Dauer : 30 Minuten
Veranstaltet von DGPH, GHHG, KLUG
In den vergangenen Jahren hat Globale Gesundheitspolitik in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen, nicht zuletzt mit der Veröffentlichung der Strategie der Bundesregierung zur Globalen Gesundheit im Jahr 2020. In diesem Kontext wird in der Veranstaltung die Tätigkeit der Weltgesundheitsorganisation in Deutschland genauer in den Blick genommen: Schon seit den 90er Jahren ist das Europäische Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn angesiedelt und im vergangenen Jahr wurde der der WHO Hub for Pandemic and Epidemic Intelligence in Berlin eröffnet. Vor diesem Hintergrund wollen wir gemeinsam mit den Sprecher:innen diskutieren, welche Chancen sich für eine Stärkung von krisenfesten Public Health-Strukturen in dem Austausch zwischen WHO und Public Health-Gemeinschaft in Deutschland ergeben und wo mögliche Herausforderungen liegen.
In dieser Session soll zunächst die Tätigkeit der WHO in Deutschland vorgestellt und anschließend mit Vertreter:innen aus verschiedenen Public Health-Bereichen unterschiedliche Themenbereiche diskutiert werden.
Diese Session wird auf Englisch angeboten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert die Psychosoziale Gesundheit als „Zustand des Wohlbefindens, in dem der Einzelne seine Fähigkeit ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv und fruchtbar arbeiten kann und imstande ist, etwas zu seiner Gemeinschaft beizutragen“.
Psychosoziale Gesundheit hat maßgeblichen Einfluss auf unser Leben und unsere Lebensqualität. Daher hat ihre Beeinträchtigung erhebliche individuelle sowie gesellschaftliche Folgen. Unsere psychosoziale Gesundheit wird von individuellen Aspekten sowie von sozialen, umfeldbedingten und wirtschaftlichen Faktoren und Determinanten beeinflusst. Armut, geringe Bildung, schlechte Wohn- und Arbeitsbedingungen, ungenügende soziale Kontakte, Ausgrenzung und Isolation, Gewalt, Diskriminierung oder andere Stressfaktoren beeinträchtigen unser psychosoziales Wohlbefinden und bieten im Umkehrschluss mögliche Ansatzpunkte für Prävention und Stärkung der Gesundheit.
Um die psychosoziale Gesundheit, das Wohlbefinden und Widerstandsfähigkeit (Resilienz) aller Menschen zu fördern und zu erhalten, müssen Lebens- und Arbeitsbedingungen so gestaltet werden, dass sie die psychosoziale Gesundheit in allen Aspekten des Lebens fördern sowie Belastungen und Stress reduzieren bzw. verhindern. Es braucht systematische und strukturierte Maßnahmen, damit Lebensbereiche (z. B. Schule, Arbeitsplatz, soziales Wohnumfeld etc.) unterstützend gestaltet und Lebenskompetenzen, inklusive der Resilienz im Gegenpol zur Vulnerabilität (Verletzbarkeit, Anfälligkeit), aller Menschen gestärkt werden.
Unsere Beträge betrachten die psychosoziale Gesundheit von unterschiedlichen Zielgruppen aus verschiedenen Blickwinkeln und laden ein, Lösungsansätze zu nennen, zu diskutieren und zu erarbeiten.
Die Veranstaltung findet zum Teil in englischer Sprache statt.
Hintergrund/Fragestellung
Die soziale Teilhabe älterer Menschen in der gewohnten Umgebung ist eine wichtige Grundlage für ein möglichst selbstbestimmtes und zufriedenes Leben. Im Programm „Miteinander und nicht allein“ kümmern sich Projektkoordinator*Innen darum, Pflegeeinrichtungen zu hilfreichen Anlaufpunkten für ältere Menschen in der direkten Nachbarschaft zu entwickeln.
