Dauer : 30 Minuten
Dauer : 30 Minuten
„Im Gespräch“ findet traditionell im Anschluss an die zentrale Eröffnungsveranstaltung des Kongresses statt. Die Veranstaltung soll den Teilnehmenden und inhaltlich Beteiligten die Möglichkeit geben, Thesen der Eröffnungskeynote zu diskutieren und zu vertiefen. Mit Prof.in Dr.in Jutta Allmendinger konnten wir eine Keynote-Sprecherin gewinnen, die als Professorin für Bildungssoziologie und Arbeitsmarktforschung und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB) einen Blick „von außen“ auf soziale Ungleichheit in Bezug auf Gesundheit wirft. Die Veranstaltung soll es ermöglichen, zentrale Thesen für eine konkrete Umsetzung im Bereich Public Health zu diskutieren. Dazu begrüßen wir Prof. Dr. Nico Dragano und Prof.in Dr.in Bettina Schmidt auf dem Podium.
Hintergrund; Vor dem Hintergrund der steigenden Bedeutung des Themenbereichs soziale Ungleichheiten haben die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie die Kompetenzentwicklung in Lehre und Praxis im Bereich Public Health, Gesundheits- und Pflegewissenschaft herausgefordert. Umso wichtiger erscheint es, dass soziale/gesundheitliche Ungleichheit in der Lehre stärker verortet und mit geeigneten Lehrmethoden vermittelt wird.
Im ersten Beitrag wird aus gesundheitspolitischer Sicht den Fragen nachgegangen: (Wie) Müssen Essential Public Health Operations (EPHOs) und PH-Kompetenzen weiterentwickelt werden? Was können wir international voneinander lernen? Der zweite Beitrag beschäftigt sich am Beispiel der Ungleichheiten der Gesundheit mit Zielen und Inhalten der Lehre. Im dritten Beitrag wird exemplarisch der Kompetenzerwerb in der Hochschullehre anhand der Methode des kooperativen Lernens präsentiert. Ziel dieses Beitrages ist es, die inhaltliche Verknüpfung sozialepidemiologischer Inhalte zur gesundheitlichen Ungleichheit mit epidemiologischen und statistischen Methoden zu erreichen.
Diskussion: Es soll diskutiert werden, wie sich das Thema “gesundheitliche Ungleichheit” in einem Kompetenzrahmen für Lehre im Bereich Public Health wiederspiegeln kann. Hierzu geben Dr. Mirjam Philippi (Bildungsinstitut Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier) und Marcus Heumann, M. Sc. (Universität Bielefeld) Diskussionsimpulse aus ihrer Lehre. Anschließend wird in einem offenen Austausch mit allen Teilnehmer*innen des Fachsymposiums die folgende Frage diskutiert:
Wie können Studierende als künftige Public Health-Akteur*innen sensibilisiert werden, gesundheitliche Ungleichheiten in der Praxis wahrzunehmen und aktiv zu deren Reduktion und Bewältigung beizutragen?
Hintergrund: Die Chancen auf Gesundheit sind nicht gleich verteilt – von der frühen Kindheit an zeigen sich sozioökonomische Ungleichheiten, die sich in einer Beeinträchtigung der gesundheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen niederschlagen. Gesundheitsförderung und (Primär-)Prävention zielen auf die Stärkung der Gesundheit ab. Insbesondere Maßnahmen der Gesundheitsförderung in den Lebenswelten wurden in den vergangenen Jahren gestärkt, allerdings fokussieren diese meist unzureichend sozial Benachteiligte.
Methode: In diesem Fachforum werden Forschungsergebnisse vorgestellt, die sich systematisch mit Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten unter besonderer Berücksichtigung sozioökonomisch benachteiligter Menschen, beschäftigten.
Erwartete Ergebnisse: Es werden Ergebnisse präsentiert, inwiefern Maßnahmen der Gesundheitsförderung un Primärprenvetion in der Lage sind, zu einer Erhöhung gesundheitlicher Chancengleichheit beizutragen. Evidenz aus dem Bereich der Familie, der Schule und auch der Kommune werden berücksichtigt.
Diskussionsbeitrag: In diesem Fachforum werden Hinweise geliefert, inwiefern es gelingen kann durch lebenswelt-orientierte Maßnahmen die Chancen auf ein gesundes Aufwachsen – trotz unterschiedlicher Ausgangsbedingungen – zu erhöhen.
