Dauer : 30 Minuten
Der Kongress Armut und Gesundheit wird eröffnet durch:
Prof. Dr. Karl Lauterbach, Bundesminister für Gesundheit und Schirmherr des Kongresses
Franziska Giffey, Regierende Bürgermeisterin von Berlin und Schirmherrin des Kongresses
Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Paritätischer Gesamtverband und Gesundheit Berlin-Brandenburg
einführender Beitrag (Keynote)
„gemeinsam Wandel gestalten – wie Transformation gelingen kann (Arbeitstitel)“ (30min.)
Prof. Dr. Maja Göpel, Transformationsforscherin
Gesprächsrunde (45min.), Impulse für Klima und Gesundheit – mit Fokus auf gesundheitliche Chancengleichheit (Arbeitstitel)
Input: Dr. Karin Geffert, Ludwig-Maximilians-Universität München/für das Zukunftsforum Public Health (ZFPH) – Eckpunkte des ZFPH
Input: Arnd Spahn (angefragt), Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau/für die Nationale Präventionskonferenz (NPK) – Eckpunkte der NPK
Input: Dr. Ute Teichert, Bundesministerium für Gesundheit – Bisherige und geplante Aktivitäten des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG)
Bezugnahme und Diskussion hierzu mit: Prof. Dr. Maja Göpel
Moderation: Stefan Pospiech, Gesundheit Berlin-Brandenburg e.V. und Maike Voss, Klug/CPHP
Dauer : 30 Minuten
In den letzten Jahren haben sich die Anstrengungen im Bereich der Public Mental Health intensiviert, die psychische Gesundheit und Gesundheitskompetenz auf Bevölkerungsebene zu stärken sowie Fortschritte in der Prävention und Versorgung von psychischen Erkrankungen zu erzielen. Allerdings bleiben auch diese Anstrengungen nicht von kontemporären politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen unberührt - ganz im Gegenteil, auch für die psychische Gesundheit gilt, dass diese als gemeinschaftliche Aufgabe im Sinne eines Mental Health in All Policies (MHiAP)-Ansatzes verstanden werden muss, mit dem Ziel Auswirkungen von politischen Entscheidungen auf psychische Gesundheit in allen gesellschaftlichen Handlungsfeldern zu berücksichtigen. Dabei stellt sich für die Public Mental Health die besondere Herausforderung in einem genuin interdisziplinären und intersektoralen Handlungsfeld zu operieren, das einen umfassenden Diskurs erfordert, der von Public Health, psychiatrischer Epidemiologie, Gesundheitsförderung, Sozialmedizin, Prävention und Versorgung von psychischen Erkrankungen reicht. Um jedoch Evidenz über Auswirkungen von politischen Entscheidungen, gesellschaftlichen Entwicklungen und populationsbasierten Ansätzen zu generieren, ist eine kontinuierliche und über die Zeit vergleichbare Berichterstattung von Kernindikatoren psychischer Gesundheit erforderlich. Ebenso muss eine kontinuierliche wissenschaftliche Untersuchung von stigmatisierenden Haltungen gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen und deren Veränderung über die Zeit erfolgen. Außerdem sollte bei der Entwicklung und Untersuchung von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung und Prävention ein besonderes Augenmerk auf die Beteiligung insbesondere von relevanten Stakeholdern und vulnerablen Zielpopulationen , die besonders von sozialen und Gesundheitsrisiken betroffen sind, gelegt werden, um gesundheitsfördernde Lebenswelten zu schaffen und gesundheitliche und soziale Ungleichheiten zu verringern. Diese Session bringt Expert:innen auf dem Gebiet der Public Mental Health zusammen, die sich in einer Reihe von Vorträgen mit den hier angesprochenen Herausforderungen des MHiAP-Ansatzes befassen und im Kontext derzeitiger politischer und gesellschaftlicher Entwicklungen diskutieren. Vier Vorträge werden neue Konzepte und Erkenntnisse im Bereich der Public Mental Health vorstellen und in Bezug auf den MHiAP-Ansatz diskutieren. Auf Grundlage der vorgestellten Ergebnisse werden neue Entwicklungen und zukünftige Herausforderungen in einem moderierten Fachgespräch diskutiert.
Hintergrund
Soziale Ungleichheiten sind für COVID-19 international wiederholt beschrieben worden und zeigen zumeist Muster mit einer stärkeren Belastung sozial benachteiligter Menschen. Diese Muster sind über den Verlauf der Pandemie veränderlich und müssen über die Zeit gemonitort werden um geeignete Interventionen zur richtigen Zeit planen zu können. Wie genau es zu diesen Mustern sozialer Ungleichheit in COVID-19 kommt, ist weniger gut erforscht. Auch die Auswirkungen der Pandemie auf die Entwicklung gesundheitlicher Ungleichheit ist bisher noch unklar.
Methode
In diesem Fachforum werden empirische Analysen zu gesundheitlichen Ungleichheiten in der Pandemie vorgestellt und diskutiert. Der Fokus liegt neben den direkten auch auf den indirekten Gesundheitsfolgen der Pandemie sowie der Arbeitswelt als wichtiger sozialer Determinante. Anhand dieser empirischen Befunde wird die Bedeutung für die Entwicklung der Gesundheit unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen sowie mögliche Ansätze für die Pandemieplanung, Prävention und Gesundheitsförderung diskutiert.
Ergebnisse
Analysen unterschiedlicher Daten (Meldedaten, seroepidemiologische Studien, Routinedaten der Krankenkassen) zeigen verschiedene Muster gesundheitlicher Ungleichheit auf der regionalen Ebene und in Individualdaten. Einen wichtigen Erklärungsbeitrag für diese Ungleichheiten leistet dabei die Arbeitswelt.
Diskussionsbeitrag
Um einer Verschärfung gesundheitlicher Ungleichheit entgegenzuwirken und auf künftige Pandemien vorbereitet zu sein, braucht es eine Weiterentwicklung der Pandemieplanung mit besonderem Fokus auf gesundheitliche Chancengerechtigkeit. Dabei muss die Arbeitswelt in besonderem Maße berücksichtigt werden.