Projektbeschreibung / Methode
Wenn Pflegeeinrichtungen ihre Angebote und Kompetenzen für/in die Nachbarschaft öffnen, insbesondere auch durch aufsuchende Angebote oder die Organisation von Fahrdiensten, können sie mit ihren professionellen Begleitungs- und Unterstützungsangeboten zu einem wichtigen Ankerpunkt im Quartier werden. Durch diesen veränderten Blickwinkel schlagen die Pflegeeinrichtungen neue Weg ein und können sich explizit auch um ältere Menschen kümmern, die nicht in ihren Einrichtungen leben.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Während der Pandemie wurden (u.a. digitale) Umsetzungsideen entwickelt und erprobt: Quartiersradio, Hausbesuche, „interaktive“ Postkartenaktion, Handy-/Tabletkurse, Begleitdienste zum Einkaufen oder zum Arzt, Tür-/Fenstergespräche, Quartiersfahrrad oder Telefonsprechstunden und -patenschaften sind hierfür nur einige Beispiele. Gemeinsam mit Kooperationspartnern vor Ort werden die Ehrenamtsarbeit weiterentwickelt und pflegende Angehörige in die Planung von Angeboten einbezogen.
Diskussionsbeitrag / Lessons Learned
Gelingensfaktoren: Kompetenzen und Erfahrungen der Projektkoordinator*Innen, Kooperation und Vernetzung, Kreativität, Motivation, Pragmatismus, „zugehende“ Angebotsformate.
Nach einer inhaltlichen Einführung im Plenum wird in drei interaktiven Diskussionsforen parallel an unterschiedlichen Fallgruppen gearbeitet. Es findet eine abschließende gemeinsame Reflexion und Bündelung der Gruppenergebnisse statt
1) Hintergrund/Fragestellung:
Gesundheitskompetenz (GK) ist eine individuelle Fähigkeit, um gesundheitsbezogene Entscheidungen zu treffen und ist durch strukturelle Rahmenbedingungen bedingt. Geringe GK steht in Wechselwirkung mit sozialbedingter gesundheitlicher Ungleichheit, die vulnerable Gruppen wie z. B. Migrantinnen, Jugendliche mit chronischen Erkrankungen und Menschen im erhöhten Lebensalter besonders betrifft. Um sie in der Weiterentwicklung von GK zu unterstützen, bedarf es zielgruppenorientierter Angebote, in denen die Bedürfnisse von Betroffenen adressiert werden und darauf aufbauend die GK der vulnerablen Gruppen gefördert wird.
2) Projektbeschreibung/Methode:
In drei Beispielen wird die Relevanz der Förderung von GK aus theoretischer und empirischer Perspektive dargelegt. Vorgestellt werden die o. g. Gruppen mit den unterschiedlichen Lebenssituationen sowie GK-Herausforderungen. Im Nachgang werden parallele transdisziplinäre Diskussionsforen eröffnet. Die Ergebnisse der Gruppen werden abschließend zusammengeführt.
3) Schlussfolgerung/Ergebnisse:
GK-Förderung kann nur unter Berücksichtigung der individuellen Zielgruppenanforderungen erfolgen. Unser Workshop soll dazu beitragen, Lösungsansätze aus Betroffenenperspektive zu identifizieren und deren Transfermöglichkeit für andere Gruppen zu diskutieren
4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned:
Die übergreifende Diskussion mit Fokus auf den Perspektiven der Teilnehmenden soll die Übertragbarkeit einzelner Ansätze aus Praxis, Politik und Wissenschaft reflektieren und die Relevanz von GK für die einzelnen Zielgruppen zusammenführen.
Hintergrund/Fragestellung
Pandemien, Extremwetter oder massive Stromausfälle können Public-Health-Krisen auslösen. Für Personen, die in ihrer Häuslichkeit auf pflegerische Unterstützung angewiesen sind, ergeben sich dabei besondere Risiken. Wie kann ihre dezentrale Versorgung auch im Krisen- und Katastrophenfall aufrechterhalten werden? Wie können sie ggf. evakuiert und weiterversorgt werden? Wie können Gesundheits- und Pflegedienste sowie der Katastrophenschutz dabei vor Ort kooperieren?