Hintergrund: Öffentliche Räume in Kommunen bieten ideale Bedingungen, um aktiv eine gesundheitsorientierte Lebensweise zu fördern. Mit niederschwelligen und konzeptionell erarbeiteten Bewegungsangeboten im wohnortnahen Outdoor-Bereich, werden Menschen an Bewegung herangeführt und zum Zuschauen, Ausprobieren und Mitmachen animiert. Wie kann eine Umsetzung in der Kommune gelingen?
Projektbeschreibung: Die BARMER und der Deutsche Turner-Bund e.V. (DTB) haben hierzu unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Leipzig ein kommunales Präventionsprojekt entwickelt, umgesetzt und evaluiert. Das Sicherheitskonzept wurde von der „Stiftung Sicherheit im Sport“ erstellt. Die Fitness-Locations sind das Ergebnis: Beschilderte Laufstrecken mit örtlich festgelegten Stationen für funktionale Übungen sowie festinstallierte Fitnessanlagen bieten Menschen jeden Alters und Fitnessniveaus eine einfache, kostenlose und niedrigschwellige Möglichkeit, den Schritt zu einem aktiveren und sportlichen Lebensstil zu gehen. Sie eignen sich für Vereine als auch für nichtorganisierte Sporttreibende, die ein flexibles, nicht termingebundenes Training bevorzugen. Fitness-Locations können überall dort umgesetzt werden, wo Kommunen gemeinsam mit Vereinen oder Partnern die Errichtung ermöglichen.
Schlussfolgerung: Die BARMER und der DTB gehen aufgrund der Evaluationsergebnisse davon aus, dass die Fitness-Locations einen wertvollen Beitrag für die kommunale Bewegungs- und Gesundheitsförderung leisten können.
Diskussionsbeitrag: Es wird aus der Praxis über Erfahrungen mit dem Projekt berichtet. Die Möglichkeiten der Umsetzung und Implikationen für die kommunale Praxis werden vorgestellt und diskutiert.
Das Fachforum bietet Einblicke in die Komplexität partizipativer Ansätze in der Forschung und Gesundheitsförderung – auch unter Pandemiebedingungen. Partizipation gilt als zentraler Schlüssel zur Stärkung gesundheitlicher Chancengleichheit und Ermächtigung aller an gesundheitsbezogenen Gemeinschaftsaktionen Beteiligten, zugleich werden Herausforderungen und Grenzen des Ansatzes thematisiert.
Zu Beginn werden durch drei Kurzvorträge unterschiedliche Aspekte partizipativer Gesundheitsforschung und ̵förderung erläutert und mit Beispielen aus der Praxis ergänzt. Ausgehend von einem Modell für partizipative Gesundheitsforschung werden Teilergebnisse einer partizipativen Begleitevaluation zum Thema Bewegungsförderung sowie Ansätze der partizipativen Praxisforschung von Bürger:innen vor-Ort zum Thema „Lebensmodelle im Alter auf dem Land“ präsentiert/vorgestellt.
Die interaktive Kleingruppenphase im Anschluss bietet die Möglichkeit, eine der aufgezeigten Fragestellungen in Breakout-Sessions zu vertiefen und Erfahrungen auszutauschen:
- Wann, wo und wie kann das Modell die Qualitätsentwicklung partizipativer Forschung unterstützen?
- Herausforderung von partizipativen Ansätzen (auch in der Pandemie) – was hemmt, was fördert Partizipation in der konkreten Praxis?
- Welche Erfahrungen haben Sie in partizipativer Forschung / Projektentwicklung - insbesondere mit der Zielgruppe der älteren Menschen? Gibt es dabei Unterschiede zwischen Stadt und Land?
Die Diskussionsergebnisse und Impulse aus den drei Kleingruppen werden abschließend durch die Teilnehmende im Plenum vorgestellt und gemeinsam eingeordnet.
Hintergrund:
Seit vielen Jahren erleben wir das deutsche Gesundheitssystem hochgradig komplex, fragmentiert und desintegriert. Für Nutzer:innen und Patient:innen ist es damit nur schwer überschaubar. Sich in der hohen Dichte an Versorgungsinstanzen und -möglichkeiten zu orientieren, die richtige Stelle für das eigene Anliegen ausfindig zu machen und dort eine angemessene Antwort auf das eigene Gesundheitsproblem zu bekommen, erfordert ausreichende Gesundheitskompetenz (Health Literacy), genauer: navigationale Gesundheitskompetenz. Vorliegende internationale und nationale Studienergebnisse zeigen jedoch, dass speziell die navigationale Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland nicht gut ausgeprägt und zudem durch große soziale Ungleichheiten charakterisiert ist.
