Hintergrund: Menschen, die von sexualisierter Gewalt und/oder Gewalt in Beziehungen betroffen sind (insbesondere Frauen und Kindern) tragen langfristige gesundheitliche Folgen (WHO 2016: 6). Trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse und frauen- sowie gesundheitspolitischer Forderungen (WHO 2013) existieren in Deutschland kaum systematische und strukturell verankerte Angebote auf den Ebenen der Versorgung, Aus-, Fort- und Weiterbildung der Gesundheitsberufe und der Public Health-Forschung.
Methode: In dem Symposium werden anhand des Public Health Action Cycles (Kolip 2006) durch die gemeinsame Betrachtung von drei Projekten die Ebenen der Wissenschaft, der Politik/Bildung und der Beratung /Selbsthilfe in Bezug zum Thema Gewalt in Beziehungen/ sexualisierte Gewalt beleuchtet, um Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns, der Intervention und der systematischen Verankerung von Maßnahmen in der Versorgung von Gewalt Betroffener zu diskutieren.
Ergebnisse/Lesson Learned: Klare politische Forderung zur Qualifizierung der Gesundheitsberufe, zur Gewährleistung adäquater Versorgungs- und Präventionsangebote sowie zur systematischen Erhebung versorgungsbezogener Daten im Gesundheitsbereich gehen von der Istanbul-Konvention aus (Council of Europe 2011). Mit dem Symposium soll das Thema sexualisierter Gewalt und/ oder Gewalt in Beziehungen im deutschen Public Health Diskurs stärker sichtbar werden und es sollen gemeinsam konstruktive Schritte diskutiert werden, um eine Verankerung des Themas auf unterschiedlichen Ebenen voranzubringen.
15:45 Uhr
„Runder Tisch Berlin – Gesundheitsversorgung bei häuslicher und sexualisierter Gewalt“ und Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften
Karin Wieners | S.I.G.N.A.L. e.V. | Germany
Stefan Beckmann | S.I.G.N.A.L. e.V. | Germany
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Autor*innen:
Karin Wieners | S.I.G.N.A.L. e.V. | Germany
Stefan Beckmann | S.I.G.N.A.L. e.V. | Germany
Berlin strebt als erstes Bundesland an, die WHO Leitlinien Umgang mit Gewalt in Paarbeziehungen und mit sexueller Gewalt gegen Frauen in die Praxis umzusetzen. Hintergründe, Ziele und Arbeitsweise des Runden Tischs werden präsentiert und zur Diskussion gestellt. Zentral für die Umsetzung ist die Sensibilisierung von Gesundheitsfachpersonen für die Intervention bei Gewalt: Auf welche Ansätze und Modelle guter Praxis in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Gesundheitsberufe kann Berlin aufbauen?
16:25 Uhr
Frauen*NachtCafé - für Frauen*, Trans* & Inter* von Wildwasser
Referent*innen Frauen*NachtCafé | Wildwasser Berlin | Germany
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Autor*in:
Referent*innen Frauen*NachtCafé | Wildwasser Berlin | Germany
Im Vortrag werden Erkenntnisse aus dem NachtCafé für Frauen*, Trans*& Inter*-Menschen geteilt und im Hinblick auf die Versorgung in zentralen Notaufnahmen diskutiert.
16:46 Uhr
Bedarfe von gewaltbetroffenen Frauen* in Berlin
Professorin Dr. Majken Bieniok | Lara e. V. | Germany
Dorothea Zimmermann | Wildwasser e.V. | Germany
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Autor*innen:
Professorin Dr. Majken Bieniok | Lara e. V. | Germany
Dorothea Zimmermann | Wildwasser e.V. | Germany
1) Hintergrund/Fragestellung
Ziel der exploratorischen Befragung war es explizit die Wünsche und Bedürfnisse von gewaltbetroffenen Frauen* in Berlin zu erfahren, um somit einen Eindruck der bereits bestehenden Umsetzung von beispielsweise Forderungen der Istanbul-Konvention zu erhalten und daraus ggf. bestehende Bedarfe ableiten zu können.
2) Projektbeschreibung/Methode
Hierzu wurde von Mai bis Juni 2019 ein Papier-Bleistift-Fragebogen (Multiple Choice / offene Fragen) in 10 Sprachen für Frauen* an unterschiedlichen Einrichtungen in Berlin zur Verfügung gestellt.
3) Schlussfolgerung/Ergebnisse
Insgesamt haben N=97 Frauen* als Expertin* in eigener Sache Antworten beigesteuert. Die drei wichtigsten Wünsche aufgrund einer erlebten Unterversorgung in Berlin sind demnach: 1) eine entsprechende fachliche, beraterische, therapeutische und ärztliche Begleitung/Versorgung (42,27%); 2) feste Ansprechpartner*innen mit den Eigenschaften wie sensibel, souverän, vertrauensvoll, verlässlich, die eine emotionale Begleitung persönlich und telefonisch anbieten (35,05%) und 3) eine schnelle(re) Terminvergabe und gute Erreichbarkeit der Angebote (31,96%). Weitere Ergebnisse werden im Beitrag dargestellt und diskutiert werden.
4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Die Ergebnisse weisen auf deutliche Lücken im Berliner Versorgungssystem für von gewaltbetroffenen Frauen* hin. Als Ableitung der Ergebnisse der erhobenen Daten wird daher den Ausbau der bestehenden Angebote der niedrigschwelligen psychosozialen Beratung und Begleitung von gewaltbetroffenen Frauen* empfohlen. So würde auch den rechtlichen Verpflichtungen und Forderungen der Istanbul-Konvention besser entsprochen werden können.