Deine Abschlussarbeit verdient ein größeres Publikum als die Schublade?!
Dann ist die Posterpräsentation vom Fachbereich Studierende der DGPH auf dem Kongress Armut und Gesundheit genau das Richtige für Dich. Im Rahmen der Posterpräsentation stellen Studierende und Alumni (bis 1 Jahr nach Abschluss) Bachelor- und Masterarbeiten vor und zeigen ihr wissenschaftliches Know-How.
15:45 Uhr
Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland. Versorgung im Parallelsystem am Beispiel der bundesweit aktiven Medinetze und Medibüros mit dem Fokus auf EU-Ausländer*innen
Sophie Busalt | Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer | Germany
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Autor*in:
Sophie Busalt | Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer | Germany
Hintergrund:
Über 100.000 Menschen in Deutschland haben keine Krankenversicherung oder Probleme einen barriere-/diskriminierungsfreien Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erhalten. NGOs, beispielsweise die Medinetze/Medibüros, versorgen diese mit medizinischen Gesundheitsleistungen (Parallelsystem).
Methode:
Mit systematisierenden Expert*inneninterviews mit Ehrenamtlichen der Medinetze/Medibüros wurde deren soziale Lebenswelt und Interpretation der Arbeit im Parallelsystem erforscht und herausgearbeitet, wie relevant speziell die Anspruchsgruppe der EU-Ausländer*innen für die Arbeit der NGOs ist und welche sozialen Mechanismen dazu führen, dass diese Gruppe keine Krankenversicherung hat.
Ergebnisse:
Die Arbeit der NGOs gestaltet sich als herausfordernd und widersprüchlich. Die Medinetze/Medibüros arbeiten konstant an ihrer eigenen Abschaffung, während sie das Parallelsystem aus moralischer Verpflichtung aufrecht erhalten.
Ursächlich für eine fehlende Krankenversicherung sind z.B. fehlendes Wissen und eine fehlende sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bei EU-Ausländer*innen, sowie Stigmatisierung/Diskriminierung v.a. der Gruppe von Sinti und Roma. Bei gesundheitlichen und staatlichen Institutionen bestehen hinderliche Informationsdefizite.
Lessons Learned:
Es besteht ein Forschungsauftrag für die Disziplin Public Health um ein Problembewusstsein bei politischen Akteur*innen zu schaffen und eine gesellschaftliche Debatte zu initiieren. Politischer Handlungsbedarf besteht darin Clearingstellen zu schaffen und zu finanzieren, um die EU-Ausländer*innen bei der Integration in die Regelversorgung zu unterstützen.
15:55 Uhr
Psychische Gesundheit und HIV bei Jugendlichen in der Sub-Sahara: Ein Review
Dr. Anja Dessauvagie | HAW Hamburg | Germany
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Autor*innen:
Dr. Anja Dessauvagie | HAW Hamburg | Germany
Prof. Dr. Gunter Groen | HAW Hamburg | Germany
Astrid Jörns-Presentati | HAW Hamburg | Germany
Ann-Kathrin Napp | HAW Hamburg | Germany
1) Hintergrund/Fragestellung
HIV ist v.a. im südlichen Afrika weit verbreitet. Viele perinatal infizierte Kinder erreichen heute das Erwachsenenalter, weshalb zunehmend die psychische Gesundheit von HIV-positiven Jugendlichen in den Fokus rückt. Das Review gibt einen Überblick über die Häufigkeit psychischer Störungen in dieser Gruppe.
2) Projektbeschreibung/Methode
Die Arbeit entstand im EU-Projekt MEGA. Eine Literaturrecherche in PubMed, Scopus, ScienceDirect und PsycINFO ergab 1411 Publikationen, von denen 37 ins Review eingeschlossen wurden. Diese Arbeit wertet 17 Publikationen zu Jugendlichen im Kontext von HIV aus.
