Indem Deutschland 2015 die Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung unterzeichnet hat, hat sich die Bundesregierung zum Universal Health Coverage als globales Gesundheitsziel verpflichtet: Es gilt dafür Sorge zu tragen, dass alle Menschen die von ihnen benötigten […] Gesundheitsleistungen in ausreichender Qualität in Anspruch nehmen können, ohne in finanzielle Not zu geraten.
Der deutsche Staat hat sich damit erneut verpflichtet, die notwendigen Gesundheitsdienste für alle in Deutschland lebenden Menschen diskriminierungsfrei zugänglich zu machen und sich verstärkt um die Schwächsten zu kümmern unter dem Motto „leave no one behind“.
Laut offiziellen Angaben leben ca. 79.000 Menschen in Deutschland ohne eine Krankenversicherung. Diese Daten beziehen sich jedoch nur auf deutsche Staatsbürger*innen und Menschen, die in Deutschland offiziell gemeldet sind. Weder Wohnungslose, noch Menschen ohne gültigen Aufenthaltsstatus, Personen mit hohen Beitragsschulden oder hinzugezogene EU-Bürger*innen kommen in dieser Statistik vor.
Viele dieser Menschen, denen humanitäre Organisationen und Wohlfahrtsverbände in ihrer praktischen Arbeit begegnen, haben jedoch keinen Zugang zum Gesundheitssystem.
Um das Thema von verschiedenen Seiten zu beleuchten sollen, nach einem ersten Überblick über die rechtliche Situation der verschiedenen Personengruppen, zwei Zielgruppen näher vorgestellt und ihre Barrieren in das Regelsystem gemeinsam mit dem Publikum diskutiert werden.
11:00 Uhr
Menschen ohne Zugang zu medizinischen Versorgungsstrukturen. Vorstellung einzelner Personengruppen anhand von Fallbeispielen aus der Beratung in der Medizinischen Ambulanz ohne Grenzen, Mainz.
Nele Wilk (Kleinehanding) | Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. | Germany
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Autor*in:
Nele Wilk (Kleinehanding) | Armut und Gesundheit in Deutschland e.V. | Germany
Menschen ohne Krankenversicherung sind keine homogene Gruppe. Die Hintergründe des mangelnden Versicherungsschutzes und damit einhergehende Ansprüche und Zugangsmöglichkeiten in das Regelsystem sind sehr vielfältig und komplex.
Anhand von konkreten, anonymisierten Falldarstellungen werden die unterschiedlichen Personengruppen sehr praxisnah unter Einbeziehung rechtlicher Möglichkeiten und Grenzen dargestellt.
11:40 Uhr
Ohne Wohnung und krank – Gesundheitliche Versorgung von Menschen in einem Wohnungsnotfall
Sabine Bösing | Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. | Germany
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Sabine Bösing | Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. | Germany
Menschen, die ganz ohne Unterkunft auf der Straße leben, die in Sammelunterkünften untergebracht sind, in prekären Mitwohnverhältnissen leben oder von Wohnungsverlust bedroht sind, gehören einer gesundheitlich hoch belasteten Bevölkerungsgruppe an. Sie erleben Ausgrenzung in allen wichtigen Lebensbereichen, insbesondere auch vom Gesundheitssystem. Die BAG W fordert daher die Umsetzung des Rechts auf Gesundheit für alle. Empfehlungen zur Umsetzung werden vorgestellt.