13:45 Uhr
Die Computerspielabhängigkeitsskala (CSAS) – Ein Verfahren zur Erfassung der Computerspielsucht bei Jugendlichen
Martin Aßmann | Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG | Germany
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Autor*innen:
Martin Aßmann | Hogrefe Verlag GmbH & Co. KG | Germany
PD Dr. Florian Rehbein | Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen | Germany
Prof. Dr. Dirk Baier | ZHAW Soziale Arbeit | Switzerland
Dr. Matthias Kleimann | Tripod Technology GmbH | Germany
Prof. Dr. Thomas Mößle | Hochschule für Polizei Baden-Württemberg | Germany
1) Fragestellung
Die Aufnahme der Computerspiel-Störung (Gaming Disorder) in die ICD-11 verdeutlicht den Bedarf an Testverfahren zur Erfassung des Suchtverhaltens beim Spielen elektronischer Bildschirmspiele, wie z.B. Onlinerollen-, Strategie- und Shooterspiele. Ein Instrument zur Diagnostik auffälligen Spielverhaltens von Jugendlichen stellt die Computerspielabhängigkeitsskala (CSAS) dar. Sie berücksichtigt sowohl online als auch offline durchgeführte Spiele ohne Geldgewinnmöglichkeiten unabhängig vom benutzten Gerät (z.B. PC und Spielkonsolen).
2) Methode
Die Testkonstruktion erfolgte anhand der Kriterien der Internet Gaming Disorder nach DSM-5®. Es liegen je zwei Versionen zur Selbst- bzw. Fremdbeurteilung mit jeweils 18 Items vor, die anhand eines vierstufigen Antwortformats bearbeitet werden.
3) Ergebnisse
Es wurden schulformübergreifende, geschlechts- und jahrgangsspezifische Normen für Schüler der 7. Klasse (n = 830), 8. Klasse (n = 831), 9. Klasse (n = 739) und 10. Klasse (n = 789) erhoben. Zudem liegen geschlechts- und altersspezifische Normen für den Bereich von 16 bis 30 Jahren (n = 300) und 31 bis 49 Jahren (n = 309) vor. Die interne Konsistenz der Gesamtskala für Jugendliche (N = 3189) beträgt r = .94. Zudem bestehen erwartungskonforme Zusammenhänge mit verschiedenen Validierungsmaßen (z.B. Spielzeit: r = .51, p < .001). Die faktorielle Validität kann als zufriedenstellend bezeichnet werden.
4) Diskussionsbeitrag
Die CSAS stellt ein reliables und valides Testinstrument zur Diagnostik der Internet Gaming Disorder bei Jugendlichen und Erwachsenen nach DSM-5® dar, auch um kognitiv-verhaltenstherapeutische Gruppenprogramme frühzeitig einsetzen zu können
14:05 Uhr
Kinder und Jugendliche in familiär belastenden Lebenssituationen: Auswirkungen auf die psychische Gesundheit unter Berücksichtigung des soziökonomischen Status
Franziska Reiß | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
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Autor*innen:
Franziska Reiß | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
Dr. Ann-Katrin Meyrose | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
PD Dr. Christiane Otto | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer | Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf | Germany
Hintergrund
Psychische Auffälligkeiten können in belastenden Lebenssituationen verstärkt auftreten. Sozioökonomisch benachteiligte Familien haben häufiger mit belastenden Lebenssituationen zu kämpfen. Ziel des Beitrags ist es, die Auswirkungen einer belastenden Lebenssituation - unter Berücksichtigung des sozioökonomischen Status - auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen im zeitlichen Verlauf zu betrachten.
Methode
Die bundesweite BELLA-Studie ist das Modul zur psychischen Gesundheit der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS). Insgesamt wurden 2.111 Teilnehmende (7-17 Jahre alt zur Erstbefragung) zu drei Messzeitpunkten befragt. Mittels hierarchischer multipler Regression wurde der Zusammenhang zwischen Indikatoren des sozioökonomischen Status (Einkommen, elterliche Bildung und Erwerbstätigkeit), der Anzahl der belastenden Lebensereignisse (1- und 2-Jahres Follow-up) und der psychischen Auffälligkeiten der Kinder und Jugendlichen (2-Jahres-Follow-up) untersucht.
Ergebnisse
Kinder und Jugendliche aus Familien mit geringem Einkommen, geringer elterlicher Bildung und Eltern in Erwerbslosigkeit zeigen im zeitlichen Verlauf signifikant häufiger psychische Auffälligkeiten. Kumulierende belastende Lebensereignisse gehen mit mehr psychischen Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen 2 Jahre später einher (r = .318; p≤.01). Teilnehmende mit hoher elterlicher Bildung zeigen in einer belastenden Lebenssituation weniger psychische Auffälligkeiten.
Diskussionsbeitrag
Komplexe Problemlagen begünstigen die Entwicklung psychischer Auffälligkeiten, wobei Familien mit niedriger Bildung eine Risikogruppe darstellen.
14:25 Uhr
Bedeutung psychosozialer Schutzfaktoren zur Förderung gesundheitsrelevanter Lebensstile bei Kindern und Jugendlichen
Dr. Gulshat Ouadine | Fachhochschule Bielefeld | Germany
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Autor*in:
Dr. Gulshat Ouadine | Fachhochschule Bielefeld | Germany
Hintergrund: Je nach familiärer Ausgangslage entstehen im Kindes- und Jugendalter unterschiedliche gesundheitsrelevante Lebensstile. Diese werden durch eine Vielzahl familiärer, soziodemografischer, aber auch körperlicher, emotionaler, sozialer und verhaltensbezogener Faktoren beeinflusst. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit dem Thema, wie mithilfe von psychosozialen Schutzfaktoren Kinder und Jugendliche aus sozial schwächer gestellten Familien bei Gestaltung gesundheitsrelevanter Lebensstile unterstützt werden können.
Methodik: Mittels einer Clusteranalyse wurde eine theoriegeleitete Lebensstiltypologie basierend auf den Variablen „körperlich-sportliche Aktivität“ und „Medienkonsummuster“ entwickelt. In den identifizierten vier Lebensstilclustern wurde anhand der Dimensionen körperliche Gesundheitsfaktoren, Gesundheitsverhalten, Gesundheitsorientierung und Umwelt-/Umfeld-Faktoren die Ausprägung von psychosozialen Schutzfaktoren analysiert.
Schlussfolgerungen: Kinder in den sportlich-aktiven Lebensstilclustern verfügen über gut ausgeprägte positive Schutzfaktoren. Die günstigen Lebensstilmerkmale, wie hohe körperlich-sportliche Aktivität und moderates Medienkonsummuster stehen in einem komplementären Verhältnis zu den Schutzfaktoren. Defizitäre Schutzfaktoren erhöhen das Risiko für ein ungünstiges Lebensstil.
Diskussion: Trotz ungünstiger Ausgangslage in der gesamten Untersuchungsgruppe (hohe Prävalenz von Übergewicht und Adipositas und hoher Anteil der Kinder mit niedrigem SES) zeigten sich anhand der identifizierten Schutzfaktoren mögliche Empowerment-Strategien und Interventionsaspekte zur Gestaltung gesundheitsrelevanter Lebensstile bei Kindern und Jugendlichen