Dauer : 15 Minuten
(1) Die umfassenden Maßnahmen und Regelungen im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus wirken sich vor allem auf Familien aus, insbesondere auf Familien in belastenden bzw. prekären Lebenslagen. Unterstützungsangebote konnten/können nicht in gewohnter Form fortgeführt werden. Fachkräfte mussten zum einen selber mit den Veränderungen fertig werden und zum anderen Wege finden, wie sie weiterhin ihr Angebot für die Familien aufrechterhalten können.
(2) Es werden Studien und Stellungnahmen zur Situation von Familien und Fachkräften in den Frühen Hilfen vor dem Hintergrund der Corona-Beschränkungen vorgestellt.
(3) Die präsentierten Studienergebnisse und Stellungnahmen zeigen, dass viele Bemühungen unternommen wurden/werden, um Familien auch weiterhin zu erreichen und zu unterstützen. Allerdings zeigt sich auch, dass gerade Familien und ihre Kinder mit einem hohen und dringenden Unterstützungsbedarf in Krisenzeiten noch mehr aus dem Blick geraten.
(4) Die Ergebnisse werden mit den Forums-Teilnehmenden diskutiert. Dabei soll es nicht nur um eine Bestandsaufnahme und Analyse dieser Verhältnisse zur Corona-Krise gehen, sondern auch um die "lessons learned" für die Zukunft. Die Diskussion zu den Frühen Hilfen soll über diese Auftaktveranstaltung hinaus in weiteren Foren und Workshops des NZFH fortgeführt werden. Dabei geht es u.a. um innovative kommunale Angebote, Online-Beratung oder Online-Lernangebote.
Hintergrund/Fragestellung:
Im März 2020 kam der Lockdown und wurde zu einem Lock-Out für all die Menschen, die über keinen eigenen Schutzraum verfügen. Wohnungslose Menschen, die von Ausgrenzung und Stigmatisierung betroffen sind und die durch starke gesundheitliche Mehrfachbelastungen zu den Hochrisikogruppen zählen, brauchen besonderen Schutz.
Wie können sie sich schützen? Wie sieht Infektionsprävention auf der Straße aus?
Projektbeschreibung:
Die von der Regierung angeordneten Kontaktverbote, die gebotenen hygienischen Schutzmaßnahmen sind mit den Lebensumständen wohnungsloser Menschen nur schwer vereinbar.Die Einrichtungen und Hilfen im Wohnungsnotfall mussten ihre Angebote entsprechend der Empfehlungen des RKI und der Gesundheitsbehörden einschränken und umstellen. Insbesondere medizinische Angebote, die stark auf ehrenamtliche Mitarbeit von Ärztinnen und Ärzte angewiesen sind, mussten ihre Arbeit zum Teil reduzieren oder einstellen.
Schlussfolgerungen:
Die Bedeutung von Gesundheitsförderung und –versorgung am Rande der Gesellschaft muss überdacht werden. Forderungen an Politik, Verwaltung und nicht zuletzt an die Gesellschaft werden gestellt.
Diskussionsbeitrag:
An drei Beispielen soll dargestellt werden, welche Erfahrungen in der Corona-Pandemie in der Wohnungsnotfallhilfe gesammelt wurden. Die gesundheitlichen Auswirkungen auf die wohnungslosen Menschen, aber auch auf die Mitarbeitenden werden erörtert.
In dieser Auftaktveranstaltung werden Theorie und Praxis miteinander verbunden und exemplarisch einzelne Lebenswelten einbezogen.
Hintergrund / Fragestellung
Die Ernährung hat in jedem Lebensalter große Bedeutung für Gesundheit und Wohlbefinden. Die aktuelle Herausforderung ist das „Überleben im Überfluss“. Eine vielversprechende Strategie der ernährungsbezogenen Gesundheitsförderung ist Ernährungsbildung im Setting Kita und Schule. Die gemeinsame Initiative von BARMER und Sarah Wiener Stiftung wird als erfolgreiche Strategie vorgestellt und die Ergebnisse aus der Evaluation belegt.