Projektbeschreibung/Methode
Diese Fragen werden in dem vom BMBF geförderten Forschungsprojekt „Aufrechterhaltung der ambulanten Pflegeinfrastrukturen in Krisensituationen“ (AUPIK) in einem Konsortium aus verschiedenen Perspektiven bearbeitet.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Im Forum werden Zwischenergebnisse aus der IST-Analyse des mehrstufigen Forschungsprozesses präsentiert. Demnach werden die Herausforderungen bei der Aufrechterhaltung der dezentralen häuslichen Versorgung Pflegebedürftiger im Krisen- und Katastrophenfall oder bei einer ggf. erforderlichen Evakuierung noch kaum wahrgenommen. Eine bessere Zusammenarbeit der Gesundheits- und Pflegedienste und des Katastrophenschutzes ist dringend angezeigt, jedoch voraussetzungsvoll.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Das Risikobewusstsein zu erhöhen und die Kompetenz zu fördern, sich auf Krisen und Katastrophen vorzubereiten, hat hohe Priorität. Dies gilt für Mitarbeiter*innen von Gesundheits- und Pflegediensten wie auch für Pflegebedürftige und ihr soziales Umfeld. Zudem muss die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheits- und Pflegediensten mit dem Katastrophenschutz im kommunalen und regionalen Kontext intensiviert werden.
Dauer : 30 Minuten
Es wird zwei Impulsvorträge zu Beteiligungsprojekten auf Bundes- und Landkreisebene geben, die dann in einem Learning Café mit den teilnehmenden diskutiert werden
1) Hintergrund/Fragestellung
Planungszellen und Bürgerbeiräte beteiligen zufällig ausgewählte Bürger:innen an Planungs- und Entscheidungsprozessen und leisten einen Beitrag zur partizipativen Entwicklung einer gesundheitsförderlichen Gesamtpolitik. Die Zufallsauswahl ist ein besonders inklusives Verfahren, wenn auch das Ziel, Diversität repräsentativ abzubilden, oft nicht erreicht wird.
2) Projektbeschreibung/Methode
Das nexus Institut führte 2021 Planungszellen zur Zukunft der Gesundheitsversorgung auf Bundesebene durch und begleitet einen Bürgerbeirat Gesundheit auf Landkreisebene. Im Seminar werden die Methodik und (Teil-)Ergebnisse beider Formate dargestellt sowie Möglichkeiten und Grenzen der Bürger:innenbeteiligung in der Gesundheitspolitik diskutiert.
3) Schlussfolgerung/Ergebnisse
Die Übersetzung gesundheitspolitischer Themen in für Lai:innen diskutierbare Fragestellungen ist durch die komplexe Struktur des Gesundheitssystems mit seinen vielen Akteuren, Entscheidungsstrukturen und Zuständigkeiten herausfordernd. Während auf kommunaler Ebene praxisnahe Problemstellungen diskutiert werden und konkrete Empfehlungen abgeleitet werden können, lassen sich auf Bundesebene nur voraussetzungsvollere Systemfragen diskutieren; Empfehlungen bleiben abstrakt.
4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Wenn das Ziel der Gesundheitsförderung ist, die Kontrolle über die Bedingungen der Gesundheit zu erhöhen, dann ist eine Verstärkung der Bürger:innenbeteiligung im Gesundheitswesen, die über die Patient:innenbeteiligung hinausgeht, unerlässlich. Im interaktiven Teil werden aufbauend auf die Vorträge Ideen für eine Stärkung der Bürger:innenbeteiligung in der Gesundheitspolitik diskutiert.
Hintergrund/Fragestellung Die online Spring School “Racism, Health and Colonial continuities” im April 21 hat Diskussionen über Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Rassismus und kolonialen Kontinuitäten unter Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen, Studierenden und Entscheidungsträger*innen ermöglicht. Die Auswirkung von Rassismus als soziale Determinante von Gesundheit und Diskriminierungsform, auch unabhängig von Migrationsgeschichte, wurden eingängig diskutiert. Die Datenlage zur Erfassung von Rassismus ist lückenhaft und durch Aktivismus und communitybasierte Dokumentation geprägt, Methoden sind nicht standardisiert und wenig verbreitet. Die Erfahrungen rassifizierter Menschen in Deutschland sind im Public Health Diskurs unsichtbar. Eine Einordnung der Thematik und in koloniale Kontinuitäten findet nicht statt.
Projektbeschreibung/Methode Mit der Worldcafésmethode möchten wir den Teilnehmenden einen Wissens- und Erfahrungsaustausch in mehreren kleinen Diskussionsrunden ermöglichen.