Zielsetzung:
Die Session gibt den Teilnehmenden Einblick in neue Befunde zur Gesundheitskompetenz aus dem European Health Literacy Population Survey 2019-2021 (HLS19) und dem Zweiten Health Literacy Survey für Deutschland (HLS-GER 2) – speziell im Bereich der Navigation. Die anschließende Podiumsdiskussion diskutiert und reflektiert die aus den Befunden erwachsenen Konsequenzen für die Realisierung eines nutzerfreundlichen, gesundheitskompetenten Gesundheitssystems
Methode:
Folgende Fragen werden von den Expert:innen und in der Diskussion mit den virtuellen Teilnehmenden beleuchtet:
1. Welche Bedeutung kommt der navigationalen Gesundheitskompetenz für die Orientierung im Gesundheitssystem und die Nutzung der Versorgung zu?
2. Welche Schlussfolgerungen sind aus den Ergebnissen für die Gestaltung des Gesundheitssystems und die Gesundheitsversorgung zu ziehen?
3. Wie kann mit der Förderung von Gesundheitskompetenz zur Reduzierung sozialer Ungleichheit beigetragen werden und welche Strategien sind gefordert, um vulnerable Gruppen zu stärken?
4. Wo liegen wichtige Handlungspotenziale auf Seiten des Gesundheitssystems, die Anknüpfungspunkte für die Stärkung der Gesundheitskompetenz bereithalten?
5. Wie sehen Konzepte/Strategien in anderen Ländern aus?
Ausblick: Die Podiumsdiskussion blickt auf zentrale Fragen der Gesundheitssystem- und Versorgungsgestaltung mit besonderem Schwerpunkt: Gesundheitskompetenz als Mittel zum Abbau von sozialer Ungleichheit.
Im Verlauf der Corona-Pandemie ist auch der Stellenwert von datenbasierter Gesundheitspolitik in Deutschland deutlich gestiegen. Bislang wurden Entscheidungen über die Notwendigkeit für bzw. die Gestaltung oder Wirksamkeit von gesundheitsbezogenen Maßnahmen oft anhand von Erfahrungswerten bzw. dem Bauchgefühl der Beteiligten getroffen, u.U. auch weil die Datenlage dazu eher schlecht war. Angesichts der Folgen von solchen Entscheidungen im Hinblick auf die Ausbreitung bzw. die Eindämmung von Covid 19 ist vielerorts erkannt worden, dass es doch besser ist, wenn gesundheitsbezogene Entscheidungen auf einer wissenschaftlichen Grundlage getroffen werden können. In diesem Workshop werden sowohl einige Vorhaben beschrieben, wo diese Erkenntnisse in der Praxis realisiert werden sollen, als auch die Erfordernisse für die GBE betrachtet, die diese Neuausrichtung mit sich bringt. Im ersten Beitrag wird das GBE-basierte Präventionsindikatorensystem der Länder betrachtet, dass eine fundierte Basis für die gesetzlich vorgeschriebene Präventionsberichterstattung bilden soll. Hierzu passend wird im zweiten Beitrag das BMG-Projekt KitaGesund beschrieben, wo Routinedaten zur Kindergesundheit im ÖGD auch im Sinne der Möglichkeit einer Evaluation von Gesundheitsförderungsmaßnahmen aufgewertet werden sollen. Im dritten Beitrag geht es um die Frage nach geeigneten Indikatoren zum Thema „Klima und Gesundheit“ für die Gesundheitsberichterstattung. Im vierten Beitrag werden die Voraussetzungen in Hinblick auf die Verfügbarkeit von Daten für die GBE skizziert, welche diese Entwicklungen mit sich bringen.
Dauer : 45 Minuten
1) Hintergrund/Fragestellung
Für Unionsbürger*innen ist der Zugang zum Krankenversicherungssystem oft mit Schwierigkeiten verbunden und manchmal rechtlich oder tatsächlich unmöglich.
Der EuGH hat mit Urteil vom 15. Juli 2021 (C‑535/19) entschieden, dass nicht-erwerbstätige Unionsbürger*innen in einem anderen Unionsstaat nicht kategorisch vom öffentlichen Gesundheitssystem ausgeschlossen werden dürfen. Dies hat zur Folge, dass auch die deutsche Rechtslage unionsrechtswidrig sein dürfte.
