Wie ist die Versorgungslage für ungewollt Schwangere? Welche besonderen Schwierigkeiten gab es in der Corona-Zeit? Welche Möglichkeiten, Chancen bietet der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch (SAB) die Autonomie der Frauen beim SAB zu stärken?
Seit 2003 haben die Einrichtungen in Deutschland, die SAB durchführen, um ca. 40% abgenommen. Auf dem Land müssen die Frauen dafür bis zu 200 Kilometer reisen. Sind die Aktionen der Abtreibungsgegner*innen der Hauptgrund dafür, dass Gynäkolog*innen in Deutschland kaum noch SAB anbieten? Unter Corona-Bedingungen traten zusätzliche Schwierigkeiten für ungewollt Schwangere auf. Welche dies waren und welche Rolle der medikamentöse Schwangerschaftsabbruch zur Verbesserung der prekären Versorgungssituation spielen könnte, weil er auch von Hebammen und Hausärzt*innen (bzw. von Frauen in eigener Verantwortung) begleitet werden kann, wird in der Veranstaltung beleuchtet.
Nachdem gegen mehrere Ärzt*innen wegen angeblichen Verstoßes gegen den §219a Anzeige erhoben worden ist, hat sich der Protest gegen den „Nazi-Paragrafen“ bundesweit etabliert. Er führte im 1. Quartal 2019 zu einer Reform des §219a StGB. Dies führte allerdings weder zu größerer Rechtssicherheit für die Ärzt*innen noch zu einer Verbesserung der Situation ungewollt Schwangerer.
Deutschland darf den Anschluss an die moderne Gesetzgebung nicht verpassen – auch nicht punkto sexueller Selbstbestimmung. Aber damit Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden können, braucht es einer umfassenden Analyse aller administrativen, psychosozialen und medizinischen Aspekte rund um ungewollte Schwangerschaften.
13:30 Uhr
Gesetzliche Rahmenbedingungen und Reformen zum Schwangerschaftsabbruch unter der Restriktion des Strafgesetzes
Nora Szász | Arbeitskreis Frauengesundheit e.V. | Germany
Details anzeigen
Autor:in:
Nora Szász | Arbeitskreis Frauengesundheit e.V. | Germany
Deutschland hat im europäischen Vergleich immer noch eine der restriktivsten gesetzlichen Regelungen zum Schwangerschaftsabbruch. Mit den §§ 218 und 219 besteht eine strafrechtlichen Verfolgung im Falle einer ungewollten Schwangerschaft, die mit dem Recht auf sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung nicht vereinbar ist. Die aktuell im Zuge der Reform des §219a und von der WHO geforderte Entwicklung einer Leitlinie zum Schwangerschaftsabbruch darf nicht zu einer weiteren Reglementierung führen.
13:50 Uhr
Schwangerschaftsberatung unter Bedingungen der Covid-19-Pandemie aus Sicht von Beratungsfachkräften – Erste Studienergebnisse
Prof. Dr. Maika Böhm | Fachhochschule Merseburg | Germany
Katja Krolzik-Matthei | Fachhochschule Merseburg | Germany
Details anzeigen
Autor:innen:
Prof. Dr. Maika Böhm | Fachhochschule Merseburg | Germany
Katja Krolzik-Matthei | Fachhochschule Merseburg | Germany
Die Veränderungen, die sich unter den Bedingungen der Covid-19-Pandemie für Schwangerschaftsberatungsstellen ergeben, werden in der BZgA-geförderten Studie (07/2020–12/ 2021) exemplarisch in vier Bundesländern untersucht. Der Beitrag präsentiert vorläufige Ergebnisse zur Versorgungssituation beim Schwangerschaftsabbruch und der Situation der Klient_innen während der ersten Monate der Pandemie aus Sicht der befragten Fachkräfte.
14:10 Uhr
Paradigmenwechsel: Schwangerschaftsabbruch (SAB) versus Menstruationsregulation
Dr.in med. Christiane Tennhardt | Frauenärztinnen Köpenick | Germany
Details anzeigen
Autor:in:
Dr.in med. Christiane Tennhardt | Frauenärztinnen Köpenick | Germany
Wer sind die Frauen, die einen SAB wünschen? Aktuelle Statistiken u. regionale Unterschiede werden vorgestellt. Der medikamentöse SAB gibt den Frauen die Möglichkeit weitgehend ohne medizinisches Personal eine unerwünschte Schwangerschaft abzubrechen. Wichtig ist, dass die Frau über Art und Ort des SAB entscheiden kann. Haben wir etwas davon statt einem Abbruch eine Menstruationsregulation durchzuführen?
14:30 Uhr
Telemedizin beim Schwangerschaftsabbruch – neue Formen der Selbstbestimmung
Dr. Alicia Baier | Doctors for Choice Germany, Ärztin in Weiterbildung, „Familienplanungszentrum Balance“ | Germany
Details anzeigen
Autor:in:
Dr. Alicia Baier | Doctors for Choice Germany, Ärztin in Weiterbildung, „Familienplanungszentrum Balance“ | Germany
Nicht nur in Zeiten der Covid-19-Pandemie ist der Zugang zum Schwangerschaftsabbruch (SAB) limitiert. In einigen europäischen Ländern, u.a. in UK, wurde 2020 die Möglichkeit eines telemedizinischen Vorgehens beim medikamentösen SAB eingeführt. Ein Modellprojekt des FPZ Balance, in Kooperation mit pro familia Berlin und Doctors for Choice Germany, bietet nun auch in Deutschland eine telemedizinische Begleitung an. Das Modellprojekt sowie Studienergebnisse aus anderen Ländern werden vorgestellt.