Sektion 9: Selbstgesteuerte Lernprozesse ermöglichen, umsetzen und begleiten

Dr. Sabine Dyer (Universität Bonn) & Beatriz Friedel Ablanedo (Ruhr-Universität Bochum) & Enke Spänkuch (Ruhr-Universität Bochum) 

Menschen sind in Zeiten der rasant wachsenden Dynamisierung von Wissen („Wissensexplosion“) und gesellschaftlicher Transformationen zunehmend gefordert, ihr Lernen selbstverantwortlich, flexibel und nachhaltig zu gestalten. Sprachenlernen erweist sich zudem in einer sprachlich und kulturell immer weiter hybridisierenden Welt mehr denn je als ein lebenslanger Prozess.

Ansätze des selbstgesteuerten Lernens scheinen diesen Anforderungen nachzukommen: Wer seine Lernprozesse selbst steuern kann, hat bei der Bewältigung komplexer Situationen Vorteile und ist auf eine ungewisse Zukunft besser vorbereitet. Diese Lernenden sind in der Lage,

  • sich selbst zu motivieren,
  • Lernbedarf selbst zu erkennen,
  • im Hinblick auf (fremd- oder selbstbestimmte) Ziele und in Abhängigkeit der Anforderungen der aktuellen Lernsituation Lernwege selbst zu planen, umzusetzen und zu überwachen,
  • bestehende Freiheitsgrade dabei wahrzunehmen und zu nutzen und
  • situativ Anpassungen vorzunehmen.

Denn Selbststeuerung kann den Lernerfolg erhöhen: Lernpsychologisch lässt sich belegen, dass auf einem höheren Maß von Selbstbestimmtheit beruhende Lernziele und Lernformen zu besseren Lernleistungen führen und das Gelernte dauerhafter gespeichert wird. Wahl- und Handlungsmöglichkeiten können dabei als motivationssteigernd wahrgenommen werden und damit Selbstwirksamkeitserfahrungen fördern.

Selbstgesteuertes Lernen ist dabei keinesfalls auf „allein lernen“ beschränkt; auch ist Technologieunterstützung entgegen gängigen Auffassungen nicht unbedingt die idealtypische Realisierung selbstgesteuerten Lernens. Vielmehr setzt es auf Kommunikation, Interaktion und Kooperation zwischen Individuen in sozialen Kontexten und kann durch digitale Lernumgebungen begünstigt werden, setzt diese jedoch nicht zwingend voraus.

Wir laden Sie ein, mit uns gemeinsam darüber nachzudenken, wie wir selbstgesteuertes Lernen auf unterschiedlichen Ebenen fördern können.

  • Ermöglichen: Wie kann eine Lernkultur geschaffen werden, die auf „Befähigen statt belehren“ setzt („Ermöglichungsdidaktik“)? Welche lerner-, lehrer- und umgebungsbedingte Faktoren für selbstgesteuertes Lernen scheinen dienlich zu sein? Wie können Support-Strukturen in Zeiten knapper Kassen gestaltet werden?
  • Umsetzen: Welche Lehr-Lern-Settings fördern die Selbstwirksamkeit der Lernenden? Wie kann selbststeuerungsoffener Unterricht aussehen? Wie können Lernarrangements mit hoher Selbststeuerung mit den Lernerfahrungen Studierender eines eher frontalen Unterrichts harmonisiert werden? Welche Rolle kann Künstliche Intelligenz (KI) in selbstgesteuerten Lernprozessen spielen? Welche Formen der Evaluation können selbstgesteuerten Lernprozessen gerecht werden?
  • Begleiten: Wie sieht professionelle Lernprozessbegleitung aus? Was kann eine coachende Haltung Lehrender bewirken? Welches Qualifikations- und Anforderungsprofil ergibt sich daraus für Lehrkräfte? Sind Lehrende selbst auch immer selbstgesteuerte Lernende?

Die folgenden Formate sind willkommen:

  • Vortrag (25-minütiger Vortrag und 10-minütige Diskussion)
  • Impulse (ca. 5-7 Minuten) für eine moderierte Diskussionsrunde (insgesamt 40 Minuten)
  • Workshop (40 oder 80 Minuten, bitte gewünschte Dauer bei der Einreichung angeben)