Projektbeschreibung / Methode
Zu Beginn wird die Bedeutung von Prävention im nicht betrieblichen Setting für Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit aus Sicht der Krankenkassen thematisiert. (1). Anschließend wird aufgezeigt, wie über Ich kann kochen! Ernährungsbildung in Kita und Schule implementiert werden. (2). Der dritte Beitrag stellt anhand der Evaluationsergebnisse Wirkung und Erfolg von Ich kann kochen! dar. (3) Zum Schluss erfolgt der Transfer hin zu den Forderungen die sich aus diesen Erkenntnissen für Politik und Gesundheitswesen ergeben. (4).
Schlussfolgerung / Ergebnisse
Ernährungsbildung ist zentraler Bestandteil einer Grundbildung für die alltägliche Lebensgestaltung in der modernen Konsumgesellschaft und somit Voraussetzung für soziale Teilhabe. In Deutschland fehlt aktuell eine umfassende und verbindliche strukturelle Verankerung von Ernährungsbildung in Kitas und Schulen. „Ich kann kochen!“ zeigt auf, dass Kinder, Pädagogen, Eltern und Einrichtungen motiviert sind, Impulse aufzugreifen und umzusetzen. Nachhaltige Lösungen erfordern jedoch politische Unterstützung.
Diskussionsbeitrag / Lessons Learnd
Möglichkeiten einer Verbesserung der Ernährungsbildung in Kitas und Schulen sollen diskutiert werden.
Hintergrund: Vor 3 Jahren wurde der von einem interdisziplinären Expertenteam entwickelte Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz vorgestellt. Im Expertengespräch mit den Entwicklern des Nationalen Aktionsplans sollen erste Entwicklungen, Ergebnisse und besondere Herausforderungen bei der Umsetzung reflektiert und diskutiert werden. Speziell die Frage der Entwicklung von Gesundheitskompetenz vor dem Hintergrund von Pandemien und dem Ansatz von Health in All Policies soll erörtert werden.
Methode: Folgende Fragen sollen von den Experten und in der Diskussion mit den virtuellen Teilnehmenden beleuchtet werden:
1. 3 Jahre Nationaler Aktionsplan: Was wurde bislang in den jeweiligen Handlungsfeldern bereits umgesetzt?
2. Welche Folgen hat die Covid 19 Pandemie auf die Umsetzung?
3. Welche Handlungsempfehlungen haben durch die Pandemie besonders an Bedeutung gewonnen?
4. Wie bedeutsam ist Gesundheitskompetenz für den Umgang mit Covid 19 und anderen Pandemien in den verschiedenen Handlungsfeldern?
5. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure?
6. Welche Gelingensfaktoren konnten identifiziert werden? Wo gibt es besondere Herausforderungen?
Ausblick: Welche Weichenstellungen und Zielsetzungen sind für die Zukunft vorgesehen? Welche Ziele sollen in den nächsten 5 Jahren erreicht werden?
Diskussionsbeitrag: Die Teilnehmenden haben die Gelegenheit, den Nationalen Aktionsplan GK vor dem Hintergrund von Pandemien zu reflektieren und ihre Fragen an die Experten zu richten.
Wie gut man sich vor der Infizierung mit Coronavirus schützen kann, hängt nicht zuletzt am Geldbeutel. Das betrifft nicht nur die tödlichen Gefahren durch das Virus selbst und die Frage, ob man im Krankheitsfall überhaupt versorgt wird, sondern auch die sozialen und politischen Bedingungen, unter denen die Menschen mit dem Virus leben müssen.
Die Fokussierung auf das Virus als zu bekämpfenden Feind versperrt den Blick auf die politischen und sozial-ökologischen Verwerfungen. Es zeigt sich, dass die Geschichte jeder Epidemie auch eine Geschichte des Zusammenspiels von Wissen, Macht und Politik ist. Die systematische und todbringende Verharmlosung der Risiken, die Verleumdung und Abwehr wissenschaftlicher Erkenntnisse, die Aneignung von Schutzmasken, Diagnostika und die exklusive Sicherung der in Entwicklung befindlichen Impfstoffe sind Ausdruck einer Politik, die die Ungleichheit des existierenden Wirtschafts- und Sozialsystems zu kaschieren versucht.