Schlussfolgerung/Ergebnisse Ziel des Seminars ist die Initialzündung für eine Roadmap. Hierbei sollen konkrete Indikatoren, Meilensteine und Ziele, jenseits von rhetorischen „no racism“ Statements, hin zu einer rassismussensiblen Public Health Forschung im deutschsprachigen Raum, entwickelt werden.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned Strategien für nachhaltige partizipative Forschungsansätze können kritischen Reflektion anstoßen und zur Reduktion von Rassismus in Public Health beitragen. Teilnehmende des Workshops können sich an der transdisziplinären Entwicklung rassismussensibler Konzepte beteiligen und diese als Multiplikator*innen in ihre Communitys, Forschungs- und Arbeitsgruppen tragen.
1)Hintergrund
Die Session thematisiert betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in der Pflegebranche. Beschäftigte in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegediensten sind im beruflichen Alltag mit verschiedenen physischen und psychischen Belastungen konfrontiert, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken können.
2) Projektbeschreibung
Die Ersatzkassen haben das Unterstützungsangebot MEHRWERT:PFLEGE entwickelt. Dieser BGM-Beratungsansatz wird vorgestellt und ein Einblick in die bisherigen Umsetzungserfahrungen gegeben. Zudem wird das Forschungsvorhaben „WAI-Pflege – Arbeitsfähigkeit und Wohlbefinden in der Pflege stärken“ präsentiert. Erprobt wird ein auf die Pflege zugeschnittenes Analyseinstrument, um gesundheitsgerechte Arbeitsbedingungen partizipativ zu gestalten.
3)Schlussfolgerung/Ergebnisse
Die Implementierung eines nachhaltigen BGM ist eine langfristige Strategie, um die Beschäftigtengesundheit zu fördern. Im Rahmen des WAI-Pflege-Projektes werden drei miteinander verzahnte Komponenten entwickelt und pilotiert: ein Fragebogen zur Einschätzung der aktuellen Ist-Situation, ein Workshop-Konzept zur systematischen Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen sowie eine Qualifizierung von betrieblichen Multiplikatoren*innen.
4) Diskussionsbeitrag
Die Teilnehmenden diskutieren die Chancen und Herausforderungen, die im BGM in Settings der Pflege entstehen. Die Veranstaltung bietet die Möglichkeit, den Entwicklungsgrad des BGM in der eigenen Organisation zu reflektieren und vom Praxistransfer der vorgestellten Forschungsergebnisse zu profitieren. Die Erkenntnisse und Erfahrungen geben neue Impulse für das eigene betriebliche Handeln im Rahmen des BGM.
Hintergrund/Fragestellung
Ärzt*innen können als Wissenschaftler*innen eine entscheidende Rolle bei der Prävention von Gewalt spielen, indem sie die Gesundheits- und Umweltfolgen z.B. von Atomwaffen, Krieg und Militärinterventionen öffentlich machen. Was ist medizinische Friedensarbeit? Und wie können sich Mediziner*innen gegen die gesundheitsschädlichen Folgen von Klimakatastrophe und Krieg einsetzen?
Projektbeschreibung/Methode
Die Ärztin Dr. Katja Goebbels referiert auf der Online-Veranstaltung über die Zusammenhänge zwischen Klimakrise, Aufrüstung und Konflikten. Zudem berichtet sie über die Möglichkeiten für ein Engagement als Ärzt*in oder Medizinstudierende*r und erzählt von ihrem persönliches Engagement bei den Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW).
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Die Online-Veranstaltung soll interaktiv gestaltet sein und ausreichend Raum für Fragen lassen.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Militär, Rüstungsindustrie und Krieg verbrauchen ungeheure Mengen an fossilen Brennstoffen: Das US-Verteidigungsministerium allein verzeichnete beispielsweise 2017 einen höheren Treibhausgasausstoß als Länder wie Dänemark oder Schweden. Eine umfassende Erhebung und Veröffentlichung der Treibhausemissionen der Bundeswehr gibt es bisher nicht. Auch im Klimaschutzgesetz bleiben sie ausgespart. Der Klimawandel verstärkt jedoch Konfliktfaktoren wie Nahrungsmittel- und Trinkwasserknappheit, Armut, ungesunde Lebensbedingungen und Naturkatastrophen. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit gewaltsamer Auseinandersetzungen.
Die Online-Veranstaltung wird interaktiv gestaltet sein mit Breakout-Rooms und ausreichend Raum für Fragen.