Denn nach dem deutschen Recht sind Unionsbürger*innen von jeder Versicherungsmöglichkeit in der GKV ausgeschlossen, wenn ihr Aufenthaltsrecht in Deutschland einen Krankenversicherungsschutz vorausgesetzt. Auch von den Privatversicherungen werden sie meist nicht aufgenommen.
In dem Fachforum möchten wir folgende Fragen aufrufen:
- Wie ist der Zugang zur Krankenversicherung für EU-Bürger*innen, die über kein anderes Freizügigkeitsrecht als das für Nicht-Erwerbstätige gem. § 4 FreizügG verfügen, gesetzlich geregelt?
- Welche Folgen der Rechtslage werden in der Praxis festgestellt?
- Was muss auf politischer Ebene unternommen werden, um den Zugang dieser Gruppe zur Gesundheitsversorgung zu verbessern?
2) Projektbeschreibung/Methode
Zwei Fachimpulse, anschließend Diskussion im Plenum.
3) Schlussfolgerung/Ergebnisse
Ziel des Fachforums ist, den Handlungsbedarf beim Zugang von nicht-erwerbstätigen Unionsbürger*innen zur Krankenversicherung zu eruieren und gesetzliche als auch strukturelle Lösungsmöglichkeiten anzuzeigen – auch in Hinblick auf den Beginn der Legislaturperiode.
4) Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Empfehlungen für die Verbesserung des Zugangs zur Krankenversicherung für Unionsbürger*innen.
Planetare Gesundheit befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen der menschlichen Gesundheit und den politischen, ökonomischen und sozialen Systemen, sowie den natürlichen Systemen unseres Planeten, von denen die Existenz der menschlichen Zivilisation abhängt. Eine wichtige Grundlage für dieses Konzept sind die neun planetaren Belastungsgrenzen, die den sicheren Manövrierraum der Menschheit innerhalb der natürlichen Systeme markieren. Einige davon haben wir bereits überschritten oder sind kurz davor, unter anderem hinsichtlich Klimawandel, Verlust von Biodiversität, Eingriff in biogeochemische Kreisläufe (insbesondere Stickstoff und Phosphor) und Änderungen der Landnutzung. Diese Session befasst sich bewusst mit der Überschreitung von zwei Belastungsgrenzen, deren Auswirkungen auf die Bevölkerungsgesundheit im deutschen Kontext oft eher wenig beleuchtet werden, nämlich Verlust von Biodiversität, Veränderungen biogeochemischer Kreisläufe und der Landnutzung. Nach einem kurzen Einführungsvortrag über das Konzept von planetarer Gesundheit im Zusammenhang mit health in all policies schildern zwei Expert:innen den Zustand der jeweiligen Belastungsgrenzen, skizzieren wie diese drei mit der Gesundheit von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in Deutschland und weltweit zusammenhängen. In einer gemeinsamen Diskussion mit dem Publikum sollen anschließend Gemeinsamkeiten, Unterschiede, sowie potentielle Lessons learned und zukünftig nötige Institutionen, Rahmenbedingungen und Prozesse für einen umfassenden Planetary Health in all Policies-Ansatz diskutiert werden.
Dieser Beitrag wird in einfacher Sprache gehalten.
Hintergrund
Im Vergleich zur durchschnittlichen Bevölkerung ist bei MmgB ein schlechterer Gesundheitszustand zu erkennen. Aufgrund ihrer höheren Vulnerabilität für gesundheitliche Beeinträchtigungen und zur Steigerung ihrer Gesundheitskompetenzen benötigen sie zielgruppenspezifische Angebote. Besonders in der Corona-Pandemie hat sich gezeigt, dass ihre Belange nicht ausreichend berücksichtigt wurden.
Methode
SOD mit seinen 15 Landesverbänden ist die deutsche Organisation der weltweit größten Sportbewegung für MmgB. Sie unterstützt MmgB nicht nur durch den Sport, sondern auch durch Gesundheits- und Bildungsprogramme. Der SOD Bereich Gesundheit setzt dort mit barrierefreien Angebote an. Ergänzend zählen Gesundheitsprojekte zum Ausbau kommunaler Strukturen, Maßnahmen zur Gesundheitsaufklärung und Online-Angeboten in Form verschiedenster Medien in Leichter Sprache dazu.
