Hintergrund und Zielstellung
Die interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen disziplinübergreifenden Akteuren stellt eine wichtige gemeinsame Kernkompetenz im Gesundheitswesen dar, die als zentrales Erfolgselement einer ergebnis- und patientenorientierten Gesundheitsversorgung gilt [1] und wesentlich die rehabilitative Versorgungskette prägt [2]. Handelt jede Profession allein, können sich aus resultierenden Schnittstellenproblemen gravierende Komplikationen für den Behandlungsverlauf der Patienten [3] und potentiellen Rehabilitanden sowie eine unzureichende Sicherung des Rehabilitationserfolgs ergeben. Aus diesem Grund ist es so bedeutsam, alle beteiligten Berufsgruppen frühzeitig für diese Probleme zu sensibilisieren [4] und Lösungen zu entwickeln. Deshalb müssen die am Rehabilitationsprozess beteiligten Akteure bereits im Rahmen der Ausbildung bzw. des Studiums [5] an ihre zukünftigen unterschiedlichen sowie gemeinsamen rehabilitationsbezogenen Aufgaben herangeführt werden, um ihre vielfältigen Handlungsmöglichkeiten im Rahmen des deutschen Rehabilitationssystems verstehen und nutzen zu können. Ein gegenseitiges Verständnis für die berufsspezifischen Kompetenzen und Rollen im Rehabilitationsprozess ist relevant für das gemeinsame zielorientierte Arbeiten. Bisher spielen interprofessionelle Kompetenzen in den Ausbildungs- und Studienkontexten noch keine herausgehobene praktische Rolle. Das soll sich entsprechend dem Masterplan Medizinstudium 2020 [6] grundlegend ändern. Für verschiedene Themenbereiche der Medizin gibt es bereits einzelne interprofessionelle Lehrkonzepte, die allerdings noch Erprobungscharakter aufweisen [7]. Für den Bereich der medizinischen Rehabilitation fehlen bislang geeignete Lehrmaterialien für die curriculare Ausbildung, die die rehabilitative Versorgungskette aus interprofessioneller Perspektive darstellen und dabei helfen, das eigene Handeln sowie das Handeln der anderen Berufsgruppen als Team zu fördern.
Methoden
In Vorbereitung der Konzeption einer rehabilitationsbezogenen interprofessionellen Lehrveranstaltung wurden aktuellste Entwicklungen und Empfehlungen im Bereich der Medizin, Pflege und Physiotherapie recherchiert, um neben den generellen Ansätzen zu interprofessionellen Lehrkonzepten auch deren praktische Barrieren zu identifizieren. In diesem Zusammenhang fand ein methodenorientierter Erfahrungsaustausch mit Experten interprofessioneller Lehrkonzepte statt. Die entwickelten Modulinhalte werden durch Einbezug der Adressatengruppe zum Projektende pilotiert und wissenschaftlich evaluiert werden nach den Kriterien Lehrgestaltung, Kompetenzerwerb und Wirksamkeit.
Ergebnisse
Das entwickelte Modul „Rehabilitations- und Entlassmanagement“ verarbeitet anhand eines Fallbeispiels die spezifischen Rollen und interprofessionellen Anforderungen von den in der rehabilitativen Versorgungskette tätigen Ärzt*innen, Physiotherapeut*innen und Pflegefachkräften als praxisbezogene Lehrinhalte. Im Fokus der interprofessionellen Lehreinheit steht das Rehabilitations- und Entlassmanagement beim Übergang in die Versorgung nach Krankenhausbehandlung. Die Seminarkonzeption folgt dem standardisierten Modulaufbau für interprofessionelle Lehre des Skillslab der medizinischen Fakultät der MLU Halle-Wittenberg. Das Seminar ist zweiteilig aufgebaut: Am ersten Seminartag werden grundsätzliche Aspekte des interprofessionellen Lernens und Arbeiten und fachwissenschaftliche Inhalte vermittelt sowie gemeinsam mit den Lernenden diskutiert. Im Anschluss werden interprofessionelle Kleingruppen gebildet, die konkret Lösungsstrategien zum Fallbeispiel und der vorgegebenen Aufgabenstellung im kooperativen Lernen bearbeiten.
Am zweiten Seminartag wenden die Studierenden und Auszubildenden ihr erworbenes Wissen in einer praktischen Übung an. In einer Simulation haben die Lernenden die Gelegenheit, das Patientengespräch mit einer Schauspielpatientin praktisch zu erproben. Durch ein anschließendes strukturiertes Videofeedback bekommen sie eine Rückmeldung zu ihrer klinischen Zusammenarbeit von der Lernbegleitung, den Mitlernenden und der Schauspielerin.