3) Schlussfolgerung/Ergebnisse
Bei Untersuchung mit standardisierten Screening-Instrumenten wiesen 9-51% der HIV-positiven Jugendlichen und 27-53% der Jugendlichen aus von HIV betroffenen Familien psychische Auffälligkeiten auf. Risikofaktoren waren: Armut, dysfunktionale Familien, fehlende soziale Unterstützung, Stigmatisierung, Gewalterfahrungen, sowie bei HIV-positiven Jugendlichen eine schlechte körperliche Gesundheit.
4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Die Prävalenz von psychischen Störungen bei HIV-positiven und von HIV betroffenen Jugendlichen ist deutlich höher als die von nicht betroffenen Kindern und Jugendlichen. HIV-positive Jugendliche und von HIV betroffene Jugendliche sind mit etwa gleicher Häufigkeit von psychischen Störungen betroffen. HIV in der Sub-Sahara geht mit einer Vielzahl von psychosozialen Belastungen einher. Interventionen müssen diese kontextuellen Faktoren in den Blick nehmen.
16:05 Uhr
“Queer Migrants Welcome” in Public Health-Lehrveranstaltungen
Leyla Polat | Uni Bielefeld | Germany
Elsa Rabe | Uni Bielefeld | Germany
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Autor*innen:
Leyla Polat | Uni Bielefeld | Germany
Elsa Rabe | Uni Bielefeld | Germany
Dr. Yudit Namer | Universität Bielefeld | Germany
Professorin Dr. Dr. Hürrem Tezcan-Güntekin | Alice Salomon Hochschule Berlin | Germany
Hintergrund: Menschen mit heterogenen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten stehen selten im Mittelpunkt der Public Health-Lehre. LGBTQ-Personen sind besonders gefährdet, beim Zugang zur und bei der Nutzung von Gesundheitsangeboten diskriminiert zu werden. Um Studierende der Gesundheitswissenschaften für Vielfalt dahingehend zu sensibilisieren, LGBTQ-Personen in ihrer zukünftigen Forschung, Lehre und Praxis zu berücksichtigen, müssen diese Themen während des Studiums aktiv reflektiert werden.
Methode: Ziel des Moduls war die Wissensgenerierung und Reflexion zur gesundheitlichen Situation von LGTBQ Menschen und die Entwicklung einer Webseite, die sich auf die Perspektive von LGBTQ-Geflüchtete und Migrant*innen konzentriert.
Ergebnisse: Die Studierenden entwickelten durch Recherchen und Gruppendiskussionen ein Verständnis von LGBTQ, Migration und Gesundheit und beschlossen, eine englischsprachige Website (https://queermigrantswelcome.jimdofree.com) zu erstellen und bestehende Erkenntnisse in selbst verfassten Blogposts darzustellen. Die Bilder auf der Homepage wurden von den Studierenden selbst gezeichnet, da sie die frei verfügbaren LGBTQ-Bilder als zu stereotyp empfanden. Beratungsstellen für LGBTQ-Personen in Deutschland wurden unter Angabe der Beratungssprachen angeführt.
Lessons Learned: Bereits im Bachelorstudium können Studierende innovative Medien gestalten, die die Gesundheitsversorgung marginalisierter Menschen verbessern und zum Abbau diskriminierender Strukturen beitragen können. Genügend Freiraum der Studierenden bei Entscheidungen ist Voraussetzung für einen gelingenden Lernprozess und eine hohe Identifikation mit dem Thema.