Welche Gesundheitsleistungen der Bevölkerung einer Kommune oder Region zur Verfügung stehen und wie gut sie in Anspruch genommen werden können, entscheidet sich im Zusammenwirken von Krankenhäusern, der niedergelassenen Ärzteschaft, andere Gesundheitsdienstleistende und des Kommunalen Gesundheitsdiensts. Drei Beiträge in diesem Fachforum sollen unterschiedliche Wege zur wohnortnahen, bedarfsgerechteren Ausgestaltung dieser lokalen Versorgungsstrukturen aufzeigen.
Die erste der vorgestellten Initiativen nimmt die Perspektive von Menschen mit Behinderungen ein und identifiziert Barrieren und Unterstützungsbedarfe, aus denen sich Neue Ansprüche auf kommunale Gestaltung ergeben. Zwei weitere Beiträge zeigen auf, wie Kommunen in der Versorgung eine aktive Rolle spielen können: durch Koordination und Vermittlung zwischen Leistungserbringenden und Nutzenden, und durch eigene Angebote im Rahmen der kassenärztlichen Regelversorgung von Gruppen mit komplexen Bedarfen.
Die drei Ansätze werden in Beiträgen von jeweils 15 Minuten präsentiert. Daran schließt sich eine moderierte Diskussion darüber an, welches Potential sie für eine bessere Vernetzung von Gesundheitsleistungen und für eine aktive und inklusive kommunale Gesundheitspolitik aufzeigen.
Dauer : 45 Minuten
Der Begriff der „Generation“ umfasst nicht nur die „Gene“, die in der Biologie hinsichtlich der Vererbung von Bedeutung sind, sondern wird vielmehr auch in der Soziologie verwendet, um gesellschaftliche Prägung unterschiedlicher Alterskohorten herauszuarbeiten. Sozialisationstheorien heben die Wechselbeziehung zwischen sozialen, ökonomischen und ökologischen Lebensbedingungen eines Individuums und seiner/ihrer (Persönlichkeits-) Entwicklung hervor. Dies wiederum steht in Zusammenhang mit dem Gesundheitsverhalten bzw. mit gesundheitlicher Chancengleichheit, die es gemäß dem Konzept der Salutogenese ermöglicht, physische und psychische Gesundheit zu erreichen.
Die in der öffentlichen Diskussion verwendeten Zuschreibungen an Generationen sind teilweise unscharf oder sogar widersprüchlich. Dadurch werden Alterskohorten übergreifende Merkmale zugeordnet, die richtigerweise Transformationsprozesse aufgreifen, welche das Leben der Mitglieder dieser Altersgruppe beeinflussen, zugleich aber auch vereinfacht sind, da die besonderen Lebensbedingungen eines jeden Einzelnen innerhalb von Milieus oder anderen (sozialen) Kontexten nicht berücksichtigt werden. Dennoch ist diese Kategorisierung im Kontext der Gesundheit(sforschung) von Bedeutung. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, Veränderungen von Normen und Werten (z.B. hinsichtlich zunehmender Flexibilisierung, Individualisierung und gesellschaftlicher Fragmentierung) sowie den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie, werden in diesem Fachforum verschiedene (potentielle) Spannungsfelder zwischen Generationen in Bezug auf individuelle und gesellschaftliche Verantwortung sowie deren Auswirkungen auf Gesundheit betrachtet.
Diese Session betrachtet die Lebenssituationen und Unterstützungsbedarfe von Familien. Dabei wird sowohl auf benachteiligte Bevölkerungsgruppen als auch auf die spezielle Zeit der Pandemie eingegangen.
Der erste Beitrag betrachtet den Zusammenhang von Armut und Gesundheit von Frauen und Männern mit und ohne Kindern in Deutschland. Elternschaft kann eine wichtige soziale Ressource für die Gesundheit sein. Mütter in Armut profitieren jedoch mit Blick auf einige verhaltensassoziierte Outcomes nicht im selben Maße vom Zusammenleben mit Kindern wie Mütter mit höheren Haushaltseinkommen. Neben Strategien zur Armutsbekämpfung erscheinen spezifische Maßnahmen der Gesundheitsförderung für armutsbetroffene Frauen und Männer mit Kindern zielführend.