Diskussion und Fazit
Bislang gibt es keine den Autor*innen bekannte rehabilitationsbezogene interprofessionelle Lehrveranstaltung, die das Rehabilitations- und Entlassmanagement und die daran beteiligten Berufsgruppen adressiert. Mit diesem von der Deutschen Rentenversicherung Mitteldeutschland geförderten Projekt werden deshalb wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des berufsübergreifenden Austauschs, der Vermittlung rehabilitationsbezogener Kompetenzen sowie für die Beseitigung rehabilitationsbezogener Schnittstellenprobleme gesetzt. Über die anschließende Implementierung in das Reha-Wiki, einer für Lehrpersonal zugänglichen und kostenfreien Datenbank, können die Materialien einem breiten multiprofessionellem Nutzerkreis kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Literatur
1. Lehmann Y, Ayerle G, Beutner K, Karge K, Behrens J, Landenberger M. Bestandsaufnahme der Ausbildung in den Gesundheitsfachberufen im europäischen Vergleich (GesinE) - zentrale Ergebnisse und Schlussfolgerungen. Das Gesundheitswesen. 2016; 78: 407–13. doi:10.1055/s-0035-1549994.
2. Mau W, Bengel J, Pfeifer K. Rehabilitation in der Aus-, Fort- und Weiterbildung beteiligter Berufsgruppen. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 2017; 60: 402–9. doi:10.1007/s00103-017-2515-z.
3. Kälble K. Berufsgruppen- und fachübergreifende Zusammenarbeit – Terminologische Klärungen. In: Kälble K, Kaba-Schönstein L, editors. Interdisziplinäre Kooperation im Gesundheitswesen.: Eine Herausforderung für die Ausbildung in der Medizin, der Sozialen Arbeit und der Pflege (Ergebnisse des Forschungsprojektes MESOP). Frankfurt Main: Mabuse; 2004. p. 29–41.
4. Klapper B, Lecher S, Schaeffer D, Koch U. Interprofessionelle Kommunikation: Zusammenarbeit im Krankenhaus. Deutsches Ärzteblatt. 2000; 97:A3482-A3486.
5. Anderson ES, Thorpe LN. Early interprofessional interactions: does student age matter? J Interprof Care. 2008; 22: 263–82. doi:10.1080/13561820802054689.
6. Wissenschaftsrat. Neustrukturierung des Medizinstudiums und Änderung der Approbationsordnung für Ärzte: Empfehlungen der Expertenkommission zum Masterplan Medizinstudium 2020; 2018 Drs. 7271-18; Online: https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7271-18.pdf - Zugriff 16. Oktober 2020.
7. Robert Bosch Stiftung. Gemeinsam besser werden für Patienten: Interprofessionelle Lehrkonzepte aus der Förderung der Robert Bosch Stiftung. Stuttgart; 2018. Online: https://www.bosch-stiftung.de/sites/default/files/documents/2018-04/037_18-04-05_OP-Team_Lehrkonzepte_WEB_DS.pdf - Zugriff 9. Oktober 2020.
Hintergrund und Zielstellung
Nach Ergebnissen des Mikrozensus 2019 leben in Deutschland 4,4 Millionen unter 15-jährige Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund. Das entspricht in dieser Altersgruppe einem Anteil von 39,6 % [1]. Epidemiologische Studien zur Häufigkeit chronischer Erkrankungen weisen für Kinder und Jugendliche mit Migrationsbiografie einen ähnlich hohen Gesamtbedarf an rehabilitativer Versorgung aus wie für Kinder und Jugendliche ohne Migrationsbiografie [2, 3]. Dennoch nehmen Kinder und Jugendliche mit Migrationsbiografie nach Ansicht von Expert*innen das Angebot der medizinischen Rehabilitation seltener in Anspruch. Verlässliche Daten liegen hierzu nicht vor. Untersuchungen zur rehabilitativen Versorgung von Erwachsenen mit Migrationsbiografie stützen jedoch diese Annahme [4].
Vor diesem Hintergrund implementiert das Ethno-Medizinische Zentrum e. V. (EMZ) gemeinsam mit der Universität zu Lübeck auf Basis des EMZ-Konzepts „MiMi-mit Migranten für Migranten“ [5] in den Stadtstaaten Berlin und Hamburg von 2020 bis 2022 eine multimodale Informationskampagne. Ziel ist es, Familien mit Migrationsbiografie durch ein niedrigschwelliges Informationsangebot über die Möglichkeiten der medizinischen Rehabilitation zu informieren und so die Inanspruchnahme zu fördern.