Hintergrund: Entwicklungsaufgaben des Kindes- und Jugendalter werden unter den neuen, anhaltenden und zunehmenden Krisensituationen durch den Klimawandel, die Pandemie und den Krieg immer herausfordernder.
Projektbeschreibung/Methode: In den vorgestellten Beiträgen werden die Bedeutung der gesundheitsförderlichen Prinzipien der anwaltschaftlichen Vertretung, des Empowerments und der Partizipation anhand von (Praxis-)Forschungsergebnissen aus der Corona-Krise vorgestellt und diskutiert.
Schlussfolgerung/Ergebnisse: Partizipation, Empowerment und anwaltschaftliche Vertretung sind in Krisenzeiten wichtiger denn je, wenn auch die Umsetzung von Partizipation und Empowerment-Ansätzen in Zeiten des Lockdowns vor besondere Herausforderungen gestellt wurden.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Um resiliente Lebenswelten zu schaffen, müssen Strukturen vorgehalten werden, die den Ansprüchen der Gesundheitsförderung gerecht werden und ihre Prinzipien hochhalten.
Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung und/oder komplexen Behinderungen leben und arbeiten in Deutschland immer noch zu einem großen Teil in exklusiven Settings in Einrichtungen der Behindertenhilfe. Diese Settings sind laut Präventionsgesetz Lebenswelten. In dieser Session stellen 3 Projekte ihre Ansätze vor, gesundheitsförderliche Lebenswelten zu gestalten.
Das Hamburger Projekt FiT, Fit im Team, gefördert durch das GKV-Bündnis für Gesundheit, schult bereits seit 4 Jahren Teams aus Fachkräften und Menschen mit komplexen Behinderungen zu den Themen Ernährung, Bewegung, Entspannung und Schutzfaktoren.
„Gesundheit einfach machen“ aus Berlin baut auf den Erfahrungen aus „GESUND! Gesundheitsförderung für und mit Menschen mit Lernschwierigkeiten.“ (2015 - 2021) auf. In dem neuen Projekt (gefördert durch den vdek e.V.) wird ein Gesundheitsförderprozess für die Lebenswelt entwickelt, der durch geschulte Fachberater*innen begleitet wird.
Im Projekt „Gesund leben: Besser so, wie ich es will!“ aus Frechen (gefördert durch den vdek e.V. NRW) wurden Informationen und konkrete Handlungsvorschläge zur Gesundheitsförderung partizipativ weiterentwickelt. Parallel wurde ein Netzwerk von Vertreter*innen aus Eingliederungshilfe und Sozialraum aufgebaut, um die Gestaltung eines gesundheitsförderlichen Wohnsettings voranzubringen.
Herausforderungen für die nachhaltige Umsetzung und Implementierung von gesundheitsfördernden Maßnahmen in der Lebenswelt liegen auf der Hand und sind doch immer wieder neu zu diskutieren: Personalengpässe, fehlende Expertise im Sozialraum, bauliche Barrieren sowie eine fehlende Regelfinanzierung.
Am Beispiel von drei Praxisprojekten werden in dieser Session Methoden der partizipativen Bedarfsanalyse sowie die Planung, Umsetzung und Evaluation von gesundheitsfördernden Strukturen für ältere Menschen vorgestellt.
Im ersten Beitrag werden am Beispiel eines Gesundheitszieleprozesses „Selbstbestimmt älter werden in Charlottenburg-Wilmersdorf“ praxisnah verschiedene Methoden der Bedarfsanalyse sowie der Einbindung der Zielgruppe und von Fachkräften in die Formulierung von Gesundheitszielen und konkreten Maßnahmen aufgezeigt. Ein besonderer Fokus wird auf die entstandenen Schwierigkeiten und Lösungswege gelegt.
Das Projekt „Gesund Altern und Pflegen im Quartier“ (2021-2023) wird vom Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) im Namen und im Auftrag der Ersatzkassen gefördert und vom AWO Bundesverband e. V. in Kooperation mit seinen Gliederungen umgesetzt. Ziel ist es, die Gesundheit von älteren Menschen und pflegenden Angehörigen an acht ländlichen Standorten durch den Aufbau gesundheitsfördernder Strukturen zu stärken. Hierfür werden auf Grundlage partizipativer Bedürfniserhebungen bedarfsgerechte Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention geplant und umgesetzt.
In dritten Beitrag wird die arztpraxisinterne Sozialberatung in Lichtenberg aus Sicht der wissenschaftlichen Begleitung vorgestellt. Das Angebot wird von soziale Gesundheit e. V. in aktuell 14 Haus- und Kinderarztpraxen realisiert und richtet sich insbesondere an vulnerable Patient*innen in schwierigen Lebenslagen. Ziele des Angebotes sind die Förderung von Lebensqualität und Gesundheit der Patient*innen und die Entlastung der Ärzt*innen.
Hintergrund/Fragestellung. Auch in der Quartiersentwicklung ist Resilienz seit einigen Jahren ein Schlagwort. Resilienz wird in diesen Zusammenhang als Fähigkeit eines Quartiers verstanden, sich dynamisch und kontinuierlich im Hinblick auf Krisen und neue Herausforderungen zu wandeln und anzupassen. Die Coronapandemie, der Klimawandel und das anhaltende Wachstum verbunden mit Innenentwicklung und Nachverdichtung sind Beispiele für aktuelle quartiersbezogene Herausforderungen. Sie werfen die Frage auf, über welche Widerstandskräfte Quartiere bereits verfügen und wie sie zukünftig (noch) resilienter und damit auch gesundheitsfördernder gestaltet werden können.