Besonders betroffen von der Pandemie sind all jene Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft, ihres Einkommens und den fehlenden Zugangs zu Gesundheitsversorgung an den Rändern der Gesellschaft leben. Diese Zonen des Ausschlusses sind global verteilt, sie reichen von Flüchtlingslagern über städtische Armenviertel bis zu ganzen Ländern.
Wie beeinflusst die Coronavirus-Pandemie die globalen Kämpfe für das Menschenrecht auf bestmöglichen Zugang zu Gesundheit? Wie lassen sich die Gleichheit und Gerechtigkeit hinsichtlich der Gesundheitsversorgung neu erstreiten? Liegt in der Eskalation durch Corona auch eine Chance für (gesundheits-)politisches Handeln?
Mit Referent*innen aus drei Kontinenten möchten wir über die Neuverortung im politischen Raum diskutieren und dabei gemeinsame Strategien ausloten.
Dauer : 45 Minuten
Mit der Covid 19-Pandemie stand und steht das etablierte System der Globalen Gesundheitspolitik auf dem Prüfstand. Trotz zahlreicher Appelle zu einer solidarischen Bewältigung der Krise und der Anrufung von Impfstoffen und Medikamenten gegen die Viruserkrankung als „globale öffentliche Güter“ setzen sich immer wieder nationalistische Politiken durch, bei den wirtschaftlichen Rettungsschirmen wie bei der Sicherung von Vorkaufsrechten für zu entwickelnde Impfstoffe. Die globalen multilateralen Institutionen rücken bei der Bewältigung der Pandemie ins Kreuzfeuer der Kritik und deren globale Lösungsstrategien werden oftmals torpediert (wie bei der Weltgesundheitsorganisation) oder spielen nur eine Nebenrolle (wie die UN).
Dabei war Globale Gesundheitspolitik in den ersten zwei Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts zu einem zentralen Thema bei G7 und G20 Gipfeln aufgestiegen. Covid 19 stellt die Funktionsweise der etablierten globalen Politikprozesse auf den Prüfstand und verlangt zugleich einen umfassenden globalen „Health in all Policies“ Ansatz, um die medizinischen, sozialen und ökonomischen Folgen der Pandemie zu bewältigen.
Dies wird in drei Beiträgen konkretisiert und diskutiert. Zugleich wird damit das Hintergrundpapier der DPGG zu Covid 19 vorgestellt, das den Rahmen zu diesen Themen bildet.
Health in All Policies (HiAP), verstanden als eine Strategie der ganzheitlichen Gesundheitsförderung und Prävention, wird in Deutschland bislang nur in Ansätzen realisiert. Der Bedeutung des Ansatzes widmet sich eine Anfang 2021 erschienene Publikation, in der verschiedene Autor*innen die Grundlagen des Konzeptes aufarbeiten, aus Sicht von Politikfeldern den Bezug zu Gesundheitsförderung und Prävention beschreiben und gute Beispiele für Health in All Policies in Deutschland darlegen.
In diesem Fachforum wird ein Einblick in diese aktuelle Auseinandersetzung zu HiAP gegeben. Die Herausgeber*innen der Publikation beginnen mit einem grundlegenden Beitrag, in welchem sie die Rahmenbedingungen und Herausforderungen für HiAP in Deutschland skizzieren und Entwicklungsmöglichkeiten thematisieren. Dann werden die Anknüpfungspunkte, Chancen und Risiken aus Sicht zweier Politikfelder exemplarisch für eine Vielzahl von Politikfeldern vorgestellt. Abschließend wird die ressortübergreifende Zusammenarbeit in einer Stadt oder einem Bundesland als ein Beispiel vorgestellt.“ Im Anschluss an die Fachbeiträge bleibt Raum für eine Diskussion der Teilnehmenden untereinander und mit dem Publikum.
