Themenbereich 3:
Vermittlungs- und bildungsbezogene Zugänge

In den Bereichen von Vermittlung und Bildung, z. B. in Studium, Schule und allen Feldern der Lehrer*innenbildung, sind Begriffe und Konzepte von Mehrdeutigkeit einerseits von zentraler Bedeutung, andererseits aber auch hoch umstritten: Angesichts aktueller Diskussionen, denen zufolge Pluralität oft gerade nicht als Bereicherung verstanden wird, stellt sich deshalb die Frage nach einer akademischen und schulischen Kultur der Ambiguität (im Umgang mit Vielfalt, Heterogenität, Uneindeutigkeit usw.), die stets in einem Spannungsverhältnis zur vielfach geforderten ‚Eindeutigkeit‘ gesehen werden muss. Diese wird gewünscht von Schüler*innen und Studierenden auf der Suche nach verbindlichen Lösungen; von (Hochschul‑)Lehrer*innen im Hinblick auf die Planbarkeit von Lernarrangements, Unterrichtseinheiten und Seminaren; von Eltern sowie der Arbeitswelt, die von der Schule bzw. der Universität eindeutige Qualitätsstandards auf dem Weg zur Employability ihrer Kinder bzw. Absolvent*innen erwarten; von allen genannten Gruppen sowie von der Schulaufsicht bzw. Ministerien als Grundlage für Leistungsbewertungen.

Im Zentrum von Forschung, Studium und Unterricht stehen Kompetenzen und Konzepte zur Beschreibung, Erläuterung oder genießenden Rezeption von Mehrdeutigkeit in verschiedenen medialen Kontexten. Mehrdeutigkeit besteht jedoch nicht per se als spezifische Qualität sprachlicher oder literarischer Gegenstände; sie ist in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen wesentlich abhängig von unterschiedlichen, historisch wandelbaren und häufig auch widerstreitenden Perspektiven und Paradigmen. Mehrdeutigkeit ist in Forschung, Studium und Unterricht somit stets in kommunikative Prozesse, Praktiken und normative Diskurse eingebunden.

Exemplarisch seien folgende Fragen für die Konzeption von Panels und Workshops genannt:

  • Wie wird die Relevanz von Mehrdeutigkeit als Qualitätsmerkmal in Literatur- und Sprachwissenschaft sowie in Fachdidaktik und Unterricht hergestellt, tradiert bzw. verändert (Textauswahl, Kommentierung in Bildungsmedien, Kanondiskussion usw.)?
  • Welche Polarisierungen ergeben sich im Rahmen von Interpretation, Vermittlung und Beurteilung im Spannungsfeld von Mehrdeutigkeit vs. Eindeutigkeit?
  • Wie wird Mehrdeutigkeit als besonderer Zielaspekt von Vermittlungs- und Bildungsprozessen in allen Teilbereichen des Deutschunterrichts und der germanistischen Hochschuldidaktik konturiert?
  • Welche Methoden und Ansätze zur Vermittlung von Kompetenzen im Umgang mit Mehrdeutigkeit sind in den Handlungsfeldern Universität, Schule, Lehrer*innenbildung, außerschulische Bildung geeignet?
  • Welche Bedeutung hat Mehrdeutigkeit z. B. in den Bereichen Lese- und Literaturdidaktik oder Sprachreflexion und Sprachkritik?
  • Wie verhandeln Lehrende und Lernende in Schule, Universität und Lehrer*innenbildung das Bedürfnis nach ‚Eindeutigkeit‘ in Bezug auf Verstehenssicherung, Aufgaben- und Bewertungskultur sowie Prüfungsformate?
  • Welche Haltungen/Einstellungen bei Wissenschaftler*innen und Lehrkräften prägen den Umgang mit Mehrdeutigkeit in Sprache, Literatur und Medien und welchen historischen Wandlungen unterlagen sie?

Panels und Workshops im Themenbereich 3: Vermittlungs- und bildungsbezogene Zugänge