HINTERGRUND
Der Kooperation mit Betrieben im Rahmen rehabilitativer Maßnahmen wird mittlerweile immer mehr Bedeutung zugemessen. Sowohl eine medizinisch indizierte Belastungserprobung während einer RPK-Teilnahme als auch Integrations- bzw. Qualifizierungsmaßnahme bei LTA sind ohne Betriebe des allgemeinen Arbeitsmarktes als Partner nur schwer denkbar. Eine zentrale Frage, die sich auch in den aktuellen forschungsbezogenen Sichtweisen spiegelt (siehe zum Beispiel Supported Employment-Ansatz), bezieht sich auf den idealen Zeitpunkt für den Einstieg in den Betrieb. Auf der paradigmatischen Ebene lassen sich zwei Modelle nennen: Prinzip 1 „First train then place“ und Prinzip 2 „First place then train“. Während das erste Prinzip viel Wert auf eine ausreichende Vorbereitung auf die zu erwartenden Bedingungen eines Betriebes legt, zäumt der zweite Ansatz das „Pferd von hinten auf“ und verortet den Rehabilitanden sofort im Betrieb und schaut erst dort, welche zusätzlichen Bedarfe an Weiterbegleitung/Training notwendig sind. Nicht zuletzt haben auch die Vertreter der Betriebe bestimmte Vorstellungen, Erwartungen und Bedürfnisse, die es zu berücksichtigen gilt, sowohl auf den Teilnehmenden bezogen als auch was die Begleitung des Betriebes an sich anbetrifft.
ZIEL
Das Diskussionsforum möchte alle Interessierten dazu einladen, das Für und Wider der paradigmengeleiteten Positionen und der damit verbundenen „Entweder-Oder“-Haltung zu diskutieren. Darüber hinaus soll der personenzentrierte Ansatz in seinen Möglichkeiten beleuchtet werden. Hier ist vor allem das Leitprinzip der differentiellen Indikation zu nennen
IMPULSVORTRÄGE
Dr. med. Gustav Wirtz (Ärztlicher Leiter der RPK Langensteinbach, SRH RPK Karlsbad GmbH, Betriebspraktika als Wirkfaktor in der Psychiatrischen Rehabilitation aus der Sicht der Medizin // Individual Placement and Support (IPS) in Deutschland: Chancen und Risiken aus der Sicht einer betriebsnahen RPK
Dipl.-Psych. Stephan Kauffeldt (Vorsitzender der BAG RPK; Einrichtungsleitung des Reha-Zentrums am Hesselkamp (RPK), Osnabrück): „Kommt auf den Einzelfall an“ – Adaptives Vorgehen und individuelles Fall-Management als tragende Säulen einer nachhaltigen Inklusion im Arbeitsmarkt // Prädiktoren für eine gelungene medizinisch-berufliche Rehabilitation aus der Sicht potenzieller Arbeitgeber
LEITFRAGEN FÜR DIE DISKUSSION
Welche Bedarfe/Anforderungen lassen sich für betriebliche Belastungserprobungen im Rahmen psychiatrischer Rehabilitation festhalten? Gibt es den typischen Rehabilitanden?
Lösen Supported Employment und IPS die traditionellen Rehabilitationsansätze ab? Bedarf es eines Paradigmenwechsels in Bezug auf den Startpunkt eines betrieblichen Praktikums?
Welche Kriterien sollten darüber entscheiden, wann welcher Betrieb in den Rehabilitationsprozess mit eingebunden wird? Bilden Indikation und Beeinträchtigungsschwere den Einzelfall ausreichend ab?
Welche Relevanz spielen die Erwartungen und Rahmenbedingungen der Betriebe aus deren Sicht?
Wie kann es gelingen, Arbeitgeber zu überzeugen, psychisch kranke Menschen nicht nur als Praktikanten anzustellen?