(1)Hintergrund/Fragestellung
In der Corona-Zeit haben sich die Angebote der Frühen Hilfen verändert. Einige Angebote mussten vorübergehend eingestellt werden, andere können unter Berücksichtigung der AHA-Formeln fortgesetzt werden. Nicht wenige Angebote haben ihr Format geändert und finden nun telefonisch oder digital statt. Auch die Zusammenarbeit im Netzwerk Frühe Hilfen erlebt durch Corona neue Herausforderungen und hat sich verändert.
(2) Projektbeschreibung/Methode
In dem Forum berichten Vertreterinnen aus zwei Kommunen und von einem freien Träger, wie sie mit den Herausforderungen der Pandemie umgehen. Wie können Familien in schwierigen Lebenssituationen trotz der Kontakteinschränkungen gut erreicht werden? Gelingt es, den Ansatz „health in all policies“ weiterzuverfolgen oder sogar auszubauen? Oder wurden Kooperation und Zusammenarbeit eingeschränkt? Im Forum können die Teilnehmenden Fragen an die Vortragenden stellen und ihre eigenen Erfahrungen ergänzen.
(3) Schlussfolgerung/Ergebnisse
Was wird an neuen Formaten und Ideen bleiben, wenn die Pandemie vorbei ist? Und was brauchen Kommunen, Träger und Netzwerke Frühe Hilfen, um neue Formate zukünftig weiterentwickeln zu können? Was hat sich in der Zusammenarbeit im Netzwerk Frühe Hilfen bewährt und wo sind Verbesserungen nötig?
(4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Das Forum gibt Kommunen, Träger und Netzwerke Frühe Hilfen Anregungen, wie sie Eltern in der Krise mit angepassten und neuen Formaten gut erreichen können. Es vermittelt einen Ausblick, wie sich die Angebote der Frühen Hilfen und die Kooperation und Zusammenarbeit im Netzwerk Frühe Hilfen nachhaltig verändern können.
Vorgestellt wird das Modellprojekt Papilio-U3 ein Programm zur Förderung der psychosozialen Gesundheit von Kindern unter drei Jahren in der Kita. Nach drei Jahren Laufzeit liegen positive Ergebnisse vor und Kitas können fortgebildet werden.
Verlässliche Beziehungen und sichere Bindungserfahrungen in früher Kindheit haben eine herausragende Bedeutung für den Entwicklungsverlauf. Sie können das Sozialverhalten und die psychische Gesundheit bis in das Erwachsenenalter prägen. Seit 2013 haben Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz in einer Kindertageseinrichtung. Die Betreuungsquote der Kinder unter drei Jahren ist seitdem stark angestiegen. Qualifizierte Fortbildungsangebote in diesem Themenfeld stehen kaum zur Verfügung. Die BARMER und die Papilio gGmbH haben sich daher mit einem Entwicklungsprojekt dieser Aufgabe gestellt. Das Projekt wurde durch die Freie Universität Berlin und die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wissenschaftlich begleitet.
Vorgestellt wird das neue Programm für Kitas, zur gezielten Förderung der psychosozialen Gesundheit von Kindern unter drei Jahren. Papilio-U3 ist das Ergebnis des Entwicklungsprojektes und seiner begleitenden Evaluationsstudie. Es orientiert sich an wissenschaftlich erprobten Inhalten wie hochwertiger, praxisnaher Wissensvermittlung und Videofeedback. Im Mittelpunkt steht das Verhalten der pädagogischen Fachkräfte in der Interaktion mit den Kindern. Positive Bindungserfahrungen und eine gute Beziehungsqualität werden in den Blick genommen, um eine Basis für emotionale und soziale Entwicklungsprozesse zu schaffen.
Die BARMER und die Papilio gGmbH gehen davon aus, dass Papilio-U3 die Qualität der Betreuung von unter Dreijährigen in Kitas fördern kann und das pädagogische Personal bei ihrer wichtigen Arbeit unterstützt und stärkt.
Eine Anwenderin berichtet aus der Praxis über ihre Erfahrungen mit Papilio-U3, die Möglichkeiten der Umsetzung und Implikationen für die kommunale Praxis werden vorgestellt und diskutiert.