Methode: Im Forum wird dieser Frage mit Blick auf sozial benachteiligte Quartiere nachgegangen, da diese und die hier lebenden Menschen insbesondere durch die Folgen von Pandemien, Klimawandel und Verdichtung betroffen sind:
Schlussfolgerung/Ergebnisse: Werden erwartet zu:
- Förderung der Anpassungsfähigkeit von Quartieren bei Epidemien,
- Erfahrungen in der Zusammenarbeit in kommunalen Reallaboren zur klimaresilienten Quartiersentwicklung
- umwelt- und sozialverträglicher und damit gesundheitsfördernder Nachverdichtung von Quartieren.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Das Forum vermittelt Strategien, Ideen und Praxistipps , wie sich Quartiere mit Blick auf neue Herausforderungen resilienter und damit auch gesundheitsfördernder aufstellen können.
Hintergrund
Je komplexer Projekte aufgebaut sind, umso schwieriger ist es, die Frage nach deren Wirkungen zu beantworten. So auch bei den Präventionsketten. Eine irrtumsfreie Zuschreibung bestimmter Aktivitäten zu beobachteten Wirkungen ist hier nicht möglich. Eine nur an Endpunkten orientierte Evaluation stößt an Grenzen.
Projektbeschreibung
Im o.g. Programm wurden 22 Kommunen unterstützt, eine wirkungsorientierte Arbeitsweise einzuführen. Die theoretische Basis bildete ein 10-stufiges Wirkungsmodell. Zur Veranschaulichung von Veränderungen wurde das Instrument Fortschrittsdiagramm entwickelt. Parallel fand eine qualitative Prozessevaluation statt, um ausgewählte Aspekte vertiefend zu betrachten. Es werden Ergebnisse eines multimethodischen Ansatzes aus wirkungsorientierter Arbeitsweise, Fortschrittsdokumentation und Prozessevaluation vorgestellt.
Schlussfolgerungen
Eine Begleitung mittels Wirkungsmodellen unterstützt ein zielgerichtetes, gemeinsames Handeln.
Das Fortschrittsdiagramm zeigt – ideal über mind. 3 Jahre – ob und wann was passiert ist.
Mittels einer Prozessevaluation lassen sich Kontextfaktoren erfassen, deren Existenz und Gewichtung über Erfolg oder Scheitern von Präventionsketten entscheiden können.
Diskussionsbeitrag
Wie gelingt es, eine wirkungsorientierte Arbeitsweise anzustoßen?
Wie lassen sich, orientiert am Wirkungsmodell, Fortschritte einfach, einleuchtend präsentieren?
Sind Vernetzung u. integriertes Handeln notwendige Bedingungen, um kommunalen Wandel anzuregen u. Wirkungen bei den Zielgruppen zu erzielen?
Im Rahmen der gemeinsamen Initiative "Bewegt studieren - Studieren bewegt!" des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands (adh) und der Techniker Krankenkasse (TK) wurden 2017 -2019 bundesweit 31 Projekte zur bewegungsorientierten Gesundheitsförderung (GF) im Setting Hochschule an adh-Mitgliedshochschulen umgesetzt. Aufgrund der erfolgreichen ersten Initiative ging diese im Frühjahr 2020 mit 50 geförderten Projekten und einer Dauer von 3 Jahren in die zweite Runde. Ziel der Initiative 2.0 ist es, den Alltag von Studierenden bewegter zu gestalten und das Gesundheitsmanagement an Hochschulen durch den Hochschulsport voranzutreiben und so für einen Wandel in der Lern- und Arbeitswelt zu bewirken.
Im Seminar werden nach einer Zwischenbilanz der Initiative 2.0 zwei Projekte jeweils 15 Minuten vorgestellt. Es werden die vergangenen zwei, von Krisen geprägten Projektjahre reflektiert. Im anschließenden Learning Café werden Möglichkeiten, Grenzen und Perspektiven der GF in Zeiten von Krieg und Krisen gemeinsam mit den Teilnehmenden erörtert und diskutiert.
Der adh und die TK sind bestrebt, den Austausch und den Wissenstransfer zu ermöglichen und zu fördern. Durch die Inputs der Projektverantwortlichen erhalten die Teilnehmenden des Seminars Inspirationen zur GF von Studierenden u. a. in Krisenzeiten. Damit gewähren die jeweiligen Hochschulsportvertreter*innen Einblicke in die Ausgestaltung der Projekte und die gesundheitsfördernden Lebenswelt Hochschule. Das Seminar soll zur Vernetzung und zum Austausch unter den Teilnehmenden beitragen und Impulse für die eigenen Prozesse geben.
In den vergangenen beiden Jahren wurde auf dem Kongress Armut und Gesundheit selbstkritisch diskutiert, was sozialen Wandel ausmacht und welche Rolle die Public Health Community dabei spielt und beispielhaft Initiativen vorgestellt, die diesen voranzubringen versuchen.
Die Bewältigung der multiplen Krisen, insbesondere mit dem Anspruch, sie nicht auf dem Rücken der ohnehin schon Benachteiligten auszutragen, sondern stattdessen Ungleichheiten abzubauen, stellt eine enorme Herausforderung dar. Immer mehr sind die Systeme sowie die darin tätigen Personen überlastet, erschöpft und ratlos. Kreative Ideen werden durch Sachzwänge oft im Keim erstickt und immer wieder ist die Rede davon, für Veränderungen müssen "Dicke Bretter gebohrt werden".
In kommenden Jahr soll direkt an die Diskussionen angeknüpft werden, mit Blick darauf, wie Veränderungen innerhalb der etablierten Institutionen möglich sind. Für Wandlungsprozesse können Initiativen, die von außen auf Systeme und Institutionen wirken durchaus hilfreich sein. Aber es benötigt auch veränderungsbereite Institutionen und veränderungsbereite Personen in Institutionen, die eigene Veränderungsimpulse oder solche von außen aufgreifen, um Strukturen zu ändern und mit ihrer täglichen Praxis Transformation ermöglichen.
Nach einem Impulsvortrag aus Sicht der Transformationsforschung soll mit einem positiven Praxisbeispiel der Blick auf konkrete Veränderungspotenziale in Insitutionen des Gesundheitswesens gelenkt und anschließend diskutiert werden.
In der Veranstaltung soll den Fragen nachgegangen werden:
• Welche realistischen Veränderungen sind möglich?