Schlussfolgerung
Gesamtziel ist die Verbesserung von Selbstbestimmung und Teilhabe von MmgB an der eigenen Gesundheitsvorsorge sowie der Abbau von Zugangsbarrieren. Hierfür werden Angebote im direkten Lebensumfeld geschaffen. Zur nachhaltige Etablierung werden die Angebote durch den Aufbau von Netzwerken aus relevanten Akteuren unterstützt. Durch die Schaffung von Begegnungsräumen für Menschen mit und ohne Behinderung kann das Bewusstsein für die besonderen Belange von MmgB gestärkt und kommunal verankert werden.
Lessons Learned
Zur Gesundheitsförderung und Stärkung der persönlichen Handlungsfähigkeit von MmgB im Bereich Gesundheit müssen alle Ebenen angesprochen werden. Es ist notwendig verschiedene Akteure aktiv in die Maßnahmen zu involvieren, um die Nachhaltigkeit und die Qualität der Angebote zu sichern.
Diabetes mellitus gehört zu den bedeutsamsten und häufigsten nicht-übertragbaren Krankheiten in Deutschland – rund 7 Mio. Menschen sind an Diabetes erkrankt. Jedes Jahr werden mehr als 560.000 Menschen neu diagnostiziert. Umso wichtiger ist die Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention, um Diabetes-Typ-2 möglichst zu vermeiden, Diabetes früh zu erkennen sowie Diabetes gut zu behandeln, um Folgeerkrankungen zu verhindern.
Damit primäre, sekundäre und tertiäre Präventionsmaßnahmen wirksam sein können, ist es auch wichtig, die verschiedenen Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen zu berücksichtigen. Im Rahmen des Fachforums stellen hierzu zwei Projekte Auszüge ihre quantitativen bzw. qualitativen Forschungsergebnisse u. a. zu Wissen und Einstellung von Zielgruppen zu Diabetes vor. Anschließend wird ein laufendes kampagnenbezogenes Präventionsprojekt zur Früherkennung des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen vorgestellt. Ein weiterer Vortrag widmet sich den Möglichkeiten der digitalen Verhältnis- und Verhaltensprävention von Typ-2-Diabetes.
Zum Thema „Diabetes“ hat die Fachzeitschrift „Public Health Forum“ im Dezember 2021 ein Schwerpunktheft herausgegeben. Einige der im Fachforum vortragenden Referentinnen und Referenten haben auch Beiträge zum Schwerpunktheft beigesteuert.
Wir freuen uns, dass es in diesem Jahr gelungen ist, seit Beginn der Kongress-Planungen ein Gremium mit und für Menschen mit Armutserfahrungen an unserer Seite zu wissen. Gemeinsam erarbeiten wir, wie die Perspektiven dieser Menschen fortan stärker in den Kongress eingebunden werden können. Es soll erreicht werden, dass in Zukunft mit und weniger über die Menschen gesprochen wird.
Mitglieder des Gremiums:
Corinna Lenhart, Selbstvertretung wohnungsloser Menschen e.V.
Hilde Rektorschek, Armutsnetzwerk e.V.
Jürgen Schneider, Armutsnetzwerk e.V., Programmkomitee Gesundheitsfördernde Gesamtpolitik
In dieser ersten Veranstaltung des Gremiums geht es um die Bedarfe wohnungsloser Menschen und diese werden hier in einem respektvollen, sachlichen und kritischen Rahmen diskutiert.
Bundesweit gibt es ein starkes Engagement von Initiativen, in denen Menschen, die von Armut betroffen sind oder waren, den Kampf für ihr Recht auf Teilhabe in gesellschaftliche Entscheidungsprozesse selbst in die Hand nehmen. Mit dieser Veranstaltung soll deutlich werden, warum dieses starke Engagement so wichtig ist, obwohl es die sozialen und karitativen Dienste und die Einrichtungen der kommunalen Wohnungs- und Obdachlosenhilfen gibt und wie es gelingen kann, die Stimme der Menschen stärker bei kommunalen und politischen Entscheidungen zu berücksichtigen.
Wohnungslosigkeit ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Das Ziel der Initiativen ist es, die Bedarfe und Probleme wohnungsloser Menschen in die Öffentlichkeit zu tragen und gemeinsam mit kommunalen und politischen Vertreter*innen, Lösungen zu erarbeiten und auch umzusetzen, damit Wohnungslosigkeit vermieden werden kann. Und hier soll auch mitdiskutiert werden, wie eine bessere Vernetzung und Zusammenarbeit zwischen Bund, Länder und Kommunen erreicht werden kann.