Der Beitrag skizziert stadtteilbezogene Gesundheitsförderung in der Corona-Krise und stellt diese gleichzeitig auf den Prüfstand. Die Krise trifft viele Menschen mit voller Härte, Menschen in sozial und gesundheitlich schwierigen Lebenssituationen aber besonders.
Grundsätzlich stellt die Struktur der Stadtteile eine gute Voraussetzung für Synergieeffekte und Vernetzung dar. Ressortübergreifende bedarfsgerechte Zusammenarbeit und der Zugang zu vulnerablen Bevölkerungsgruppen können oft leichter gewährleistet werden als auf kommunaler oder Landesebene. Gleichzeitig kulminiert in den benachteiligten Quartieren gesundheitliche Ungleichheit. Das bedeutet, dass die gesellschaftliche Trennung in der Krise hier besonders deutlich wird.
Die Pandemie hat gezeigt, wie flexibel und handlungsfähig Projekte auf Stadtteilebene tatsächlich sind. Die Reaktionen der Projektträger und Projektträgerinnen in den Quartieren sind erstaunlich: einfallsreich und bedarfsorientiert finden Sie Lösungswege, um die Menschen in den Stadtteilen weiterhin gesundheitsfördernd zu unterstützen. Gleichzeitig benötigt die lokale Ebene Verständnis und Entgegenkommen von Land und Kommune, um kurzfristig und passgenau auf sich ständig ändernde Situationen zu reagieren. Wir möchten Einblicke in praktische Beispiele aus unterschiedlichen Bundesländern geben und Erfahrungen im Umgang mit COVID-19 in der Stadtteilarbeit teilen: Wie krisentauglich ist stadtteilbezogene Gesundheitsförderung?
Die Gefahren und Risiken, die von Covid 19 ausgehen, sind (fast) allen bewusst und präsent. Zudem hat beinahe jeder die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen und mögliche negative (Begleit-)Erscheinungen in sozialer, psychischer und physischer Hinsicht erlebt. Aus Sicht der Salutogenese gilt es jedoch, diese Prozesse aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten: Wie sieht es hingegen mit den Ressourcen aus, die jeder Einzelne hat, um mit dieser Situation zurecht zu kommen, sie zu meistern und sein Immunsystem zu stärken? Wie sieht es mit der Gesundheitskompetenz aus, um angemessen auf die Pandemie zu reagieren? Eine Einladung zum Perspektivwechsel.
Praxisbeispiele zur Unterstützung der Gesundheit durch Stärkung der Salutogenese und Gesundheitskompetenz – nicht nur in Zeiten von Pandemien.
Nach einer kurzen Vorstellung des Themas und Best Practise Beispielen aus unterschiedlichen Lebenswelten können sich die Teilnehmenden des Learning Cafés intensiv mit den Beispielen und Ansätzen auseinandersetzen und haben die Möglichkeit die Experten zu befragen oder eigene Erfahrungen einzubringen und zu reflektieren. Sie sind eingeladen sich auf den Perspektivwechsel einzulassen, bei jeder Pandemie oder anderen Herausforderung nicht nur auf die Risiken und Gefahren zu schauen, sondern auch gesundheitskompetent zu handeln und die eigenen Ressourcen zu nutzen.
Zu diesem Zweck werden Breakout Sessions zu vier verschiedenen Themen gebildet, die jeweils durch eine Moderatorin/einen Moderator begleitet werden. Diese vier Sessions sind: Pflege, Kommune, Schule und Hochschule. Nach einer gemeinsamer Begrüßung im Plenum können die Teilnehmenden sich in die Sessions einwählen.
Wie ist die Versorgungslage für ungewollt Schwangere? Welche besonderen Schwierigkeiten gab es in der Corona-Zeit? Welche Möglichkeiten, Chancen bietet der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch (SAB) die Autonomie der Frauen beim SAB zu stärken?