• Welche Bedingungen haben dazu geführt, dass eine Veränderung möglich war?
• Wie können Personen dabei unterstützt werden Veränderungspotenziale zu erkennen und auszuschöpfen?
Krankheit ist immer individuelles und soziales Problem, Gesundheit individuelle und soziale Herausforderung. Wir können Krankheit wie einen Körperstreik gegen Lebenswelten verstehen, die unsere Gesundheit beeinträchtigen. Die frühen Psychosomatiker*innen dachten schon so. Die Ottawa Charta greift dies wieder auf: „Gesundheit entsteht dadurch, dass man für sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen ihren Bürgern Gesundheit ermöglichen.“ „Auf dem Weg in die Zukunft“ geht es also darum, das Individuum zu befähigen, seine soziale Welt zu gestalten. Wie können wir in der Gesundheitsversorgung die individuellen Handlungsfähigkeiten für ein gedeihliches soziales Miteinander stärken und systemisch ausbilden?
Auf diese Fragestellung sucht und gibt die Veranstaltung Antworten.
Ziel ist es, anhand konkreter Erfahrungen aufzuzeigen, wie die Gesundheitsversorgung partizipatorisch gestaltet werden kann und wie Menschen erleben, dass sie auf ihre Lebenswelten Einfluss nehmen können.
Die Ottawa Charta fordert zusammengefasst eine radikale Demokratisierung der Gesundheitsarbeit. Ilona Kickbusch hat zum Abschluss der Podiumsdiskussion „Gesundheitskompetenz als Maßstab guter Gesundheitsversorgung und als Chance für Teilhabe“ 2022 diese Herausforderung nochmals betont.
Das Forum diskutiert daher, wie eine demokratisierte Gesundheitsversorgung individuelle und soziale Gesundheitskompetenzen fördern und stärken kann.
Deutschland investierte im Jahr 2019 etwa 411 Milliarden Euro und damit 11,9 % des Bruttoinlandproduktes in die Gesundheitsversorgung. Es besteht nahezu universeller Zugang für die gesamte Bevölkerung zu Gesundheitsdienstleistungen und trotzdem belegt Deutschland im europäischen Vergleich keinen Spitzenplatz hinsichtlich Mortalität und Lebenserwartung bei weiterhin bestehender gesundheitlicher Ungleichheit. Das Fachforum zum erstmalig für Deutschland durchgeführten Health System Performance Assessment (HSPA) geht den Fragen nach, was ein gutes Gesundheitssystem ausmacht, wie man dessen Leistungsfähigkeit messen kann, wie gut das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich abschneidet und wie über die Integration der Patientenperspektive Handlungsfelder identifiziert werden können, um allen Menschen eine bestmögliche Versorgung zu bieten – unabhängig von sozialen Determinanten.
Dauer : 45 Minuten
1) Hintergrund
Bewegungsmangel gilt als einer der Hauptrisikofaktoren für die Entwicklung chronischer Krankheiten. Die Corona-Pandemie hat den Bewegungsmangel noch einmal verstärkt und hier besonders Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit weniger Zugang zu privaten Bewegungsmöglichkeiten getroffen. Hierdruch hat sich der politische Fokus noch stärker auf dieses Handlungsfeld gerichtet und neue Initiativen entstanden bzw. entstehen.
Bewegungsförderung ist ein Handlungsfeld der Gesundheitsförderung, das entlang eines Health in All Policies (HiAP)-Ansatzes entwickelt werden sollte. Ein sektor-, ebenen- und politikfeldübergreifendes Handeln ist notwendig. Diesem Anspruch werden bewegungsförderliche Maßnahmen jedoch nur selten gerecht.
Ziel des Fachforums ist es, gelungene Praxisbeispiele für HiAP im Handlungsfeld der Bewegungsförderung aufzuzeigen und mit den Teilnehmenden die Hindernisse und Erfolgsfaktoren der Umsetzung bewegungsförderlicher Strategien und Maßnahmen im Sinne von HiAP kritisch zu diskutieren.
2) Methode
Einleitend erfolgt eine Einordnung der Bewegungsförderung als HiAP-Aufgabe. Danach werden Praxisbeispiele der Umsetzung von Bewegungsförderungsprogrammen/-strategien/-projekten, die dem HiAP-Ansatz folgen, präsentiert. Im Anschluss an die Vorträge werden die Referierenden und Veranstalter*innen gemeinsam mit dem Publikum die fördernden und hemmenden Faktoren von Bewegungsförderung als HiAP-Aufgabe diskutieren.
3) Ergebnisse
Die Session zeigt Umsetzungsbeispiele für gelungene HiAP-Ansätze im Bereich der Bewegungsförderung auf. Gemeinsam sollen Faktoren identifiziert werden, die es bei der Umsetzung von HiAP zu berücksichtigen gilt.
In den vergangenen 15 Jahren haben die Frühen Hilfen in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen, um Müttern und Vätern in psychosozialen Belastungslagen bereits ab der Schwangerschaft sowie mit Kindern bis zu drei Jahren passgenaue Unterstützung und Hilfe anzubieten. Durch gesetzgeberische Aktivitäten, Bundes- und Landesprogramme, kommunale Initiativen und das Engagement gemeinnütziger Träger im Gesundheitswesen und der Kinder- und Jugendhilfe wurde die Weiterentwicklung der Frühen Hilfen seit 2006 befördert. Der Auf- und Ausbau wurde von Beginn an durch umfassende Forschung, unter anderem des Nationalen Zentrums Frühe Hilfen (NZFH), begleitet. Über den Zeitverlauf liefert hier beispielsweise die Prävalenz- und Versorgungsforschung wichtige Daten zur Situation von Familien mit Kleinkindern in psychosozialen Belastungslagen. Auf der strukturellen Ebene können über die Implementierungsforschung Aussagen zum Stand des deutschlandweiten, kommunalen Ausbaus der Netzwerke und Angebote der Frühen Hilfen gemacht werden. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Forschung der Länder und Kommunen, deren regionale und sozialräumliche Erkenntnisse das Gesamtbild der Frühen Hilfen in Deutschland vervollständigen. Diese und weitere Daten sind eine wichtige Grundlage für die Planung, Praxisunterstützung und Qualitätsentwicklung der Frühen Hilfen. Sie geben Hinweise zu Zielgruppen, Bedarfen und Rahmenbedingungen.