Der zweite Beitrag bezieht sich auf Roma-Familien in Österreich. Der Gesundheitszustand von Kindern aus Roma-Familien ist in vielen Ländern deutlich schlechter als in der Gesamtbevölkerung. Befragte Fachpersonen vermuten auch in Österreich eine gesundheitliche Benachteiligung. Das österreichische Konzept der Frühen Hilfen erweist sich als geeignet, um auch Roma-Familien gut unterstützen zu können. Eine Sensibilisierung von Roma-Familien sowie Fachleuten aus dem Gesundheits- und Sozialbereich für den Nutzen einer Unterstützung durch die Frühen Hilfen auch für diese Familien erscheint notwendig.
Der dritte Beitrag betrachtet die Situation von Familien in Zeiten der aktuellen Corona-Pandemie in Österreich. Belastende Lebenssituationen von Familien können sich in den ersten Lebensjahren eines Kindes negativ auf ihre Entwicklung auswirken. Familien waren durch die Pandemie besonderen Belastungen ausgesetzt, gleichzeitig war es aufgrund der Maßnahmen zur Pandemieeindämmung oft schwer, Unterstützung zu erhalten. Eine fortlaufende Unterstützung belasteter Familien ist jedoch gerade in Zeiten wie diesen unbedingt erforderlich.
Mit Inkrafttreten des ICD-11 gerät die gesundheitliche Versorgung von trans* und nicht-binären Menschen stärker in den Fokus: Wie jahrelang von Menschenrechts-/Trans*-Expert_innen gefordert, wird nicht mehr eine „psychische Erkrankung“ in Form einer „Geschlechtsidentitätsstörung“ diagnostiziert werden, sondern eine „Geschlechtsdysphorie“ als krankheitswertiges Leiden an einer Geschlechtsinkongruenz. Gleichzeitig belegen Studien Lücken in der gesundheitlichen Versorgung von trans* Menschen, wie z. B. medizinische Nicht-Behandlung. Diskriminierung erfolgt aber auch in Form fehlender Adressierung, falscher Anrede, Zwangsouting, Exotisierung u. a. - mehr als 37% geben an, sich nicht kompetent medizinisch versorgt zu sehen.
Andererseits zeichnen sich erste Verbesserungen in der gesundheitlichen Versorgung von trans* und nicht-binären Menschen ab, einzelne Institutionen, z. B. DAH, RKI und Charité leisten Beiträge zur Veränderung der Versorgungslage.
Im Fachforum stellen Expert_innen im Feld der Trans*-Gesundheit Formen der Beratung und Versorgung vor: ausgehend von Fällen aus der Beratung über ein Projekt des RKI und Deutscher Aids-Hilfe zu sexueller Gesundheit und HIV/STIs bei trans* und nicht-binären Menschen bis zu Beispielen guter Praxis aus einer spezialisierten Sprechstunde an der Charité – alle mit dem Ziel, für das Gesundheitsverhalten z. Zt. noch nachteilige Strukturen zu verbessern. Mittels partizipativer Methoden und Vorträgen aus fachlicher wie lebensweltlicher Erfahrung (betreffend Lebenswelten trans* und nicht-binärer Menschen).
Gemeinsam mit dem Publikum sollen Erfahrungen aus diesen Projekten diskutiert und weitere Handlungsoptionen und Bündnismöglichkeiten erörtert werden.
Grußwort von Tessa Ganserer (MdB)
Hintergrund
In NRW gewinnt – verstärkt durch die Corona-Pandemie – die Förderung der seelischen Gesundheit zunehmend an Bedeutung. Im Rahmen der Landesinitiative Gesundheitsförderung und Prävention führte das Landeszentrum Gesundheit NRW 2020/2021 eine Bestands- und Bedarfserhebung zur Darstellung der aktuellen Situation zur seelischen Gesundheit in Nordrhein-Westfalen u.a. für das Thema „Gesunde Mediennutzung“ bei Kindern und Jugendlichen.
Methodik
In drei Beiträgen wird die aktuelle Debatte um Entwicklungsbedarfe zur Förderung der seelischen Gesundheit im Land NRW vorgestellt. Zunächst werden Ergebnisse der landesweiten Erhebung mit Blick auf das Thema „Gesunde Mediennutzung“ präsentiert. Im Anschluss werden zentrale Aspekte aus der landesweiten Bedarfsanalyse anhand von zwei kommunalen Praxisbeispielen operationalisiert und vertieft. Wesentliche Fragestellung ist: Wie können ressortübergreifende Zusammenarbeit sowie partizipative Arbeitsweisen den kommunalen Entwicklungsprozess zur Förderungen der (seelischen) Gesundheit von Kindern und Jugendlichen unterstützen?
