11:00 Uhr
Zusammenhänge zwischen Partnerschaft, Elternschaft, Erwerbstätigkeit und der selbst eingeschätzten Gesundheit - Ein Vergleich unterschiedlicher Wohlfahrtsstaatentypen in der Europäischen Union
Petra Rattay | Robert Koch-Institut | Germany
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Petra Rattay | Robert Koch-Institut | Germany
Partnerschaft, Elternschaft und Erwerbstätigkeit stellen zentrale soziale Rollen im mittleren Erwachsenenalter dar. Vor dem Hintergrund der Diskussion um multiple Rollen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird analysiert, wie die Kombination der sozialen Rollen mit der selbst eingeschätzten Gesundheit zusammenhängt und ob sich zwischen verschiedenen Wohlfahrtsstaatentypen Unterschiede zeigen.
Die Daten wurden 2013-2015 in der zweiten Welle des European Health Interview Survey (EHIS2) erhoben. Einbezogen wurden 63.465 Frauen und 52.544 Männer (25-59 Jahre).
Bei Frauen und Männern zeigt sich auf EU-Ebene in allen familiären Lebensformen ein Erwerbsstatus-Gradient: Nichterwerbstätige berichten am häufigsten von einer mittelmäßigen bis schlechten Gesundheit, gefolgt von Teilzeiterwerbstätigen und der geringsten Wahrscheinlichkeit bei Vollzeiterwerbstätigen. Bei Frauen mit Kind(ern) und Partner(in) fallen die Unterschiede nach Erwerbsstatus geringer aus als bei Frauen in anderen Lebensformen. In Deutschland finden sich bei Frauen mit Kind(ern) keine Unterschiede in der Gesundheit nach Erwerbsstatus; dies gilt auch für Alleinerziehende. Darüber hinaus zeigen sich unterschiedliche Zusammenhangsmuster zwischen Ländergruppen, die auf Basis ähnlicher Wohlfahrtsstaatssysteme gebildet wurden.
Durch den Vergleich der unterschiedlichen Wohlfahrtsstaatentypen lassen sich erste Rückschlüsse auf die Bedeutung von familien- und arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen für die gesundheitliche Lage ziehen.
11:20 Uhr
Gesundheit und Mindestlohn
Simon Ress | Ruhr-Universität Bochum | Germany
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Simon Ress | Ruhr-Universität Bochum | Germany
1) Hintergrund/Fragestellung
Die Einführung des am 1. Januar 2015 in Kraft getretenen gesetzlichen Mindestlohns stellt einen der größten Eingriffe durch die Politik in die Ausgestaltung des Arbeitsmarkts seit dem zweiten Weltkrieg dar. Hierbei stellt sich die Frage inwiefern die Gesundheit der Betroffenen durch die Einführung des Mindestlohns verändert wurde und durch welche Wirkungskanäle eine solche mögliche Veränderung stattgefunden hat.
2) Projektbeschreibung/Methode
Mittels der Daten des Panel für Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung (PASS) können sowohl vom Mindestlohn betroffene Personen (Treatment-Gruppe) als auch nicht betroffene Personen (Kontroll-Gruppe) identifiziert werden. Diese Charakteristik wird genutzt um mittels eines Difference-in-Differences Propensity Score Matching (DiD-PSM) Modells den kausalen Effekt der Einführung des Mindestlons auf verschiedene Gesundheitsindikatoren der Betroffenen zu schätzen. Hintergrund des Matchings bildet dabei eine Auswahl geeigneter Variablen um im Rahmen des Rubin-Causal-Models einen Kausalen Effekt identifizieren zu können.
3) Schlussfolgerung/Ergebnisse
Für die Indikatoren “Zufriedenheit mit der Gesundheit”, “Lebenszufriedenheit” und “Anzahl der Arztbesuche” können positive Effekt der Einführung des Mindestlohns festgestellt werden. Dabei führen höhere Lohnsteigerungen durch Mindestlohneinführung und ein größerer Beobachtungszeitraum zu stärkeren Effekten.
4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Die Einführung des Mindestlohns liefert ein aktuelles Beispiel für die Relevanz des Konzepts Health in All Policies (HiAP).
11:40 Uhr
Auswirkungen rassistischer Diskriminierung auf Gesundheit
Prof. Dr. Regina Brunnett | Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen | Germany
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Autor*in:
Prof. Dr. Regina Brunnett | Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen | Germany
Hintergrund
Erfahrungen mit rassistischen Diskriminierungen auf personeller, interpersoneller und struktureller Ebene gehören zum Alltag der meisten migrantischen Personengruppen in Deutschland. Diese wirken sich auch unterhalb der Schwelle körperlicher Gewalt beeinträchtigend auf Gesundheit aus. Gesundheitliche Auswirkungen rassistischer Diskriminierungen sind in angloamerikanischen und wenigen deutschen Studien inzwischen gut belegt (vgl. z.B. Paradis et al. 2015; Schunck et al. 2015) - gleichwohl werden sie im Rahmen von Public Health zurzeit in der Regel noch nicht systematisch mit berücksichtigt.
Projektbeschreibung
In diesem Beitrag werden empirische Ergebnisse über gesundheitliche Folgen rassistischer Diskriminierungen aus deutschen und angloamerikanischen Studien skizziert und im Kontext unterschiedlicher Forschungstraditionen, geschichtlicher und sozialer Hintergründe diskutiert.
Schlussfolgerung
Davon ausgehend sollen Möglichkeiten skizziert werden, wie rassistische Diskriminierungen in Deutschland im Rahmen von Forschung und Gesundheitsversorgung erhoben und Veränderungen forciert werden könnten.
Diskussionsbeitrag
Der Beitrag diskutiert rassistische Diskriminierung als soziale Determinante der Gesundheit migrantischer Personengruppen in Deutschland, deren systematische Erfassung in Public Health noch aussteht.