In der Auftaktveranstaltung werden aktuelle Ergebnisse des NZFH-Studienprogramms "Kinder in Deutschland – KiD 0-3" (2022) mit Daten zu Belastungsfaktoren und Ressourcen in Familien und zur Inanspruchnahme von psychosozialen Angeboten vorgestellt. Diese werden ergänzt durch Befunde der NZFH-Kommunalbefragungen, die fortlaufend zentrale Daten zur Umsetzung der Frühen Hilfen in den Kommunen erfasst, woraus Aussagen zum Entwicklungsstand kommunaler Angebote und Systeme abgeleitet werden können. Diese deutschlandweite Forschungs-Perspektive auf Frühe Hilfen wird durch kommunale Ergebnisse der partizipativen Forschung der Koordinierungsstelle des Bonner Netzwerks Frühe Hilfen abgerundet.
Schließlich soll in einer Diskussion mit den Teilnehmenden der Auftaktveranstaltung erörtert werden, welche Daten sie wie für die Arbeit in den Frühen Hilfen einsetzen und welche Daten ihnen möglicherweise noch fehlen.
Hintergrund/Fragestellung: Die Vielfalt der Bevölkerung in Deutschland stellt die moderne Public Health-Forschung vor die Herausforderung, aussagekräftige Analysen zu Migration, Rassismus und Gesundheit zu ermöglichen und zugleich Fehlinterpretationen, Stigmatisierungen und falsche Verallgemeinerungen zu vermeiden. Gemeinsam mit Expert:innen im Bereich der rassismus-, diskriminierungs- und migrationsbezogenen Forschung wollen wir der Frage nachgehen, wie dies angemessen erfolgen kann.
Projektbeschreibung/Methode: Der Workshop beginnt mit Inputs zum aktuellen Diskussionsstand aus der jeweiligen Perspektive. Hierbei sollen eigene Erfahrungen und Berichte aus Forschungsprojekten zu Gesundheit und Rassismus, Diskriminierung und Migration die Grundlage bilden. Anschließend findet eine gemeinsame Diskussion mit den Teilnehmenden statt.
Schlussfolgerung/Ergebnisse: Die Wichtigkeit einer fortwährenden Reflexion und Anpassung von etablierten Konzepten bis hin zur Abkehr von diesen ist am Beispiel des Konzepts „Migrationshintergrund“ in den letzten Jahren deutlich geworden. Eine Neuentwicklung und Weiterführung von Konzepten und Ansätzen, wie alltäglicher und institutioneller Rassismus, selbst- und fremdzugeschriebene Ethnizität, eigene oder familiäre Migrationserfahrung ist notwendig. Eine intersektionale Zusammenschau mit weiteren sozialen Determinanten der Gesundheit ist essentiell.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned: Eine fundierte und verantwortungsvolle Vorgehensweise in Bezug auf verwendete Kategorien und Konzepte in der Public Health-Forschung kann zu einer verbesserten Informationsgrundlage über Gesundheit von Menschen mit Migrationsgeschichte und/oder Rassismuserfahrungen beitragen.
In Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe steigt die Anzahl junger Menschen, hauptsächlich Care Leaver nach Entlassung (meist Abbrüche) aus stationären Jugendhilfe-Settings. Signifikant ist die hohe Vulnerabilität der Zielgruppe in Form vielfältiger Störungsbilder, im Besonderen die symptomatische Funktion ihres riskanten Substanzgebrauchs mit Delinquenzbelastung. Robert Frietsch, Dirk Holbach und Corinna Leißling präsentieren erste Forschungsergebnisse des BMBF-Modellprojekts „Care Leaver“, fachliche Konsequenzen sowie das projekteigene „Coaching to Go“-Training zur Ressourcenaktivierung und Resilienzförderung bei Jugendlichen in spezifischen Problem- /Entwicklungslagen.
Suchtkranke Wohnungslose sind von multiplen Inklusionsschwierigkeiten betroffen: Psychische, soziale und justizielle Beeinträchtigungen verstärken sich in ihrer exkludierenden Wirkung wechselseitig. Meist gelingt den Betroffenen die Nutzung des Suchthilfesystems nicht. Doch erst der Zugang und die Inanspruchnahme (sucht-)medizinischer Hilfen schaffen die entscheidenden Voraussetzungen für die Realisierung von sozialer Teilhabe. Im Beitrag „Teilhabebarrieren ‚Sucht‘ und ‚psychische Erkrankung‘ in der Arbeit mit wohnungslosen Menschen überwinden“ wird aufgezeigt wie Suchthilfe für diesen Personenkreis gelingen kann. Und welche Rolle dabei eine Suchtklinik spielt, die garantieren kann, ihre Rehabilitanden nach medizinischer und sozialer Rehabilitation nicht mehr in die Wohnungslosigkeit zu entlassen.
Eine dramatische Konsequenz riskanten Substanzgebrauchs stellen Überdosierungen dar. In Deutschland machen heroinbezogene Überdosierungen den Hauptanteil aller Todesfälle durch illegale Substanzen aus. Im abschließenden Beitrag stellt Sven Schneider zusammen mit KoreferentInnen eine bundesweite Studie zu vulnerablen Gruppen, Settings und Risikofaktoren vor, die auf Fallbeschreibungen letaler und nicht letaler Heroinüberdosierungen basiert.
Hintergrund/Fragestellung
Für die Entwicklung von jungen Menschen stellte die Pandemie und damit verbundenen Einschränkungen, wie Schulschließungen, Distanzunterricht und Lockdowns eine besondere Herausforderung dar. Sozial benachteiligte und Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Versorgungsbedarf waren von den Folgen der Pandemie besonders betroffen und zeigten ein erhöhtes Ausmaß an (psychischen) Belastungen und geringeren Ressourcen der neuen Lernsituation adäquat zu begegnen.