16:15 Uhr
Qualitätsentwicklung in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung – Erfahrungen kommunaler Projekte bei der Umsetzung der Good Practice-Kriterien
Gesa Graßmann | Qualitätsverbund Netzwerk im Alter Pankow e.V. - QVNIA e.V. | Germany
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Autor*in:
Gesa Graßmann | Qualitätsverbund Netzwerk im Alter Pankow e.V. - QVNIA e.V. | Germany
Qualität ist in der Gesundheitsförderung und Prävention ein präsentes Thema, welches durch das Präventionsgesetz neue Aufmerksamkeit erhalten hat. Vor allem Kommunen haben bei der Entwicklung und Sicherung der Qualität noch Nachholbedarf. Diesen Bedarf aufzuholen ist von enormer Wichtigkeit, da gerade in der Lebenswelt Kommune zu schwer erreichbaren Zielgruppen ein Zugang für präventive und gesundheitsförderliche Projekte gefunden werden kann. Diese Menschen zu erreichen ist für die notwenige Herstellung gesundheitlicher Chancengleichheit unerlässlich. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von zur Verfügung stehenden Qualitätsinstrumenten in der Gesundheitsförderung. Eines davon sind die Good Practice-Kriterien des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit, die speziell für Projekte der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung ein Mittel zur Selbstreflektion darstellen sollen. Um einen Einblick in die Erfahrungen bezüglich der Qualitätsentwicklung und -sicherung speziell im Umgang mit den Good Practice Kriterien zu erhalten, soll folgende Forschungsfrage beantwortet werden: Welche Erfahrungen haben kommunale und bereits ausgezeichnete Good Practice-Projekte bei der Qualitätsentwicklung und -sicherung im Allgemeinen und bei der Umsetzung der Good Practice-Kriterien im Besonderen gemacht?
Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage wurden drei qualitative, leitfadengestützte Experteninterviews geführt. Die Auswahl der Projektvertreterinnen und -vertreter erfolgte über die Praxisdatenbank des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit. Die Auswertung der Interviews erfolgte angelehnt an Mayrings inhaltlich strukturierender Inhaltsanalyse.
Weitere Informationen, sowie die Ergebnisse erhalten Sie bei der Posterpräsentation zum Kongress Armut und Gesundheit 2020.
16:25 Uhr
Die Akzeptanz von Keuchhustenimpfungen während der Schwangerschaft in Deutschland
Laura Jung | London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) | United Kingdom
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Autor*in:
Laura Jung | London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) | United Kingdom
Hintergrund
Eine neue Strategie zur Senkung Keuchhusten-assoziierte Säuglingssterblichkeit ist die Impfung während der Schwangerschaft. In Deutschland gibt es aktuell noch keine allgemeine Empfehlung für diese Impfung. Auch ist die Impfrate von anderen, während der Schwangerschaft empfohlenen Impfungen sehr niedrig.
Diese Studie untersucht die Intention von schwangeren Frauen eine Keuchhustenimpfung während der Schwangerschaft zu akzeptieren, sowie Vorrausetzungen für eine erfolgreiche Einführung der Impfung.
Methoden In Kooperation mit dem Vaccine Confidence Project wurde eine Querschnittsstudie mittels online Fragebogen durchgeführt. Dieser Fragebogen wurde auf der Basis internationaler Studien entwickelt und an den deutschen Kontext angepasst. Die Daten wurden anschließend statistisch untersucht.
Ergebnisse 50% der Teilnehmerinnen gaben an, dass sie eine Keuchhustenimpfung während der Schwangerschaft akzeptieren würde. Hauptgründe für die Ablehnung waren Sicherheitsbedenken. Rund 50% der Frauen sahen Impfungen während der Schwangerschaft kritisch, obwohl die Mehrheit eine positive Einstellung gegenüber Impfungen im Allgemeinen äußerte. Als vertrauenswürdigste Informationsquellen wurden medizinisches Fachpersonal, sowie das RKI genannt, allerdings zeigten sich Unterschiede im Informationsverhalten zwischen Frauen, welche die Impfung ablehnen und denen, die sie befürworten.
Diskussion Die Akzeptanz von Impfungen während der Schwangerschaft in Deutschland ist niedriger als in anderen Ländern. Aufgrund des Vertrauens in medizinisches Fachpersonal sollte dieses vermehrt in Kommunikationsstrategien hinsichtlich Impfungen während der Schwangerschaft einbezogen werden.