Health in All Policies (HiAP), verstanden als eine Strategie der ganzheitlichen Gesundheitsförderung und Prävention, wird in Deutschland bislang nur in Ansätzen realisiert. Der Bedeutung des Ansatzes widmet sich eine Anfang 2021 erschienene Publikation, in der verschiedene Autor*innen die Grundlagen des Konzeptes aufarbeiten, aus Sicht von Politikfeldern den Bezug zu Gesundheitsförderung und Prävention beschreiben und gute Beispiele für Health in All Policies in Deutschland darlegen.
In diesem Fachforum wird ein Einblick in diese aktuelle Auseinandersetzung zu HiAP gegeben. Die Herausgeber*innen der Publikation beginnen mit einem grundlegenden Beitrag, in welchem sie die Rahmenbedingungen und Herausforderungen für HiAP in Deutschland skizzieren und Entwicklungsmöglichkeiten thematisieren. Dann werden die Anknüpfungspunkte, Chancen und Risiken aus Sicht zweier Politikfelder exemplarisch für eine Vielzahl von Politikfeldern vorgestellt. Abschließend wird die ressortübergreifende Zusammenarbeit in einer Stadt oder einem Bundesland als ein Beispiel vorgestellt.“ Im Anschluss an die Fachbeiträge bleibt Raum für eine Diskussion der Teilnehmenden untereinander und mit dem Publikum.
13:45 Uhr
Corona, globale Gesundheit und Unternehmensveranwortung
Dinah Stratenwerth | Foodjustice / BLUE 21 | Germany
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Dinah Stratenwerth | Foodjustice / BLUE 21 | Germany
*** Die inhaltliche Fokussierung dieses Unterbeitrages wird derzeit noch abgestimmt ***
(1) Eine Lancet-Kommission beschrieb 2019 die Syndemie aus Klimawandel, Mangel- / Unterernährung und Übergewicht. Sie ebnet den Weg für Pandemien wie Corona und hat Folgen für deren Verlauf. Wie können wir diese Syndemie eingrenzen, um Pandemien besser zu begegnen oder sie zu vermeiden?
(2) Eine industrialisierte Landwirtschaft befördert den Klimawandel, verringert Biodiversität und verkleinert natürliche Lebensräume, so dass die Tier-Mensch-Übertragung von Viren wahrscheinlicher wird, in der die Corona-Pandemie ihren Ursprung hatte.
Der Konsum von hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln nimmt zu. Deshalb leiden immer mehr Menschen an nicht übertragbaren Krankheiten (NCDs) wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Krankheiten und sind so Corona-Risikogruppen.
Global agierende Unternehmen befeuern den Konsum dieser Nahrungsmittel und profitieren von fehlenden gesundheitspolitischen Regeln. Jenseits nationaler Regulierungen wie z.B. der Steuer auf zuckerhaltige Drinks (Chile, Frankreich, Indien, Mexiko u.a.) fehlt ein globaler Rahmen als Antwort auf die global agierende Nahrungsmittelindustrie.
(3) Die Lancet-Kommission empfiehlt u. a. die staatliche Regulierung globaler Unternehmen. Die Tabakindustrie, deren Produkte ein Hauptrisikofaktor für NCDs sind, dient hier als Beispiel. In der WHO-Rahmenkonvention für Tabakkontrolle wurden auf internationaler Ebene Maßnahmen vereinbart, um die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums zu verringern.
(4) Wie kann eine staatliche Regulierung globaler Unternehmen aussehen? Welche Akteure sollen bei der Ausgestaltung einbezogen werden? Wie kann dies dazu dienen, die globale Syndemie aus Klimawandel, Mangelernährung und Übergewicht einzugrenzen?
Die Tabakindustrie, deren Produkte ein Hauptrisikofaktor für NCDs sind, hat sich die Corona-Pandemie zu Nutze gemacht, um ihr Image als good corporate citizen wieder aufzupolieren. Weltweit haben sich aber 181 Staaten dazu verpflichtet, ihre gesundheitspolitischen Maßnahmen vor dem Einfluss der Tabakindustrie zu schützen. Denn sie sind Vertragsparteien der WHO-Rahmenkonvention für Tabakkontrolle, mit der die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums verringert werden sollen.
Global agierende Unternehmen befeuern den Konsum hoch verarbeiteter Nahrungsmittel und profitieren von fehlenden gesundheitspolitischen Regeln. Jenseits nationaler Regulierungen wie z.B. der Steuer auf zuckerhaltige Drinks (Chile, Frankreich, Indien, Mexiko u.a.) fehlt ein globaler Rahmen als Antwort auf die global agierende Nahrungsmittelindustrie.
13:57 Uhr
Etablierung einer Koordinierungsstelle kommunale Gesundheit in Leipzig
Dr. Ulrike Leistner | Gesundheitsamt Leipzig | Germany
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Dr. Ulrike Leistner | Gesundheitsamt Leipzig | Germany
Durch die Koordinierungsstelle kommunale Gesundheit in Leipzig konnten kommunale Steuerungsstrukturen etabliert, ein von mehreren Krankenkassen gemeinsam getragener Fonds zur Unterstützung gesundheitsförderlicher Stadtteilprojekte geschaffen und Gesundheit als Querschnittsaufgabe im Stadtentwicklungskonzept verankert werden. Im Alltagsgeschäft gilt es nun ressortübergreifend die Interventionen auf Stadtteilebene mit kommunalen Steuerungskonzepten klug zu verbinden und gemeinsam auszugestalten.
14:09 Uhr
Zusammenarbeit allgemeinbildender Schulen mit Akteuren des öffentlichen Gesundheitswesens
Beate Proll | Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung | Germany
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Beate Proll | Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung | Germany
Gesundheit und Bildung bedingen sich wechselseitig. Schulische Gesundheitsförderung und Prävention nimmt sowohl die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie deren Familien als auch die des Personals in den Blick. Die Lebenswelt Schule bietet Erprobungs- und Entwicklungsfelder für gesundheitsförderliche Lebensstile sowohl im Unterricht als auch im Schulalltag. Dabei geht es nicht nur um die Ausprägung individueller Verhaltensweisen, sondern auch um die Schaffung gesundheitsförderlicher Strukturen. In den einzelnen Bundesländern existieren dazu unterschiedliche Rahmensetzungen und -konzepte. Vor allem Ganztagsschulen kooperieren als selbstverantwortete Schulen mit zahlreichen außerschulischen Kooperationspartnern zu Gesundheitsthemen. Anhand konkreter Beispiele beleuchtet der Kurzvortrag, welche Rolle dabei Akteure des öffentlichen Gesundheitswesens spielen und welche Aufgaben von diesen Kooperationspartnern im Rahmen des Bildungs- und Erziehungsauftrages der Schulen wahrgenommen werden.