Methoden
Die Umsetzung der Kampagne wird von der Universität zu Lübeck mit einer Prozessevaluation und einer Trendstudie zur Schätzung der Kampagneneffekte begleitet. Ziel der Prozessevaluation ist es, die Umsetzung der einzelnen Module der Kampagne zu beschreiben, mögliche Probleme aufzudecken und die Ergebnisse der Trendstudie unter Berücksichtigung der Vollständigkeit der Umsetzung interpretieren zu können. Für die Trendstudie werden alle in Berlin und Hamburg lebenden Versicherten, deren Kind zwischen 2019 und 2022 eine medizinische Rehabilitation bei der Deutschen Rentenversicherung in Anspruch genommen hat, einmalig im Folgejahr befragt. Das primäre Zielkriterium ist der Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund nach Schenk et al. [6]. Die Trendstudie prüft, ob der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Migrationsbiografie im Verlauf der Kampagnenumsetzung gestiegen ist.
Ergebnisse
Die Informationskampagne setzt sich aus vier Modulen zusammen (Tab. 1).
[Platzhalter Tab. 1]
Modul 1: Mediator*innenschulungen
In neun Einzelterminen werden interessierte Personen aus migrantischen Communities durch Referent*innen aus dem Bereich der rehabilitativen und transkulturellen Gesundheitsversorgung zu Gesundheitsmediator*innen ausgebildet. Die Schulung vermittelt neben didaktischen und methodischen Kompetenzen Wissen über die allgemeine und gesundheitsbezogene Lebenssituation von Menschen mit Migrationsbiografie, über das Gesundheitssystem und die medizinische Rehabilitation. Die Schulung befähigt die Mediator*innen, dieses Wissen in selbständig organisierten Informationsveranstaltungen an andere Personen in ihrer jeweiligen Herkunftssprache weiterzugeben. Zu diesem Zweck erhalten sie unterstützende Materialien, z. B. einen gedruckten Wegweiser und eine digitale Präsentation mit den wichtigsten Schulungsinhalten. Diese Materialien sind in 10 verschiedenen Sprachen verfügbar. Innerhalb von drei Jahren ist die Schulung von 120 Mediator*innen geplant.
Modul 2: Informationsveranstaltungen
In einem zweiten Schritt nutzen die Mediator*innen ihr erworbenes Wissen und ihren Zugang zu den Migrant*innengemeinschaften, um herkunftssprachliche Informationsveranstaltungen durchzuführen. Zielgruppe sind Eltern, Jugendliche und allgemein Interessierte. Die Informationsveranstaltungen können in kleinen Gruppen an öffentlichen Orten, z. B. in Schulen, migrantischen Vereinen oder medizinischen Zentren, stattfinden. Aktuell werden diese Veranstaltungen als Online-Veranstaltungen durchgeführt. Am Ende der Informationsveranstaltungen werden die mehrsprachigen Wegweiser zur medizinischen Rehabilitation an die Teilnehmenden ausgehändigt. Im Verlauf des Projekts werden die Mediator*innen in Berlin und Hamburg 2400 Personen über die medizinische Rehabilitation für Kinder und Jugendliche informieren.
Modul 3: Sprechstunden zur Antragsunterstützung
Zusätzlich bieten Mediator*innen in Sprechstunden niedrigschwellige Beratungsgespräche zur Antragstellung für Familien mit chronisch kranken Kindern an. Neben der Unterstützung bei sprachlichen Barrieren beraten die Mediator*innen z. B., wie im Fall einer Ablehnung des Antrags auf medizinische Rehabilitation vorzugehen ist. Die Sprechstunden finden z. B. in kulturellen Gemeindezentren oder Arztpraxen statt.
Modul 4: Transkulturelles Training
Das vierte Modul der Kampagne ist ein transkulturelles Training für Gesundheitsexpert*innen. Dieses Modul zielt darauf ab, die Kommunikation zwischen Patient*innen und Gesundheitsexpert*innen mit unterschiedlichem kulturellem Hintergrund zu verbessern.
Diskussion und Fazit
Die vorgestellte multimodale Kampagne reagiert mit einem niedrigschwelligen Angebot auf den gesundheitlichen Versorgungsbedarf von chronisch erkrankten Kindern und Jugendlichen mit Migrationsbiografie. Mit Hilfe gut integrierter Mediator*innen aus unterschiedlichen migrantischen Communities werden sprachliche und kulturelle Barrieren beim Informations- und Versorgungszugang überwunden und eine häufig nur schwer erreichbare Zielgruppe für die medizinische Rehabilitation sensibilisiert. Die begleitende Evaluation erlaubt eine Bewertung der Implementierung und Effektivität der Kampagne.
