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Raum:
Carl-Zeiss-Saal rechts
Thema:
Seminare ZÄ
Präsentationsart:
Seminar
Dauer:
150 Minuten
09:00 Uhr
S1 Der parodontalkompromittierte Zahn - Erhalten oder Extrahieren?
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Autor:in:
Prof. Dr. Ulrich Schlagenhauf | Universität Würzburg | Germany
Nach den Vorstellungen der mittlerweile überholten so genannten spezifischen Plaquehypothese galten tiefe parodontale Taschen als Brutstätten für pathogene Keime, welche die Integrität parodontal noch intakter Zähne bedrohten. Aktuellere Untersuchungen haben jedoch mittlerweile zweifelsfrei nachgewiesen, dass sich alle einschlägigen parodontitisassoziierten Bakterien auch im physiologischen Keimspektrum parodontal völlig gesunder Menschen finden. Eine dauerhafte Elimination dieser so genannten Pathobionten durch die präventive Extraktion parodontal schwer vorgeschädigter Zähne als vermeintlicher „Bakterienschleudern“ ist daher weder möglich noch sinnvoll. Ihre krankheitsauslösende Wirkung entfaltet sich nur bei einem unphysiologischen Überwachsen innerhalb der bakteriellen Zahnbeläge, welches zentral durch die Höhe der systemisch wirksamen Entzündungslast beeinflusst wird. Parodontal vorgeschädigte Zähne bei einem schlecht eingestellten Diabetiker durch Implantate zu ersetzten, ohne gleichzeitig dessen Blutzuckerkontrolle zu verbessern, wird daher längerfristig auch zu bakteriell bedingen Entzündungen an den Implantaten führen. Verfügbare Daten über die Langzeiterhaltung parodontal schwer vorgeschädigter Zähne zeigen hingegen, dass unter einer regelmäßig durchgeführten parodontalen Erhaltungstherapie zur Kontrolle bakterieller Dysbiosen, selbst parodontal schwerst vorgeschädigte Zähne über Jahrzehnte hinweg erhalten werden können. Konkrete klinische Beispiele aus der parodontologischen Praxis sowie eine Anleitung zum systematischen Vorgehen bei der Beurteilung der Erhaltbarkeit parodontal schwer vorgeschädigter Zähne werden vorgestellt.