Mit dieser Veranstaltung wird zudem die Chance ergriffen, die Positionen wohnungsloser Menschen an politische Akteur*innen zu adressieren. Prof. Gerhard Trabert ist es zu verdanken, dass ein Bewusstsein in der Politik entstanden ist, zur Lage und Verwundbarkeit wohnungsloser Menschen und wir hoffen sehr, dass die hier besprochenen Positionen der Menschen in zukünftige Gespräche mit Bundespolitiker*innen mitgenommen werden können.
(1) Hintergrund: Wenn Kinder unter psychosozial belasteten Bedingungen aufwachsen, steigt das Risiko multipler Benachteiligungen im Lebensverlauf. Die Ausbildung gesellschaftlicher Spaltung hat sich unter der COVID-19-Situation verschärft. Eine Aufgabe der Public Health-Forschung ist es, über die Nutzung von Unterstützungsangeboten sowie Problemlagen von Familien informiert zu sein, um Disparitäten entgegenwirken zu können.
(2) Projektbeschreibung: Das Panel stellt Ergebnisse des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH) vor und diskutiert im ersten Beitrag die unterschiedliche Nutzung von Präventionsangeboten von sozioökonomisch belasteten und elternstress- und konfliktbelasteten Familien. Im zweiten Beitrag wird vertieft auf die gesundheitsgefährdenden Wirkungen von elterlichem Stress für die Familie eingegangen und mögliche Unterstützungsmöglichkeiten diskutiert. Der dritte Beitrag beschäftigt sich mit der Zielgruppe von alleinerziehenden Müttern, die sowohl unter sozioökonomischer Belastung als auch unter elterlichem Stress leiden.
(3) Schlussfolgerung: Familien in Armutsgefährung weisen andere Probleme und Merkmale auf als Familien, die allein durch elterlichen Stress und häufige Konflikte geplagt sind. Elterlicher Stress ist in beiden Fällen eine echte familiäre Belastung und Fachkräfte sollten für die Thematik sensibilisiert werden. Alleinerziehende sind hinsichtlich ihrer mehrfachen Belastung eine besonders vulnerable Gruppe.
(4) Lessons Learned: Insgesamt zeigt sich, dass Präventionsbedarf bei psychosozialer Belastung von Familien in Deutschland – auch unter „normalen Bedingungen“ dringlich ist und Unterstützungsangebote entsprechend ausgebaut werden sollten.
Diese Veranstaltung findet zum Teil in englischer Sprache statt.
Zugang zur Gesundheitsversorgung ist eine wichtige Leistungsdimension von Gesundheitssystemen. In diesem Fachforum wird eine neue Methode zur Messung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung vorgestellt, die vom European Observatory on Health Systems and Policies auf Anfrage der EU Kommission und der Expert Group on Health System Performance Assessment (HSPA) entwickelt wurde. Die Methode baut auf dem Konzept der Fallvigentten auf und wurde in einer Pilotstudie verwendet, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung von Patienten mit spezifischen Krankheitsbildern in 12 Ländern zu vergleichen. Dafür wurden zunächst vier Krankheitsbilder ausgewählt: Schlaganfall, Depression, Krebs im Endstadium (Palliativversorgung), verschiedene zahnärztliche Probleme.
In diesem Fachforum wird zunächst die entwickelte Methode erörtert (Referat 1), die eine Konsultation mit medizinischen Experten zur Entwicklung der Fallvignetten beinhaltete so wie eine Befragung von Experten in Bulgarien, Deutschland, Estland, Frankreich, Irland, Litauen, Niederlande, Polen, Portugal, Schweden, Slovakei, und dem Vereinigten Königreich. Anschließend werden die Ergebnisse von zwei der vier durchgeführten Fallvignetten vorgestellt. Referat 2 präsentiert die Ergebnisse und Interpretation der Vignette zum Schlaganfall, die deutliche Unterschiede im Zugang zur Versorgung aufdecken. Referat 3 zeigt die Ergebnisse der Vignetten zur zahnmedizinischen Versorgung. Im Anschluss sollen die Vor- und Nachteile der Vignetten-Methode mit dem Plenum diskutiert werden, auch mit Blick auf Möglichkeiten zur Ausweitung des Vignetten-Ansatzes.
Dauer : 15 Minuten
Dauer : 60 Minuten
Dauer : 15 Minuten
Das Gesetz zur Stärkung der Handlungsfelder Prävention und Gesundheitsförderung (PrävG) wurde 2015 verabschiedet. Seither wird dies kritisch begleitet, v.a. mit Blick auf die Einbindung einer breiten Akteurslandschaft innerhalb der konstituierten Gremien und Strukturen (NPK, Präventionsforum, Bundesrahmenempfehlung, Landesrahmenempfehlung). Innerhalb dieser Veranstaltung soll der Novellierungsbedarf mit politischen Entscheidungsträger:innen diskutiert werden.