Literatur
[1] Statistisches Bundesamt. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Bevölkerung mit Migrationshintergrund - Ergebnisse des Mikrozensus 2019. Berlin; 2020
[2] Santos-Hövener C, Kuntz B, Frank L, et al. Zur gesundheitlichen Lage von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Bundesgesundheitsbl 2019; 62: 1253–1262. doi:10.1007/s00103-019-03012-x
[3] Krause L, Sarganas G, Thamm R, et al. Kopf‑, Bauch- und Rückenschmerzen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Bundesgesundheitsbl 2019; 62: 1184–1194. doi:10.1007/s00103-019-03007-8
[4] Brzoska P, Razum O. Erreichbarkeit und Ergebnisqualität rehabilitativer Versorgung bei Menschen mit Migrationshintergrund. Bundesgesundheitsbl 2015; 58: 553–559. doi:10.1007/s00103-015-2144-3
[5] Salman R, Menkhaus B. Mit Migranten für Migranten – Das MiMi-Projekt des Ethno-Medizinischen Zentrums als Beitrag zur interkulturellen Gesundheitsförderung und Integration in Deutschland. In: Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Hrsg. Gesundheit und Integration. Ein Handbuch für Modelle guter Praxis. 2., Aufl. Berlin: 2007
[6] Schenk L, Bau A-M, Borde T, et al. Mindestindikatorensatz zur Erfassung des Migrationsstatus. Bundesgesundheitsbl 2006; 49: 853–860. doi:10.1007/s00103-006-0018-4
Hintergrund und Zielstellung
Die partizipative Entwicklung und die Nachverfolgung individueller Reha-Ziele sind wichtige Elemente der Patientenorientierung und Ergebnisorientierung in der Rehabilitation (Glattacker et al., 2016). Dennoch wird gerade der partizipative Aspekt der Reha-Ziel-Arbeit auch aus Zeitgründen häufig vernachlässigt (Stamer et al., 2014). Ziele mit Rehabilitanden auszuhandeln und zu vereinbaren, kostet Zeit, die aber wegen knapper Personalressourcen oft nicht zur Verfügung steht. Behandler*innen erwarten von Rehabilitanden, dass sie mit „smarten“ Zielen zur Reha kommen. Rehabilitanden hingegen fühlen sich mit der Frage nach ihren Reha-Zielen oft überfordert oder sind der Auffassung, dass der/die Behandler*in als Expert*in die Ziele festlegen müsse. In der Tat ist eine elaborierte Zielplanung keine triviale Aufgabe, sie muss vielmehr professionell begleitet werden.
Im Rahmen der PARZIVAR-Projekte (Partizipative Zielvereinbarung mit Rehabilitanden in der stationären medizinischen Rehabilitation) wurde ein Konzept zur dialoggeleiteten Zielentwicklung entwickelt (Dibbelt et al., 2011; Glattacker et al., 2013; Ullrich et al., 2015).
Wichtige Funktionen dieses Dialoges sind:
• Patienten zur Reflektion über Ihre Ziele anzuregen und ihnen eine aktive Rolle als Experten für ihren individuellen Fall zu zuweisen.
• die Reha-Ziele zu konkretisieren und zu quantifizieren
• die Reha-Ziele mit individuellen, motivierenden Teilhabezielen zun verknüpfen.
Ein Training der Behandler*innen und die Durchführung der PARZIVAR-Intervention führte zu deutlichen Verbesserungen des Prozesses, vor allem zu mehr Beteiligung der Rehabilitanden an der Zielarbeit sowie zu überlegenen Outcomes hinsichtlich der Schmerzverarbeitung (Ullrich et al., 2015; Dibbelt et al., 2011).
Methoden
Im Rahmen des Projektes PREZO wurde eine Online-Plattform zur Zielbearbeitung auf der Basis des PARZIVAR-Konzeptes entwickelt. Auf dieser Plattform können Rehabilitanden mittels einer Abfrage ihre Reha-Ziele vor und nach dem Klinikaufenthalt definieren und nachverfolgen. Gleichzeitig dient die PREZO-Plattform der Erhebung von Daten zur Anamnese und zur Prozess- und Ergebnis-Evaluation in einer kontrollierten randomisierten Studie.
Die Ziel-Abfragen und Bilanzen wurden in Anlehnung an das PARZIVAR-Konzept so gestaltet, dass sie online bearbeitbar und bilanzierbar sind. Sie betreffen die Bereiche: Teilhabe, Funktion & Mobiliät, physische und psychische Gesundheit sowie die berufliche Situation.
Im Einzelnen umfasst die Zielbearbeitung nach PREZO die folgenden Schritte:
• Rehabilitanden mit Internetzugang bearbeiten vor der Reha eine Abfrage zur Anamnese und zu ihren Reha-Zielen auf einer externen Webseite (PREZO-Portal).
• Das Ergebnis ist ein Dokument („Zieleblatt“), auf dem konkrete individuelle teilhabe-orientierte und - wo möglich - quantifizierte Reha-Ziele genannt sind.