Projektbeschreibung/Methode
In dem Fachforum wollen wir mit ausgewiesenen Expert:innen nach drei Corona Jahren Bilanz ziehen und die bestehende Datenlage zu gesundheitlichen und entwicklungsbezogenen Ungleichheiten im Kindes- und Jugendalter zusammentragen. Leitend sind dabei die Fragen, 1) welches die strukturellen Ungleichheiten sind, die soziale und gesundheitliche Ungleichheiten in dieser Zeit verstärken als auch 2) wie insbesondere sozial benachteiligte junge Menschen am besten unterstützt werden können.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Viele der bisherigen Maßnahmen beziehen sich auf den Bereich Bildung (z.B. Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche"). Es sind aber weit mehr Lebensbereiche von Entwicklungsrückständen betroffen: z.B. Freundesbeziehungen und sozialer Zusammenhalt, Partizipationsmöglichkeiten für junge Menschen oder auch psychische und physische Belastungen während der Corona-Pandemie. Wie können die Chancen auf Gesundheit und gesunde Entwicklung von jungen Menschen verbessert werden, insbesondere für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche?
1. Hintergrund
Welche Rolle spielen gesundheitliche Belange in kommunalen Planungen? Ist Gesundheit in der Kommune planbar? Und wenn ja: Wer plant wie und mit wem? Die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, zu erhalten und zu fördern ist eine wesentliche Aufgabe der Gesundheitsbehörden. Aber auch weitere Akteure und Fachämter der Kommune beeinflussen z.B. mit ihren räumlichen Planungen die Gesundheit der Bewohner- und Bürger:innen. Wie können die gesundheitlichen Belange in kommunalen Planungen ausreichend berücksichtigt werden? Wie gelingt eine Kooperation der Planenden mit den Akteuren aus dem Gesundheitssektor unter Einbeziehung der Bürger:innen? Im Fachforum soll der Frage nachgegangen werden, wie die Mitwirkung der Gesundheitsbehörden in kommunalen Planungen gestärkt werden kann. Außerdem wird beleuchtet, wie gesundheitsfördernde Quartiersentwicklung mit verschiedenen Akteuren und Bürger:innen gestaltet werden kann. Dabei soll ein besonderer Blick auf vulnerable Bevölkerungsgruppen und die Schaffung gesundheitlicher Chancengleichheit geworfen werden. Zwei Praxisbeispiele aus München und Frankfurt gewähren Einblicke in ihre Vorgehensweise.
2. Methode
Im Fachforum folgen nach Präsentation einer Handreichung für Kommunen zu kooperativen Planungsprozessen zur Stärkung gesundheitlicher Belange zwei Praxisberichte zur kommunalen Gesundheitsförderung aus Frankfurt und München. Im Anschluss werden im Plenum die Inhalte diskutiert.
3. Ergebnisse
Gesundheitliche Belange werden in kommunalen Planungen bisher nicht ausreichend berücksichtigt, da unter anderem die Mitwirkung der Gesundheitsbehörden, weiterer Fachämter und der Einbezug der Bürger:innen mangelhaft ist. Praxishilfen und gute Beispiele aus der Praxis zeigen Wege auf, wie dies verbessert werden kann.
4. Diskussionsbeitrag
Eine Stärkung kooperativer und integrierter Planungsverfahren, die Mitwirkung der Gesundheitsbehörden und weiterer Akteure und die Einbeziehung der Bürger:innen können einen Beitrag zur gesundheitsfördernden Stadtentwicklung und zur Schaffung gesundheitlicher Chancengleichheit leisten.
Anhand von vier Beispielen sollen die Prozesse der Bedarfserhebung sowie der Umsetzung und der Verstetigung gesundheitsförderlicher Angebote veranschaulicht werden.
Ausgehend von ersten Zwischenergebnissen und der Auswertung des partizipativen Prozesses der Fragebogenerstellung der Community Health Survey Veddel, werden Chancen und Herausforderungen einer partizipativ gestalteten quantitativen Fragebogenerhebung als Tool eines modernen Public Health Practitioning in Deutschland diskutiert.
Der 2019 durchgeführte Stadtteil-Gesundheits-Survey erfasst gesundheitliche und soziale Problemlagen und Ressourcen im Einzugsgebiet des Geko Stadtteil-Gesundheits-Zentrum in Berlin-Neukölln. Ausgewählte Ergebnisse veranschaulichen, wie die Bedarfe durch das Stadtteil-Gesundheits-Zentrum adressiert werden können.
Die LH München hat mit „München – gesund vor Ort“ über das PrävG ein Modell entwickelt, das einen dauerhaften Planungs-, Umsetzungs- und Mittelakquiseprozess ermöglicht. Kernstück ist das Stadtteilgesundheitsmanagement in ausgewählten Stadtbezirken, welches basierend auf eigens erhobenen, qualitativen kleinräumigen Daten gemeinsam mit lokalen Akteur*innen Projekte zur Gesundheitsförderung initiiert, erprobt und in der Kommune verstetigt.
Die Verstetigung erfolgt u.a. in GesundheitsTreffs in ausgewählten Münchner Stadtteilen. Diese vom ÖGD getragenen Außenstellen des Gesundheitsreferats sind für alle Bürger*innen geöffnet und durch die räumliche und fachliche Zusammenlegung der Dienste des ÖGD und die Integration der Angebote von externen Kooperationspartner*innen niedrigschwellige Dreh- und Angelpunkte zu gesundheitlichen Fragestellungen vor Ort.
Hintergrund
Der Einfluss von sozialen Dimensionen auf Gesundheit wurde vielfach in Studien belegt und zeigt, dass Menschen mit einem niedrigen sozial-ökonomischen Status eine geringe Lebenserwartung aufweisen und häufiger von Krankheit betroffen sind. Auch die Gruppe der Studierenden ist vielfältig und die gesundheitlichen Chancen sind ungleich verteilt. Neuere Studien greifen die sozialen Unterschiede in der Studierendenschaft auf und zeigen, dass Faktoren, wie z. B. Studienfinanzierung oder subjektiver Sozialstatus, das Gesundheitsverhalten beeinflussen. Doch wie steht es konkret um die soziale Lage der Studierenden? Welche Faktoren beeinflussen die Gesundheit? Wie hat sich die soziale Situation während der Corona-Krise verändert? Welche Implikationen haben soziale Dimensionen für das Studentische Gesundheitsmanagement an Hochschulen?