Hintergrund/Fragestellung
Geflüchtete tragen ein erhöhtes Risiko, trotz chronischer Erkrankungen oder Behinderungen – fluchtbedingt oder angeboren - auch hier unterversorgt zu bleiben. Die Frage ist, wie multiple Diskriminierungen abgebaut werden können, die zu hohem Armutsrisiko führen, weil der Zugang zu Sozialleistungen eingeschränkt ist und sie ihre Teilhabechancen besonders an Bildung und Arbeit kaum wahrnehmen können.
Projektbeschreibung/Methode
Die Mitwirkenden sind in einem bundesweiten Programm zur Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt verbunden. In Bezug auf Teilhabe von Geflüchteten mit Behinderung wurden erhebliche Defizite in der Versorgung identifiziert. Daraus abgeleitet wurden Instrumente entwickelt, um zur verbesserten Teilhabe beizutragen, Probleme in Politik und Verwaltung angezeigt sowie Forschungsdefizite formuliert.
Schlussfolgerungen/Ergebnisse
Der Beratungsleitfaden ist ein wichtiger Beitrag, um trotz der Erschwernisse gute Beratung leisten zu können. Eine darauf basierende Schulungsreihe wird bundesweit eingesetzt. Die Netzwerkarbeit wurde in vielen Regionen vorangetrieben.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Aus der Perspektive der Forschung und Praxis werden Einsichten in die erschwerten Lebenslagen dieser Zielgruppe gewährt, strukturelle Exklusionsmechanismen thematisiert sowie Chancen und Hürden aus einer ganzheitlichen Beratungspraxis im Kontext der Teilhabe an Bildung und Arbeit illustriert. Zusammenhänge zwischen Armut und Gesundheit mit Fokus auf eine besonders vulnerable Gruppe sowie Anforderungen an eine gesundheitsförderliche Gesamtpolitik werden diskutiert.
Die Bedeutung sozialer Ungleichheit im Zusammenhang mit Arbeit wird im Kontext von Public Health erst seit Kurzem als relevantes Forschungsfeld wahrgenommen. Vor diesem Hintergrund setzt der Workshop die bereits im Jahr 2021 begonnene Reihe zum Thema „Vulnerabilität in der Arbeitswelt“ fort und thematisiert verschiedene Benachteiligungsformen von Arbeit sowie ihre Wirkungen auf die Betroffenen. Ausgehend von kurzen Impulsreferaten liegt der Schwerpunkt der Session auf Kleingruppendiskussionen, die in Form von Beakoutsessions stattfinden. Ihr Ziel ist es, themenbezogen geeignete Ansätze der Gesundheitsförderung, Prävention und Intervention zu erörtern. Die Ergebnisse des Workshops werden wie bereits im letzten Jahr in der Zeitschrift sicher ist sicher veröffentlicht.
Es sind kurze Inputvorträge mit interaktiven Breakoutsessions geplant.
Internationale und nationale Untersuchungen deuten an, dass soziale Ungleichheiten im Rahmen der Covid-19 Pandemie zunehmen und eine zentrale Rolle spielen in der Verteilung des Infektionsgeschehens selbst sowie den Auswirkungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. In dieser Session werden mit Hilfe von drei Impulsvorträgen die Zusammenhänge zwischen sozialen Determinanten und der gesundheitlichen Lage unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen während der COVID-19 Pandemie in den Blick genommen:
Wende & Hertle untersuchen anhand von Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung aus welchen Determinanten sich die sozioökonomische Ungleichheit bei schweren COVID-19-Verläufen zusammensetzt. Sie zeigen, dass die Ungleichheit durch Alter und Geschlecht beeinflusst wurde, während die berufliche Tätigkeit ambivalent wirkte. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf untersucht in einer nationalen multizentrischen Studie in 4 Metropolregionen die psychische und somatische Gesundheit von Menschen ohne festen Wohnsitz während der COVID-19 Pandemie (n=600). Wandschneider et al. zeigen in einer Mixed-Methods Studie, dass für die mentale Gesundheit von Müttern kleiner Kinder während der ersten Covid-19 Welle insbesondere die Aufteilung von Care-Arbeit, emotionale Bindung mit dem Partner und psychosoziale Faktoren als Ressourcen als auch Stressoren wirken können.