• Das Zieleblatt wird in die elektronische Patientakte der Einrichtung exportiert und steht bei Aufnahme den Behandler*innen (Ärzt*innen) zur Bearbeitung zur Verfügung.
• Die Reha-Ziele werden bei Aufnahme mit den Rehabilitanden besprochen und ggf. angepasst (z. B., wenn sie unrealistisch sind).
• Die vereinbarten individuellen Reha-Ziele werden ca. 10 Tage nach Aufnahme und am Ende der Reha bilanziert.
• Bei Entlassung werden mit dem Arzt Nach-Reha-Ziele vereinbart und auf dem Zieleblatt dokumentiert.
• Das Zieleblatt wird nach Erstellung des Entlassberichtes auf die PREZO-Webseite exportiert. Die Ziele können dort von den Rehabilitanden bis zu 6 Monate nach Reha nachverfolgt werden.
Die Reha-Effekte bei elaborierter Zielbearbeitung nach PREZO/PARZIVAR werden mit Reha-Effekten bei üblicher Praxis (Treatment as usual, TAU) im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Evaluationsstudie verglichen. Dazu werden Rehabilitanden zu vier Zeitpunkten (Vor Reha, 1, 3 und 6 Monate nach Entlassung) zu ihrem Gesundheitsstatus (u.a. IRES-3, SF36) und Ihrer beruflichen Situation (u.a. Arbeitsunfähigkeitstage, subjekte Prognose der Erwerbstätigkeit) befragt.
Behandler*innen und Rehabilitanden bewerten außerdem die Intervention hinsichtlich der Praktikabilität, des Einbezugs der Rehabilitanden und des Zeitaufwands.
Ergebnisse
Das Projekt PREZO, gefördert durch den Verein für Rehabilitationsforschung Norderney, wird derzeit an der Klinik Münsterland der DRV Westfalen erprobt und evaluiert. Im Beitrag wrden das Vorgehen und die technische Umsetzung detailliert beschrieben und auf die Ressorcen, aber auch Barrieren bei der Umsetzung eingegangen.
Diskussion und Fazit
Es wird erwartet, dass die PREZO-Intervention zu überlegenen Reha-Ergebnissen im Vergleich zur üblichen Praxis führt. Dies wird mit einer randomisiert-kontrollierten Studie geprüft.
Außerdem stellt die PREZO-Intervention einen wichtigen Schritt in Richtung Digitalisierung der Abläufe dar. Die Digitalisierung ermöglicht u.a. eine konsequente Dokumentation der Zielentwicklung vor, während und nach der Rehabilitation.
Die PREZO-Intervention könnte so dazu beitragen, das Dilemma zwischen optimierter Umsetzung der Reha-Ziel-Arbeit mit Patientenbeteiligung einerseits und knappen Personalressourcen andererseits zu lösen.
Literatur
Literatur
Dibbelt S, Quatmann M, Dudeck A, Glattacker M, Greitemann B (2011). Partizipative Zielvereinbarung zwischen Arzt und Rehabilitand. Orthopädie Technik, 62,11, 440-448.
Glattacker M, Dudeck A, Dibbelt S, Quatmann M, Greitemann B, Jäckel WH (2013). Evaluation einer Intervention zur partizipativen Vereinbarung von Rehabilitationszielen bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Die Rehabilitation, 52, 257-265.
Glattacker M, Quaschning K, Bredehorst M, Dibbelt S, Greitemann B, Farin-Glattacker E (2016). Reha-Zielvereinbarungen in der medizinischen Rehabilitation: eine bundesweite Bestandsaufnahme. Rehabilitation 55: 143–149.
Stamer M, Zeisberger M, Kleineke V, Brande I, Meyer T (2014). Merkmale einer guten und erfolgreichen Reha-Einrichtung (MeeR). Abschlussbericht. Berlin: Deutsche Rentenversicherung. Abruf unter [Letzter Abruf: 28.10.2019]: http://forschung.deutsche-rentenversicherung.de/ForschPortalWeb/ressource?key=MeeR_Abschlussbericht.pdf
Ullrich A, Mittag O, Garbrecht M, Dibbelt S, Glattacker M (2015). Partizipative Zielvereinbarung in der Rehabilitation (ParZivar II): Evaluation einer Intervention bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen. Die Rehabilitation, 54, 317-324.
