Angesichts der demographischen Entwicklung in Deutschland wird die Zielgruppe „Ältere Menschen“ immer wichtiger in der Gesundheits- und Sozialberichterstattung. Da es in der amtlichen Statistik sehr wenige präventionsrelevante Daten hierzu gibt, muss man zunehmend zu anderen Datenquellen greifen. Wichtig in diesem Zusammenhang sind selbstgenerierte Daten wie Befragungen und Surveys. In diesem Fachforum werden einige aktuelle Beispiele hierfür aufgezeigt. Unter anderem wird eine neue RKI-Studie zur Ergänzung ihrer Surveys durch die Einbeziehung von hochaltrigen und gesundheitlich eingeschränkten Menschen vorgestellt, die sonst aus methodischen Gründen hätten ausgeschlossen werden müssen.
Darüber hinaus werden die Methodik und einige Ergebnisse der LISAII Studie des Bezirksamts Mitte von Berlin vorgestellt. Hierbei wurde versucht, in einer umfassenden Befragung im Bezirk Mitte auch die gesundheitliche und soziale Lage der älteren Bevölkerung mit Migrationshintergrund zu erfassen.
Im dritten vorgesehenen Beitrag geht es um die Ergebnisse einer Befragung an der Humboldt Universität zur Wohnsituation älterer Menschen in Berlin.
15:45 Uhr
Wie gewinnen wir ältere und hochaltrige Menschen für Gesundheitssurveys? – Die Studie Gesundheit 65+ des Robert Koch-Instituts (RKI)
Hanna Perlitz | Robert Koch-Institut | Germany
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Autor*innen:
Hanna Perlitz | Robert Koch-Institut | Germany
Dr. Beate Gaertner | Robert Koch-Institut | Germany
Dr. Antje Gößwald | Robert Koch-Institut | Germany
Patrick Schmich | Robert Koch-Institut | Germany
Dr. Christa Scheidt-Nave | Robert Koch-Institut | Germany
Dr. Judith Fuchs | Robert Koch-Institut | Germany
1) Hintergrund
Zur Identifikation präventions- und versorgungsrelevanter Maßnahmen für die Gesunderhaltung der älteren Bevölkerung in Deutschland bedarf es einer ausführlichen Datengrundlage, die Hochaltrige und gesundheitlich eingeschränkte ältere Menschen einbindet.
2) Methode
Die Studie „Erweiterung des bisherigen RKI-Monitorings durch die Einbindung von Hochaltrigen und gesundheitlich eingeschränkten älteren Menschen“, Studientitel „Gesundheit 65+“, erhebt zwischen 2020 und 2022 Daten zur gesundheitlichen Lage, Lebensweltfaktoren sowie Teilhabe und Aktivität von ca. 2700 Menschen dieser Bevölkerungsgruppe in Deutschland.
3) Ergebnisse
Für die Einbindung der älteren und hochaltrigen Menschen in die repräsentativen Gesundheitssurveys des RKI wird ein erfolgreich getestetes angepasstes Design verwendet. Grundlage dafür ist neben einer disproportionalen Stichprobenziehung eine mehrstufige Kontaktierung der Studienteilnehmenden (postalisch, telefonisch und face-to-face). Die Datenerhebung umfasst einen schriftlichen Fragebogen und eine Untersuchung vor Ort in einem Studienraum oder im Hausbesuch. Die Einbindung von Kontaktpersonen oder einer gesetzlichen Vertretung ist möglich.
4) Diskussionsbeitrag
Über ein mehrstufiges Studiendesign werden in der Gruppe der älteren und hochaltrigen Menschen auch gesundheitlich eingeschränkte Menschen erreicht. Auf Basis dieser repräsentativen Daten können Entscheidungsfindungen für politische Maßnahmen zur Optimierung der Gesundheitsversorgung unterstützt werden.