Seit 2003 haben die Einrichtungen in Deutschland, die SAB durchführen, um ca. 40% abgenommen. Auf dem Land müssen die Frauen dafür bis zu 200 Kilometer reisen. Sind die Aktionen der Abtreibungsgegner*innen der Hauptgrund dafür, dass Gynäkolog*innen in Deutschland kaum noch SAB anbieten? Unter Corona-Bedingungen traten zusätzliche Schwierigkeiten für ungewollt Schwangere auf. Welche dies waren und welche Rolle der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch zur Verbesserung der prekären Versorgungssituation spielen könnte, weil er auch von Hebammen und Hausärzt*innen (bzw. von Frauen in eigener Verantwortung) begleitet werden kann, wird in der Veranstaltung beleuchtet.
Nachdem gegen mehrere Ärzt*innen wegen angeblichen Verstoßes gegen den §219a Anzeige erhoben worden ist, hat sich der Protest gegen den „Nazi-Paragrafen“ bundesweit etabliert. Er führte im 1. Quartal 2019 zu einer Reform des §219a StGB. Dies führte allerdings weder zu größerer Rechtssicherheit für die Ärzt*innen noch zu einer Verbesserung der Situation ungewollt Schwangerer.
Deutschland darf den Anschluss an die moderne Gesetzgebung nicht verpassen – auch nicht punkto sexueller Selbstbestimmung. Aber damit Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden können, braucht es einer umfassenden Analyse aller administrativen, psychosozialen und medizinischen Aspekte rund um ungewollte Schwangerschaften.
Dauer : 15 Minuten
Session – Freies Format (ca. 70 Minuten)
In vier kurzen Vorträgen wird das Themenfeld umrissen und dann in einer 25-minütigen Diskussionsrunde mit dem Publikum vertieft. Da ein allzu „frontaler“ Charakter vermieden werden soll, werden in den Vorträgen nur kurz die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst. Sie sind daher kurz (10 min.). Lediglich der Auftaktvortrag zu konzeptionellen Fragen ist auf 15 min. angelegt. Präferiert wird ein online-Format. Geplant sind vier Kurzvorträge.
Abstrakt zur Gesamtsession
Epidemiologische Forschung zur sozialen Dimension der COVID-19 Pandemie: Konzepte und Ergebnisse
Hintergrund: Die Bedeutung von epidemiologischer Forschung zur COVID-19 Pandemie ist hoch, da gesichertes Wissen zur Krankheitslast, zu Verbreitungswegen, Symptombildern, Risikofaktoren für Krankheitsverläufe, Patientenmerkmalen und Behandlungsstrategien notwendig ist, um Public-Health-Maßnahmen zu planen. Klaren Forschungsbedarf gibt es auch zu den sozialen Determinanten des Risikos sich zu infizieren, eine Erkrankung auszubilden oder eine adäquate Therapie zu erhalten.
Projektbeschreibung: Zumindest zu Beginn der COVID-19 Pandemie waren die sozialen Determinanten in der Forschung kaum ein Thema. Dies hat sich jedoch geändert und es gibt eine steigende Zahl an Untersuchungen, die verschiedene Aspekte von COVID-19 mit sozialen Faktoren in Beziehung setzen. Diese Session beschäftigt sich mit der epidemiologischen Studienlage zur gesundheitlichen Ungleichheit im Kontext der COVID-19 Pandemie und stellt aktuelle Ergebnisse und Studien vor. Betrachtet werden sowohl unmittelbare Erkrankungsrisiken durch das SARS CoV-2 Virus als auch Erkrankungen, die eher als Folge der Public Health Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie auftreten (z.B. Belastungen durch Quarantäne, psychische Belastungen durch wirtschaftliche Probleme.
Schlussfolgerungen: In der Diskussion sollen vor allem die Lehren für zukünftige Pandemien oder Krisen besprochen werden, die aus dem epidemiologischen Ergebnissen zu den sozialen Determinanten gezogen werden können.
Lessons learned: Wie bei fast allen Krankheiten sind auch Infektionskrankheiten sozial ungleich verteilt und treffen Menschen mit geringen Ressourcen und sozioökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen öfter und härter. Die gezeigten Ergebnisse zeigen, dass dies auf die gegenwärtige Pandemie und – mit hoher Wahrscheinlichkeit – auch auf zukünftige Pandemien zutrifft.