Hintergrund und Zielstellung
Studien belegen, dass MBOR-Konzepte für die orthopädische, mit Einschränkungen auch die psychoso-matische und kardiologische Rehabilitation mit einer verbesserten Wiedereingliederungsrate erfolg-reich umgesetzt werden konnten. Erfolgsfaktoren für „eine gute MBOR“ betreffen dabei insbesondere die frühzeitige und valide Identifikation der Zielgruppe, die durchgängige erwerbsbezogene Orientierung, die Sicherstellung der individuell notwendigen „MBOR-Dosis“ sowie der Wahrnehmung der beruf-lichen Schwerpunktsetzung durch die Rehabilitanden als entscheidender Moderator für den Erfolg ar-beitsbezogener Strategien (Streibelt & Puhlemann, 2020; Bethge et al., 2020). Der MBOR-Umsetzungsgrad wurde zunehmend in die externe Qualitätssicherung der DRV integriert, was die Klini-ken vor die Aufgabe stellt, ihr MBOR-Konzept kontinuierlich zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Die hierzu notwendige Nutzerperspektive für die Bewertung des Umsetzungs- und Entwicklungsstands von MBOR-Konzepten wird in aktuellen Studien untersucht (Bürger & Nübling, 2018).
Methoden
In dem noch laufenden „MBOR-R-Projekt“ (Bürger & Nübling, 2018) wurde ein Selbstbeurteilungs-instrument zur Erfassung der MBOR-Ausrichtung aus Rehabilitandensicht entwickelt, welches MBOR-Stärken-/Schwächenanalysen der unterschiedlichen Aspekte des MBOR-Angebotes beinhaltet, die als Ausgangspunkt für Weiterentwicklungsmöglichkeiten genutzt werden können. Die Skalen „Berufliche Schwerpunktsetzung“ und „MBOR-Nutzenbeurteilung“ (Bürger & Nübling, 2018; Bürger et al., 2020) wurden auch in der „Reha-QM-Outcome-Studie-II“ (ReQuamo II-Studie), einer multizentrischen Studie mit 41 Kliniken und n=7.870 Versicherten (Kaiser et al., 2020; Nübling et al., 2020) berücksichtigt.
Ergebnisse
Die Ergebnisse des „MBOR-R-Projektes“ (Bürger & Nübling, 2018; Bürger, et al. 2020) zeigen, dass die MBOR-Ausrichtung in den Kliniken aus Rehabilitandensicht eher moderat ausfällt, die Kliniken deutliche Unterschiede aufweisen und die Klinikleitungen den MBOR-Umsetzungsgrad deutlich höher einschätzen als die Rehabilitanden. Ähnliche Tendenzen zeigen sich in der „ReQuamo II-Studie“ (Nübling et al., 2020; Kaiser et al., 2020). Die Skala „Berufsbezogene Ausrichtung der Reha“ (6 Items, α = 0.90) weist im Mittel 58.3 (SD = 25.6) Qualitätspunkte auf. Die Skala „MBOR-Nutzenbeurteilung“ (9 Items, α = 0.93) weist im Mittel M = 54.0 (SD = 24.0) Qualitätspunkte auf. Auch hier weisen alle MBOR-Skalen deutliche Klinikun-terschiede auf.
Diskussion und Fazit
Die gesamten Ergebnisse legen nahe, dass Kliniken ihr MBOR-Konzept einer Stärken-/Schwächenanalyse (MBOR-Checkup) unterziehen sollten. Der modulare MBOR-Check-up ist ein indikationsübergreifendes und verfahrensunabhängiges Angebot für Kliniken, die MBOR-Angebote neu in das Konzept aufnehmen bzw. sich neu in Richtung einer MBOR-Anerkennung entwickeln wollen als auch von Einrichtungen, die bereits Angebote auf MBOR-Stufe B/C vorhalten. Die Module des sich an den Kernprozessen einer Reha-Maßnahme orientierenden und aufeinander abgestimmten MBOR-Check-up-Instrumentariums sind der nachfolgenden Abbildung 1 zu entnehmen:
Abbildung 1 Modularer MBOR-Check-up
Das Instrumentarium, in das erprobte Verfahren aus der MBOR-R-Studie (Bürger & Nübling, 2018) inte-griert wurden, liefert eine individuelle, passgenaue und zeitnahe Analyse der MBOR-Angebote (MBOR-Reifegrad) aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Interessensgruppen. Die in Berichtsform erstellte Rückmeldung mit einem Abgleich von Anforderungen und Umsetzungsgrad sowie konkreten Hand-lungsempfehlungen beinhaltet die in Abbildung 2 genannten Zielbereiche.
