Die Frage nach der ethischen Verantwortung von Forschung im Kontext von Flucht und Migration muss auf mehreren Ebenen adressiert werden. Wer beforscht wen, wodurch werden Fragestellungen legitimiert, was passiert mit den Ergebnissen, wenn sie veröffentlicht werden? Wie kann eine (un)gewollte Fehlinterpretation der Ergebnisse vermieden werden? Wie sehen konkrete Strategien gegen Instrumentalisierung der Beforschten oder gegen eine (Re-)Produktion von Stigmata, diskriminierenden Kategorien und Ausschlüssen aus? Welche Rolle spielt hierbei die Vernetzung unterschiedlicher Arbeitsfelder um den Prozess unterstützen?
Aus verschiedenen Perspektiven wollen wir diskutieren, wie im Hinblick auf Migration, Rassismus und Intersektionalität verantwortungsvoll geforscht und kommuniziert werden kann. Es werden Herausforderungen aufgezeigt und diversity-sensible Strategien vorgestellt. Welches Wissen ist für Beforschte nützlich und wer kann das beurteilen? Wie kommen wir zu einer gemeinsamen Perspektive?
Mit drei Beiträgen legen wir einen Fokus auf mögliche Strategien im Umgang mit Fallstricken und Gefahren einer Forschung, die den Anspruch hat neutral zu sein. Aus unterschiedlichen Perspektiven soll ein gemeinsamer Blick auf diese Fragen entstehen. Es erfolgt ein Transfer vom Workshop im letzten Jahr und es werden die Perspektiven praktische Sozialarbeit in einer Unterkunft für LSBTI*-Geflüchtete und eines Forschungsprojektes einer selbstorganisierten Gruppe eingebracht.
Der Workshop lässt Community Vertreter*innen, Forschende und Praktiker*innen zu Wort kommen und lädt die Teilnehmenden ein, interaktiv Lösungsvorschläge für eine diskriminierungssensible Forschung zu erarbeiten.
09:00 Uhr
Wie können Forschungsdaten antidiskriminierend kommuniziert werden?
Navina Sarma | Robert Koch Institut | Germany
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Autor*in:
Navina Sarma | Robert Koch Institut | Germany
In diesem Beitrag werden die Ergebnisse des Workshops zu verantwortungsvoller Kommunikation von Forschungsergebnissen im Bereich Migration vom letzten Jahr vorgestellt. Er nahm die Fragen der verwendeten Sprache, Kategorien und des Framings in den Fokus und beleuchtete diese aus unterschiedlichen Perspektiven (Forschung, Praxis, Studierende, Sozialarbeit, Entscheidungsträger*innen). Auf dieser Grundlage soll in dem diesjährigen Workshop eine weiterführende Diskussion ermöglicht werden.
09:20 Uhr
Erfahrungen praktischer sozialer Arbeit in einer Unterkunft für LSBTI*-Geflüchtete und der Transfer in die Forschung
Antje Sanogo | Schwulenberatung | Germany
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Autor*in:
Antje Sanogo | Schwulenberatung | Germany
Aus Sicht der sozialen Arbeit werden Erfahrungen aus einer Unterkunft für LSBTI*-Geflüchtete und damit verbundene Fragen und Konsequenzen für verantwortungsvolle Forschung berichtet. Forschung zur gesundheitlichen Situation und Versorgung dieser Gruppe schafft Sichtbarkeit und Bewusstsein für Bedarfe und intersektionale Verschränkungen von sozialen Realitäten. Zugleich ist eine kritische Reflexion wichtig, um Stigmatisierung und unnötige Offenlegung von Informationen zu vermeiden.
09:40 Uhr
Vorstellung eines Peer-Research Projekts mit Blick auf die Rolle der Vernetzung mit Praxis und Wissenschaft
Michail Khor | BerLUN | Germany
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Autor*in:
Michail Khor | BerLUN | Germany
BerLUN steht für in Berlin lebende russischsprachige Menschen, die Drogen nehmen oder genommen haben. Als selbstverwaltete Organisation schafft BerLUN eine Brücke zwischen Community und Hilfesystem. Um den Hilfebedarf der Community zu ermitteln, wurde eine fragebogengestützte Studie durchgeführt, die hier vorgestellt wird. Zudem blicken wir auf die Frage, welche Rolle und Bedeutung die Vernetzung mit relevanten Akteur*innen für BerLUN hat.