Methode
In dem Fachforum werden in zwei wissenschaftlichen Beiträgen, aktuelle Erkenntnisse zur sozialen Lage der Studierenden und deren Einfluss auf gesundheitsrelevante Faktoren sowie die gesundheitliche Chancengleichheit präsentiert. In der anschließenden Diskussion soll gemeinsam erörtert werden, welche Bedeutung diese Erkenntnisse für das Studentische Gesundheitsmanagement haben.
Schlussfolgerung
Die Betrachtung von sozialen Dimensionen ist auch im Studentischen Gesundheitsmanagement relevant und bietet die Möglichkeit, spezifische Angebote und Maßnahmen zur Stärkung der gesundheitlichen Chancengleichheit in der Hochschule zu gestalten.
Diskussionsbeitrag
Das Fachforum gibt den Zuhörer*innen einen Einblick in die soziale Lage von Studierenden und Anregungen für die konzeptionelle (Weiter-)Entwicklung des Studentischen Gesundheitsmanagements.
Planetare Gesundheit ist das Ziel von Gesundheit und Wohlbefinden aller heutigen und zukünftigen Generationen innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen der Erde und auf Basis eines umfassenden und gerechten sozialen Fundaments. Um die Treiber der multiplen ökologischen und sozialen Krisen unserer Zeit umfänglich und nachhaltig zu adressieren, ist tiefgreifender Wandel - eine ‚Große Transformation‘ - der Art und Weise wie wir menschliches Zusammenleben gestalten, dringend geboten. In diesem Workshop möchten wir gemeinsam mit Public Health-Akteur:innen aus Wissenschaft und Praxis erarbeiten, wie das Potenzial von Gesundheitsförderung und Prävention ausgeschöpft werden kann, um das Ziel planetarer Gesundheit zu erreichen. Ein besonderer Fokus wird hierbei auf den folgenden Aspekten liegen:
- Potenzial von Aktivitäten der Gesundheitsförderung und Prävention für die ‚Große Transformation‘ durch co-benefits und win-win-Lösungen (gesundheitliche, soziale, ökologische Mehrgewinnstrategien)
- Verständnis von (primordialer) Prävention für planetare Gesundheit
- notwendige legale und finanzpolitische Veränderungen, um Lebensbedingungen lebensweltübergreifend gesundheitsförderlich und (primordial) präventiv (im planetaren Sinne, also unter Anstreben von co-benefits) zu gestalten
Hintergrund/Fragestellung
Die letzten drei Jahre waren geprägt durch Krisen unterschiedlichster Art: Covid-19 und Maßnahmen zum Infektionsschutz, Personalmangel im Gesundheits- und Sozialwesen, Zuwanderung durch Kriege und Klimawandel. Die daraus resultierenden Herausforderungen für Klient*innen, Beschäftigte, Ehrenamtliche und Träger innerhalb der Volkssolidarität waren und sind erheblich. Von den Erfahrungen wollen wir berichten.
Projektbeschreibung/Methode
Innerhalb der für die Volkssolidarität tragenden Säulen Pflege, Kindertagesbetreuung und Mitgliederarbeit mussten Einrichtungen insbesondere mit Blick auf die Zuwanderung durch Menschen mit Fluchthintergrund völlig neue Anforderungen in ihrer alltäglichen Arbeit bewältigen. Folge war die Erarbeitung individueller und situationsangepasster Lösungsansätze, um mit Menschen in Kontakt zu kommen, diese zu beschäftigen oder zu versorgen. Insgesamt wurden die Träger auch vor die Herausforderung gestellt die eigenen organisatorischen Strukturen und auch die betriebliche Integration der eigenen Belegschaft anzupassen.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Im Rahmen eines Fachforums beschreiben die referierenden Personen aus drei Bundesländern an Praxisbeispielen ihre individuelle Problemsituation mit dem jeweiligen Schwerpunkt Pflege, Kita und Ehrenamt, teilen Strategien und geben Handlungsempfehlungen für die Arbeit mit Menschen mit Fluchthintergrund. Sie beleuchten kritisch die aktuelle Situation und stellen politische Forderungen auf.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Im offenen Plenum beantworten wir Fragen, fordern die Teilnehmer*innen dazu auf, eigene Erfahrungen zu teilen und möchten zu bisher ungeklärten Sachverhalten diskutieren.
Hintergrund
Kompetenzerwerb, Fragen nach adäquaten Qualifikationen stehen im Fokus des Theorie-Praxis-Transfers. Insbesondere ist die Übertragung von theoriegeleitetem, forschungsgenerierten Wissen in die komplexe, anwendungsbezogene Public-Health-Praxis eine große Herausforderung für die akademische Ausbildung – sowohl für Studierende und die Stakeholder aus der Praxis als auch für Lehrende, die einen erfolgreichen Theorie-Praxis-Transfer anbahnen (sollen).
Ziel/Diskussion
Das Fachsymposium des Fachbereichs Lehre der DGPH hat sich zum Ziel gesetzt, Kompetenzerwerb – u.a. vor dem Hintergrund der Digitalisierung, Internationalisierung und Interprofessionalisierung im Gesundheitswesen – voranzutreiben. Antworten auf die Frage, wie die Verzahnung neuer Erkenntnisse aus der Wissenschaft mit den aktuellen Bedarfen der Praxis gelingen kann, sind wichtige Wegweiser für die künftige Entwicklung und Gestaltung public-health-bezogener Studiengänge. Insofern wird der partizipative Austausch zwischen Lehrenden, Studierenden bzw. Absolventinnen und Absolventen und Stakeholder aus der Praxis fokussiert. Die Grundlagen der Diskussion stellen drei Impulsvorträge dar: Zunächst wird die Thematik der Interprofessionalität am Beispiel der Integration sozialwissenschaftlichen Theorien behandelt, danach werden Kompetenzen im internationalen Kontext erörtert und abschließend wird ein Einblick in den Theorie-Praxis-Übergang gegeben. Die Frage nach geforderten und geförderten Kompetenzen im Studium sowie Fort- und Weiterbildungsangeboten soll mit Teilnehmenden diskutiert werden.