Abbildung 2 Beispielrückmeldung Skalen MBOR-Check-up
Die hierauf basierende Weiterentwicklung der Angebote kann mit den Instrumenten des internen Quali-tätsmanagements (Rehabilitandenbefragung, Projekte, Qualitätszirkel, Audits, Managementreview) erfolgen. Daneben ermöglicht der MBOR-Check-up die Klinikvergleiche und klinikübergreifende Lern-prozesse („Lernen von den Besten“). Der Hauptnutzen für die Kliniken liegt in:
• der Stärkung des MBOR-Konzeptes („MBOR-Qualität“)
• der Vermeidung von isolierten erwerbsbezogenen Therapiebausteinen ergänzend zur „Stan-dard-Reha“, die häufig am Bedarf vorbeigehen und gleichfalls hohe Investitionen verursachen
• dem Nachweis zur Erfüllung der externen Anforderungen aus dem MBOR-Anforderungsprofil (DRV Bund, 2019; Streibelt & Puhlemann, 2020) sowie
• der positiven Beeinflussung der Ergebnisse der externen QS der Rentenversicherung
Ausblick
Im Rahmen der Entwicklungsphase wurde das Verfahren bisher in vier Kliniken mit unterschiedlichen Indikationsgebieten erprobt. Die Erfahrungen zeigen, dass das Angebot auf eine hohe Akzeptanz stößt und sich der Aufwand bis zur Berichterstellung mit ca. 6-8 Personentagen pro Klinik in vertretbarem Rahmen hält. Weiterhin zeigen sich positive Entwicklungen in relevanten Bereichen der internen Rehabilitandenbefragung. Im nächsten Schritt ist eine Pilotphase mit wissenschaftlicher Begleitung mit ausgewählten Kliniken geplant. Diese dient der Weiterentwicklung und des Ansatzes unter Einbeziehung von Experten aus Praxis und Forschung (Projektbeirat). Danach soll eine schrittweise Umsetzung des Kon-zeptes als freiwilliges Angebot für Rehabilitationskliniken erfolgen.
Literatur
Bethge, M., Markus, M., Fauser, D.P. (2020): Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation - ein Update. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation (im Druck).
Bürger, W. & Nübling, R. (2018): MBOR-R. Medizinische Rehabilitation aus Rehabilitandensicht. Entwicklung, Erprobung und Validierung eines standardisierten Rehabilitandenfragebogens zur Bewertung der Er-werbsorientierung der Medizinischen Rehabilitation aus Rehabilitandensicht. Unveröffentlichter Ab-schlussbericht, Karlsruhe: fbg und GfQG. URL: https://gfqg.de/downloads/Publikationen/2018/B%C3%BCrger_N%C3%BCbling_MBOR-R_Abschlussbericht%20310818_final.pdf, Abruf: 26.11.2020
Bürger, W., Nübling, R., Henn, J., Streibelt, M. (2020): „MBOR-R“ - Medizinisch-Berufliche Orientierung der Rehabilitation aus Rehabilitandensicht. Entwicklung, Erprobung und Validierung eines standardisierten Fragebogens zur Bewertung der Erwerbsorientierung der Medizinischen Rehabilitation. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation (im Druck).
Kaiser, U., Nübling, R., Schmidt, J., Bürger, W. (2020): MBOR-Check-up: modulare Bewertungsmethoden zur Standortbestimmung und Weiterentwicklung von MBOR-Konzepten in Reha-Kliniken. Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation (im Druck).
Nübling, R., Henn, J., Kaiser, U., Kaluscha, R., Schmidt, J., Toepler, E. (2020): Medizinisch-beruflich orientierte Rehabilitation (MBOR) und Ergebnisqualität aus Sicht der Rehabilitanden - Ergebnisse aus der Reha-QM-Outcome-Studie II (ReQuamo II). Praxis Klinische Verhaltensmedizin und Rehabilitation (im Druck).
Streibelt, M., Puhlemann, L. (2020): Das Anforderungsprofil MBOR in der Version 2019. Praxis Klinische Ver-haltensmedizin und Rehabilitation (im Druck).
Hintergrund und Zielstellung
Sarkopenie definiert sich als (altersassoziierter) Verlust von Muskelmasse, -qualität und -funktion. Neben Auswirkungen auf den Metabolismus, speziell den Glukose- und Fettstoffwechsel, haben funktionelle Einschränkungen Einfluss auf die Verrichtung alltäglicher Aufgaben, die gesellschaftliche Teilhabe und gehen mit einer erhöhten Mortalität einher [1,2]. Im Rahmen der stationären Rehabilitation sind sarkopenische Patienten aufgrund muskulärer Einschränkungen häufig nicht in der Lage, notwendige Trainingsintensitäten zu erreichen, um physiologische Adaptationen auszulösen [2,3].Untersuchungen zum therapeutischen Einsatz der Elektromyostimulation (EMS) zeigten bereits Verbesserung der Muskelmasse und -funktionalität bei z. B. neurologischen Krankheitsbildern, bei älteren, sarkopenischen Studienteilnehmern (> 70 Jahre) sowie der Rehabilitation im Leistungssport.
