr.in Ursula von Rüden | Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung | Germany
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Autor*in:
Dr.in Ursula von Rüden | Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung | Germany
Die Daten der GeSiD Studie bieten sich in besonderer Weise an, geschlechtsspezifische Angaben in Befragungen einzuordnen, da sowohl die amtlich hinterlegte Geschlechtszuordnung als auch die subjektive Zuordnung sowie die Zuordnung des Geschlechtes bei der Geburt vorliegt. Damit ist es innerhalb dieser ersten umfassenden repräsentativen Befragung zum sexuellen Verhalten der Bevölkerung in Deutschland erstmals möglich, geschlechtsidentifizierenden Daten mit dem Sexualverhalten zu verknüpfen.
11:40 Uhr
SOEP-LGB: Ergänzung der Dateninfrastruktur des SOEP um eine Stichprobe von Lesben, Schwulen und Bisexuellen
Dr. Mirjam Fischer | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung | Germany
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Autor*innen:
Dr. Mirjam Fischer | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung | Germany
Dr. David Richter | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung | Germany
Prof. Dr. Martin Kroh | Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung | Germany
Die gesellschaftliche Debatte um gleichgeschlechtliche Partnerschaften sowie gleichgeschlechtliche Eltern hat deutlich an Relevanz gewonnen. Eine belastbare Datenlage zu deren Versachlichung steht derzeit jedoch nicht in hinreichendem Umfang zur Verfügung. Daher wird das bevölkerungsrepräsentative SOEP im Befragungsjahr 2019 um 900 Haushalte von LGB erweitert. Dabei werden objektive und subjektive Lebenswirklichkeit von LGBs in Deutschland untersucht.
12:00 Uhr
Wie viele Dimensionen haben Geschlecht und soziosexuelle Lebensweise? Methodische Erfahrungen aus der quantitativen Forschung mit sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten
Prof. Dr. Gabriele Dennert | FH Dortmund | Germany
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Autor*in:
Prof. Dr. Gabriele Dennert | FH Dortmund | Germany
Quantitative Forschung erfordert valide Messinstrumente, die es ermöglichen, Menschen in Gruppen einzuteilen und diese zu vergleichen. Demgegenüber steht der Wunsch insbesondere bei Angehörigen sexueller und geschlechtlicher Minderheiten, sich nicht kategorisieren zu lassen. Wir erleben eine Vervielfältigung Selbstbezeichnungen, die nur schwer erfassbar scheint. Der Beitrag stellt theoretische Grundlagen und praktische Erfahrungen aus verschiedenen Studien unserer Arbeitsgruppe zur Diskussion.