Die Corona-Pandemie stellt Studierende an den Hochschulen im gesamten Bundesgebiet vor eine Vielzahl neuer und vor allem gesundheitsrelevanter Herausforderungen.
Das Aufbau- und Entwicklungsprojekt „Kompetenzzentrum Gesundheitsfördernde Hochschulen“ (KGH) der LVG & AFS und der Techniker Krankenkasse erstellte im Frühjahr 2020 eine Blitzumfrage zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf gesundheitsfördernde Hochschulen. Die Resultate machen die Vielzahl der neuen Herausforderungen für Studierende und gleichzeitig auch für die Hochschulen als Organisationen deutlich. Aufbauend auf diesen Ergebnissen wurden durch das KGH vertiefende Expert*inneninterviews zur Rolle und Sichtbarkeit des Gesundheitsmanagements (GM) an Hochschulen durchgeführt. Diese bieten Einblicke in Ansatzpunkte und Handlungsempfehlungen für die Stärkung des GM an Hochschulen.
Die HAW Hamburg startete indessen ihren Implementierungsprozess eines Studentischen Gesundheitsmanagements (SGM) inmitten der Corona-Pandemie. Dies gelang nur so positiv und für die Anfangsphase erfolgreich, da von Anfang an Studierende partizipativ miteinbezogen wurden. Zusätzlich wurden Stakeholder zu ihren Ansichten bezüglich der Studierendengesundheit befragt, um auch diese noch stärker in die Gestaltung des SGM einzubinden und innerhalb der Hochschule entsprechende Synergien zu schaffen und Netzwerke auszubauen. Insbesondere aus den Erfahrungen der Implementierung eines SGM in den herausfordernden Zeiten der Pandemie-Bewältigung ergeben sich konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis.
Die ersten beiden Beiträge der Session werden vom KGH gestaltet. Das KGH stellt sich und seine Arbeit im Themenfeld gesundheitsfördernde Hochschulen zunächst vor und wird im zweiten Beitrag Einblicke in die quantitativen und qualitativen Umfrageergebnisse mit Fokus auf die Rolle und Sichtbarkeit Gesundheitsfördernder Hochschulen während der Corona-Pandemie geben. Die HAW Hamburg gestaltet die zwei aufbauenden Beiträge zu den Ergebnissen aus Fokusgruppen-Interviews mit Studierenden, Stakeholder-Interviews und zur Partizipation von Studierenden im Rahmen der SGM-Implementierung.
In der anschließenden Diskussion mit den Teilnehmenden sollen gemeinsam Ideen und Ansätze für die Reduzierung der gesundheitlichen Auswirkungen auf Studierende im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie gesammelt und diskutiert werden. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, was uns die Corona-Pandemie in diesen Zusammenhängen lehrt. Die Pandemie zeigt, welchen Stellenwert Gesundheit hat und wie groß die politische Handhabe sein kann. Wie kann die Corona-Krise also genutzt werden, um die Bedeutung der Gesundheitsförderung an der einzelnen Hochschule zu stärken und welche weiteren Maßnahmen und Voraussetzungen braucht es, um Gesundheit grundsätzlich als Querschnittsthema (HiAP) an Hochschulen zu verankern?
Communtiy Health wird in Deutschland selten partizipativ umgesetzt. Die Ansätze folgen häufig einem territorialen unspezifischen Community-Verständnis. Die eigentliche Definition von „Communities“ geht darüber hinaus. Communities werden dabei über gruppenbildende gemeinsame Merkmale und ein Zugehörigkeitsgefühl bestimmt, wie es zum Beispiel aus Ausgrenzungserfahrungen resultieren kann. Communities können für die ungleichheitssensible Gestaltung von Corona-Präventionsmaßnahmen zur Ressource werden.
In der Veranstaltung wird gefragt wie der Perspektive der Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten eine Stimme gegeben und der Verstärkung gesellschaftlicher Ungleichheitsverhältnisse entgegengewirkt werden kann. Dafür werden Möglichkeiten und Grenzen anhand von verschiedenen Praxisfeldern und der wissenschaftlichen Literatur präsentiert und kritisch diskutiert. Im Ergebnis sollen die Potenziale und Grenzen Community-basierter Ansätze für die Pandemiebewältigung zusammenfassend deutlich werden.