16:05 Uhr
Die Befragung LISA II – Lebensqualität, Interessen und Selbstständigkeit im Alter – eine Befragung im Bezirk Mitte von Berlin
Jeffrey Butler | Bezirksamt Mitte von Berlin | Germany
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Autor*in:
Jeffrey Butler | Bezirksamt Mitte von Berlin | Germany
In der LISA-Studie wurde 2019 zum zweiten Mal eine tiefer gehende Befragung der über 60-jährigen Bevölke-rung im Bezirk Mitte durchgeführt. Hierbei ging es insbesondere darum, fundierte Daten für die Gestaltung von Angeboten für diese Bevölkerungsgruppe sowie für eine Schwerpunktsetzung im Fachgebiet „Gesundheit im Alter“ zu erhalten. Da ein sehr großer Anteil der bezirklichen Bevölkerung eine Zuwanderungserfahrung (ZWE) vorweist, war eine angemessene Beteiligung dieser Bevölkerungsgruppe eine wichtige Vorgabe für diese Befra-gung. Um deren Beteiligung zu erhöhen, wurde der Fragebögen sowie die Anschreiben ins Türkische, Russische, Polnische, Arabische und Englische übersetzt und gezielt mitgeschickt. Ältere Menschen mit Zuwanderungser-fahrung bekamen ebenfalls bei Bedarf Hilfe von muttersprachlichen Interviewern beim Ausfüllen des Fragebo-gens.
Neben Fragen zur Gesundheit, zur Inanspruchnahme gesundheitlicher Versorgung sowie zur Lebenssituation enthielt der Fragebogen auch standardisierte Instrumente, um gesundheitsbezogene Lebensqualität, soziale Unterstützung, Selbstwirksamkeit, riskantes Trinkverhalten sowie Anzeichen von Depression bei der älteren Bevölkerung im Bezirk zu messen. Darüber hinaus wurde einen großen Wert auf die Identifizierung von Barrie-ren zur körperlichen Bewegung in der näheren Nachbarschaft (Bezirksregionen) gelegt.
Die insgesamt 1590 Rückläufe bei der Befragung haben unsere Erwartungen deutlich übertroffen und machen etwas über 2% der über 60-jährigen Bevölkerung im Bezirk aus. Insgesamt scheint die Verteilung der Rückläufe nach soziodemografischen Merkmalen (u.a. Geschlecht, Alter, Verteilung im Bezirk und Staatsangehörigkeit) ein gutes Abbild unserer älteren Bevölkerung zu sein. Geplant ist eine Veröffentlichung der Ergebnisse im ersten Halbjahr 2020. Zum Kongress werden erste, ausgewählte Ergebnisse vorgestellt.
16:45 Uhr
Gesundheit im Alter von Menschen ab 55 Jahren in Frankfurt am Main: Ergebnisse nach Sozialstatus
Dr. Manuela Schade | Gesundheitsamt Frankfurt am Main | Germany
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Autor*in:
Dr. Manuela Schade | Gesundheitsamt Frankfurt am Main | Germany
Hintergrund:
Daten zum Gesundheitszustand der älteren Frankfurter Bevölkerung liegen derzeit nicht vor. Die aus dem Jahre 12/13 in Frankfurt durch das RKI erhobene Zusatzstichprobe der „GEDA“ Studie (Gesundheit in Deutschland aktuell) soll weitere Erkenntnisse liefern zum Gesundheitszustand und weiteren Parametern der älteren Bevölkerung ab 55 Jahren stratifiziert nach Sozioökonomischen Status (SES).
Methodik:
Von 03/12 bis 03/13 wurden Daten von Frankfurter Bürgern über 18 Jahre mittels computergestützter telefonischer Befragung durch eine repräsentative Zufallsstichprobe aus dem Festnetz-Stichprobensystem des ADM (Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V.) erhoben. U.a. wurden gesundheitsbezogene, lebensstilbezogene und umweltbezogene Daten erfasst und mit dem vorliegenden Sozioökonomischen Status in Beziehung gesetzt. Vor der Analyse erfolgte eine Gewichtung der Daten. Es wurden nur Personen ab 55 Jahre berücksichtigt.
Ergebnisse:
904 der 2698 Befragten sind 55 Jahre und älter. Davon sind 40,2% zwischen 55-64 Jahre, 48,3% 65-79 Jahre und 11,5% 80 Jahre und älter. 54,6% der Personen sind weiblich. 17,3% der Probanden weisen einen niedrigen SES auf und 21,4% einen hohen SES. Die Mehrheit der Älteren verfügt über einen mittleren SES. Eine detaillierte Auswertung der Daten liegt noch nicht vor. Es wird angenommen, dass Menschen mit niedrigerem sozioökonomischem Status häufiger benachteiligt sind.
Schlussfolgerung:
Die Ergebnisse liefern eine erste Einschätzung zur gesundheitlichen Lage der älteren Frankfurter Bevölkerung nach SES und ermöglicht erste Einschätzungen zur Ableitung von Handlungsempfehlungen.