Schlussfolgerung
Die Angebote zur Förderung einer gesunden Mediennutzung sind ebenso wie die Akteur:innen im Feld vielfältig. Ein Großteil der Maßnahmen ist projektförmig organisiert; bis jetzt sind diese Maßnahmen selten im Setting Quartier verortet bzw. sozialräumlich gestaltet. Gleichwohl wird in dem settingorientierten Vorgehen ein notwendiger Weiterentwicklungsbedarf gesehen, um ein gesundes Aufwachsen für Kinder und Jugendliche zu ermöglichen.
Diskussionsbeitrag
Handlungsmöglichkeiten zur Förderung der seelischen Gesundheit im kommunalen Setting werden aufgezeigt und zur Diskussion gestellt.
Die Corona-Pandemie hat die Transformation von Lehr- und Lernangeboten beschleunigt und zahlreiche digitale Impulse hervorgebracht. Innovative Lehr- und Lernangebote bieten eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, die sich auf den Zugang, aber auch auf die Gestaltung der Lehr- und Lernangebote beziehen.
Trotz der Potenziale und Chancen, die diese Angebote bieten, existieren auch Herausforderungen und Risiken, denen sie sich stellen müssen.
Für die Konzeption und Implementierung solcher Angebote besteht die Herausforderung, die jeweilige Zielgruppe angemessen zu erreichen und zu motivieren. Hierbei sollten neben strukturellen auch motivationale Faktoren berücksichtigt werden, um die Erfolge der neuen Lern- und Lehrangebote zu gewährleisten.
Im Rahmen dieser Session werden zunächst die drei Projekte „bauchgefühl” (Team Gesundheit, Essen), „INSEA” (Patientenuniversität, Medizinische Hochschule Hannover) und „ai4health” (GesundheitsCampus Osnabrück) vorgestellt. Darauf basierend wird im Anschluss die Leitfrage diskutiert, welche Chancen und Risiken sowie welche strukturellen und motivationalen Faktoren beim Erreichen und Aktivieren der Zielgruppen eine Rolle spielen und wie die entwickelten Lösungsansätze umgesetzt werden können.
Trotz Krankenversicherungspflicht haben bundesweit geschätzt Hunderttausende keinen Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung. Diese Gruppe ist heterogen, betroffen sind sind z. B. EU-Bürger:innen, geflüchtete und wohnungslose Menschen, Menschen mit ungeklärten Aufenthaltsstatus und deutsche Mittelständler:innen. Bürokratische Hürden, fehlende Übersetzung, geringe Gesundheitskompetenz und Diskriminierung verhindern, dass Betroffene die benötigte Hilfe bekommen. Lokale, oft langjährig bestehende, ehrenamtliche Initiativen wie die Norddeutschen Praxen ohne Grenzen bieten eine Basisversorgung an; spätestens bei stationärem Behandlungsbedarf kommen sie an ihre Grenzen. Durch fehlende Versorgung verschlimmern bzw. chronifizieren sich Beschwerden. Gerade auch das Fehlen von psychosozialen Behandlungsangeboten führt dazu, dass Traumata, Suchtmittelkonsum und Gewalt noch folgende Generationen prägen. Neben den individuellen Gesundheitsschäden kommt es zu vermeidbaren stationären Notfallbehandlungen, wofür Kliniken häufig nicht refinanziert werden.
Als Lösungsansatz wurden in vielen Städten bundesweit Clearingstellen etabliert, die Betroffene dabei unterstützen, möglichst in die gesetzliche Krankenversicherung zu kommen und die häufig über einen Behandlungsfonds dringende Behandlungen finanzieren können. In Frankfurt am Main ist die Clearingstelle direkt am Gesundheitsamt angesiedelt.
Auf dem Weg zur Gesundheitsversorgung für alle sind ehrenamtliche medizinische Hilfe, Clearingstellen und Behandlungsfonds („Anonymer Krankenschein“) erste Schritte, die aber noch nicht ausreichen. Wichtig ist nun, mehr Evidenz zur Thematik zu schaffen und gemeinsam Leitlinien zu erarbeiten.