Die Erkenntnisse der vorgestellten Untersuchungen werden im Plenum diskutiert und interpretiert. Insbesondere sollen unter Berücksichtigung der Limitationen der einzelnen Datensätze zukünftige Herausforderungen und mögliche forschungspraktische und politische Implikationen erörtert werden.
Die Erfahrungen aus den letzten Jahren zeigen, dass es bundesweit immer mehr, sehr heterogen konzipierte und organisierte Initiativen, Vereine bzw. Versorgungsmodelle gibt, die versuchen, von Armut, Ausgrenzung, sozialer Benachteiligung und Diskriminierung betroffene Menschen medizinisch/gesundheitlich zu versorgen. Kennzeichen der Betroffenengruppen ist häufig ein fehlender Krankenversichertenschutz, ein erschwerter Zugang zur medizinischen Versorgung im Gesundheitsregelsystem als Auswirkung einer gesellschaftsstrukturellen Fehl-, Mangel-, und Unterversorgung. Herr Trabert und auch einzelne Akteure und Repräsentant*innen werden über ihre Arbeit in kurzen Beiträgen berichten, um einen Überblick zur diesbezüglich bundesweiten Versorgungssituation zu geben.
DUDE – Du und deine Emotionen
Hintergrund
In Deutschland leiden ca. 1,8 Millionen Kinder und Jugendliche unter einer psychischen Störung. Depressionen und Angststörungen zählen zu den häufigsten Auffälligkeiten gemeinsam mit Verhaltensstörungen (Sozialverhalten und AD(H)S). Eine deutliche Aggravation bezüglich der Anzahl symptomatisch auffälliger und behandlungsbedürftiger Kinder und Jugendliche brachte die Covid-19 Pandemie mit sich. Studien in Deutschland und Österreich konnten einen Anstieg verzeichnen: 55% zeigten depressive, 47 % ängstliche Symptome, 23 % litten unter Schlafstörungen, 64 % gaben Essstörungsmerkmale und 16 % Suizidgedanken an. Universelle Prävention an Schulen bietet eine Chance Kinder und Jugendliche unabhängig von Elternhaus und sozialer Schicht zu erreichen. Mit Hilfe von seetingbasierten Angeboten, wie DUDE („Du und deine Emotionen“) können wir junge Menschen befähigen sich selbst zu helfen und ihre mentale Gesundheit zu erhalten.
Im Fokus von OEGD-FORTE stehen die partizipative Entwicklung und Bearbeitung von ÖGD-relevanten Forschungsfragen, die Entwicklung methodischer Kapazitäten und der Praxistransfer wissenschaftlicher Evidenz. Ziel ist eine nachhaltige Verbindung der Public Health-Praxis und -Forschung mit Schwerpunkten auf drei Themenkomplexen: 1. Gesundheitsmonitoring vulnerabler Bevölkerungsgruppen, 2. Methoden & Indikatoren zur sozialräumlichen Bedarfsplanung im ÖGD, 3. Sozialräumliche Infektionsepidemiologie.
Der Workshop beginnt mit einem Überblick über das Netzwerk aus Sicht der Verbundpartner:innen. Für den ÖGD relevante Forschungsthemen und mögliche Forschungsprojekte innerhalb eines der o.g. Themenkomplexe werden mit den Teilnehmenden erarbeitet. Abschließend werden die Möglichkeiten zum Engagement im Netzwerk vorgestellt.
Die Notwendigkeit einer Verbindung zwischen Public Health-Praxis und -Forschung zeigt sich zuletzt seit der COVID-19-Pandemie deutlich. Hierbei werden spezifische Chancen und Herausforderungen für eine Stärkung der Forschungsperspektiven im ÖGD einerseits und der Praxisperspektiven in der Forschung andererseits erkennbar. Teilnehmende lernen im Workshop relevante Aspekte des Aufbaus eines partizipativen Netzwerks an der Schnittstelle zwischen Public Health-Forschung und -Praxis kennen und können an der Weiterentwicklung des Netzwerks praktisch teilhaben.
Eine nachhaltige Vernetzung kann zu einer verbesserten Informationsgrundlage über gesundheitliche Bedarfe und Ressourcen, zum erfolgreichen Transfer der wissenschaftlichen Evidenz in die Praxis und zu praktischer Umsetzung von Empfehlungen und Verbesserung der Gesundheit der gesamten Bevölkerung beitragen.