Ziel der aktuellen Untersuchung war es, erstmalig die Effekte unterschiedlicher EMS-Varianten im engen Zeitrahmen eines 4-wöchigen stationären Rehabilitationsaufenthaltes bei sarkopenischen Patienten mit kardiologischer und/oder orthopädischer Indikation zu evaluieren. Als Endpunkte wurden Muskelfunktion und -kraft definiert.
Methoden
Als wesentliches Einschlusskriterium galt eine „reduzierte Muskelmasse“ gemäß der Definition der FNIH. Diese beschreibt Grenzwerte des skelettalen Muskelindex (SMI; Berechnung: appendikuläre Skelettmuskelmasse/BMI) von < 0,789 für Männer und < 0,512 für Frauen. Via Bioimpedanzanalyse (BIA) wurden 134 Patienten (55.7 ± 7.9 Jahre) diagnostiziert und randomisiert einer von 3 Gruppen zugewiesen: 1) Whole-Body(WB)-EMS, gleichzeitige Stimulation von 8 großen Muskelgruppen (Arme, Brust, Bauch, Rücken, Gesäß, Oberschenkel); 2) Teilkörper-EMS (PB-EMS), beschränkt auf Gesäß- und Beinmuskulatur; 3) Kontrollgruppe (KG). Die Teilnehmer aller 3 Gruppen erhielten begleitend zum herkömmlichen Rehabilitationsangebot 6 zusätzliche Trainingseinheiten à 20 min in einem engen Betreuungsschlüssel von 2:1 (2 Teilnehmer, 1 Übungsleiter). Alle Teilnehmer trainierten, standardisiert und synchronisiert durch ein animiertes Trainingsvideo, je Trainingseinheit 2 Sätze à 8 dynamische Kräftigungsübungen im Stand (u.a. Kniebeugen, Ausfallschritte, Bizeps Curls) entweder mit EMS (WB, PB) oder ohne EMS (KG). Als Endpunkte wurde neben der Muskelfunktion (erhoben durch Chair-Rise-Test und Six-Minute-Walking-Test [6MWT]) auch isometrische Kraftparameter (Arm-, Bein-, und Rumpfkraft), die Körperzusammensetzung (BIA), metabolische Parameter und Lebensqualität (Fragebögen) erhoben.
Ergebnisse
Sowohl für Muskelfunktion als auch Kraftparameter zeigten sich signifikante Interaktionseffekte (Zeit×Gruppe) (Chair-Rise-Test: p < 0.001; Kniestreckung: p=0.014). In der WB-EMS-Gruppe verbesserte sich der Chair-Rise-Test von 5,5 ± 1,8 auf 6,8 ± 2,0, in der PB-EMS-Gruppe von 5,4 ± 1,5 auf 6,9 ± 1,5 und in der KG von 5,5 ± 1,8 auf 6,3 ± 1,8 Wiederholungen. Die Kniestreckung verbesserte sich nach WB-EMS von 692,3 ± 248,6 auf 831,7 ± 298,7 N, nach PB-EMS von 682,8 ± 257,8 auf 790,2 ± 270,2 N und in der KG von 638,5 ± 236,9 auf 703,2 ± 218,6 N. Die Verbesserung der durchschnittlichen Gesamtkraft überstieg nach WB-EMS signifikant (28,7 ± 19,2%) die Werte nach PB-EMS (17,9 ± 18,8%) und die der KG (18,4 ± 14,5%; p < 0.035). Nach Kombination beider EMS Gruppen (WB+PB) zeigt sich verglichen zur KG zudem ein signifikanter Interaktionseffekt hinsichtlich einer Verbesserungen im 6MWT (p=0.029).
Diskussion und Fazit
EMS stellt eine vielversprechende, sichere und effektive Trainingsoption für die Rehabilitation sarkopenischer Patienten mit kardiologischer und/oder orthopädischer Indikation dar, Die unterschiedlichen Applikationsformen (WB-EMS, PB-EMS) ermöglichen eine individuelle, den unterschiedlichen Krankheitsbildern angepasste Therapie zur Verbesserung der Muskelfunktion und -kraft.
Literatur
[1] Churilov I, Churilov L, MacIsaac RJ, Ekinci EI. Systematic review and meta-analysis of prevalence of sarcopenia in post acute inpatient rehabilitation. Osteoporos Int. 2018;29(4):805-12.
[2] Cruz-Jentoft AJ, Bahat G, Bauer J et al. Sarcopenia: revised European consensus on definition and diagnosis. Age Ageing. 2019;48(4):601.
[3] Chodzko-Zajko WJ, Proctor DN, Fiatarone Singh MA et al. American College of Sports Medicine position stand. Exercise and physical activity for older adults. Med Sci Sports Exerc. 2009;41(7):1510-30.