(1) Hintergrund/Fragestellung
Der persönliche Kontakt zu Familien ist in den Frühen Hilfen eine grundlegende Voraussetzung, um Bedarfe zu erkennen und passgenaue Angebote zu unterbreiten. Durch die Corona-Pandemie waren/sind die Kontaktmöglichkeiten der Fachkräfte zu den Familien jedoch stark eingeschränkt. Das persönliche Treffen, der Besuch in der Familie – der übliche analoge Kontakt – musste in kürzester Zeit durch digitale Formate wie Telefon- und/oder Online-Beratung ergänzt, wenn nicht gar ersetzt werden. Gleichzeitig mussten auch die persönlichen Zusammenkünfte von Fachkräften, z.B. in Form von Teambesprechungen, eingeschränkt werden oder in einem anderen Rahmen stattfinden.
(2) Projektbeschreibung/Methode
In dem Forum stellen Expertinnen und Experten digitale Beratungsformen vor und diskutieren die Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Elternberatung, aber auch in der Zusammenarbeit der Fachkräfte. Zentrale Fragen sind: Was sind die Besonderheiten, die eine digitale Beratung beispielsweise per webbasierterE-Mail, Telefon, Video oder MessengerChat, ausmachen und beachtet werden sollten? Welche datenschutzrechtlichen Aspekte müssen beachtet werden? Dies soll u.a. anhand von Praxisbeispielen verdeutlicht werden. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, Fragen zu stellen.
(3) Schlussfolgerung/Ergebnisse
Es wird aufgezeigt, wie digitale Beratungsformen in einem analogen Arbeitsfeld wie dem der Frühen Hilfen integriert und auch über die Zeiten der Corona-Pandemie sinnvoll genutzt werden können. Die Veranstaltung gibt Fachkräften Anregungen, wie die digitalen Formate sinnvoll eingesetzt werden können und zeigt auf, welche Formate sich für welche Anlässe eignen.
(4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Die Corona-Pandemie hat die Beratung in dem analogen Arbeitsfeld der Frühen Hilfen verändert. Digitale Formate haben im Kontakt zu den Familien an Bedeutung gewonnen. Ein Gelingen des Einsatzes dieser Formate ist u.a. davon abhängig, dass die Formate adäquat genutzt und die Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Beratung erkannt werden.
(1) Menschen, die von sexualisierter Gewalt und/oder Gewalt in Beziehungen betroffen sind (insbesondere Frauen und Kindern) tragen langfristige gesundheitliche Folgen (WHO 2016: 6). Trotz wissenschaftlicher Erkenntnisse und frauen- sowie gesundheitspolitischen Forderungen (WHO 2013) existieren in Deutschland kaum systematische und strukturell verankerte Angebote auf den Ebenen der Versorgung, Aus-, Fort- und Weiterbildung der Gesundheitsberufe und der Public Health-Forschung.
(2) In dem Symposium werden anhand des Public Health Action Cycles (Kolip 2006) durch die gemeinsame Betrachtung von drei Projekten die Ebenen der Wissenschaft, der Politik/Bildung und der Beratung /Selbsthilfe in Bezug zum Thema Gewalt in Beziehungen/ sexualisierte Gewalt beleuchtet, um Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns, der Intervention und der systematischen Verankerung von Maßnahmen in der Versorgung von Gewalt Betroffener zu diskutieren.
(3) & (4) Klare politische Forderung zur Qualifizierung der Gesundheitsberufe, zur Gewährleistung adäquater Versorgungs- und Präventionsangebote sowie zur systematischen Erhebung versorgungsbezogener Daten im Gesundheitsbereich gehen von der Istanbul-Konvention aus (Council of Europe 2011). Mit dem Symposium soll das Thema sexualisierter Gewalt und/ oder Gewalt in Beziehungen im deutschen Public Health Diskurs stärker sichtbar werden und es sollen gemeinsam konstruktive Schritte diskutiert werden, um eine Verankerung des Themas auf unterschiedlichen Ebenen voranzubringen.