Dauer : 15 Minuten
Dauer : 60 Minuten
Dauer : 15 Minuten
Eine ungewollte Schwangerschaft stellt eine besondere Herausforderung für die Schwangeren dar. International liegt ein umfangreicher Forschungsstand zu ungewollten, ausgetragenen oder abgebrochenen Schwangerschaften vor. Mit dem Projekt ELSA (Erfahrungen und Lebenslagen ungewollt Schwangere Angebote der Beratung und Versorgung) werden erstmals in Deutschland umfassende wissenschaftliche Erkenntnisse zu maßgeblichen Einflussfaktoren auf das Erleben und die Verarbeitung einer ungewollten Schwangerschaft herausgearbeitet und mit Analysen zur psychosozialen und medizinischen Versorgungssituation verknüpft, umso Ansatzpunkte für Verbesserungen der Beratung und Versorgung zu erarbeitet. Empirische Daten werden mit einem Mixed-Method-Ansatz an 6 verschiedenen Standorten erhoben.
Das Fachforum bietet einen Einblick in die aktuelle wissenschaftliche Debatte und erste Ergebnisse der Repräsentativbefragung sowie zweier Zielgruppen (VG), die sich aufgrund ihrer spezifischen Situation in einer besonderen Vulnerabilität befinden (1. Schwangere mit Gewalterfahrung in ihrer Paarbeziehung, 2. migrierte, geflüchtete, illegalisierte Frauen) werden vorgestellt. Im Anschluss werden die Ergebnisse diskutiert.
Die Gesundheitsberichterstattung (GBE) als elementarer Bestandteil von Public Health bietet eine Beschreibung der gesundheitlichen Lage der Bevölkerung, analysiert Problemlagen und weist auf Handlungsbedarfe hin. Neue Herausforderungen für die Gesundheitsberichterstattung des Bundes sind nicht nur die Corona-Pandemie und das Thema Klimawandel und Gesundheit, sondern auch Aspekte wie Veränderungen in den Kommunikations- und Informationsbedürfnissen in der Öffentlichkeit.
Das Fachforum zeigt aktuelle Themen und Entwicklungen des Gesundheitsmonitorings am Robert Koch-Institut (RKI) und der Gesundheitsberichterstattung des Bundes auf. Der Schwerpunkt liegt zum einen auf den Aktivitäten im Themenbereich Umwelt, Klima und Gesundheit – hier ist u. a. ein neuer Sachstandsbericht in Arbeit. Zum anderen wird das Thema Frauengesundheit noch einmal beleuchtet, und zwar im Kontext der Kurzbroschüre, die in Ergänzung zum GBE-Frauengesundheitsbericht (2020) entwickelt wurde und die zusätzlich Ergebnisse zur Frauengesundheit in der Corona-Pandemie enthält. Als weiteres Thema wird der aktuelle Stand der Krankheitslastrechnung Burden of Disease dargestellt, einschließlich Dissemination und Visualisierungsmöglichkeiten. Abgerundet wird der Workshop durch die Vorstellung zur Entwicklung und Implementierung eines Health Information System (HIS) zu nicht-übertragbaren Erkrankungen und ihren Determinanten, in dem aktuelle Informationen, Berichte und weiterführende Angebote der GBE kontinuierlich adressatengerecht zur Verfügung stehen werden.
Hintergrund/Fragestellung
In den vergangenen Jahren haben sich in den Frühen Hilfen tragfähige Netzwerkstrukturen und Kooperationen zwischen den Akteuren in Deutschland etabliert. Es wurden Angebote, insbesondere zur längerfristig aufsuchenden Begleitung von Familien in belasteten Lebenslagen durch Gesundheitsfachkräfte ausgebaut. Wie diese Strukturen und Angebote qualitätsgesichert weiterentwickelt werden können, ist eine der wichtigsten aktuellen Fragestellung in den Netzwerken. Akteure haben großen fachlichen Entwicklungsbedarf in Hinblick auf die Qualitätsentwicklung der Frühen Hilfen (s. Kommunalbefragung NZFH).
Projektbeschreibung/Methode
Der Qualitätsrahmen Frühe Hilfen 2.0 ist eine digitale und vereinfachte Weiterentwicklung des bestehenden Qualitätsrahmens (2016) des NZFH und des NZFH-Beirats. Er lädt Akteure ein, die örtlichen Strukturen und den aktuellen Stand Früher Hilfen zu bewerten, zu diskutieren und systematisch weiterzuentwickeln.
Der Qualitätsrahmen richtet sich an alle Akteure und bietet sowohl eine Orientierungsgrundlage als auch Verknüpfungen zu thematisch passenden Praxismaterialien zur Qualitätsentwicklung. Er befindet sich derzeit in der Entwurfsfassung und wird voraus. in der ersten Jahreshälfte 2023 zur Verfügung stehen.
In dem Seminar sollen, nach einer Einführung in die Basisdokumente, die Anwendung des Qualitätsrahmens und der Praxismaterialien ausprobiert werden.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Die Ergebnisse der Session werden für die Weiterentwicklung von NZFH Materialien zur Qualitätsentwicklung verwendet.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Die praxisnahe Anwendbarkeit des Qualitätsrahmens Frühe Hilfen 2.0 ist vorrangiger Diskussionsinhalt des Seminars.
Hintergrund/Fragestellung
Bewegung und Begegnung sind nachweislich zentrale Faktoren für Altern in guter Lebensqualität und können Pflegebedürftigkeit und kognitive Beeinträchtigungen hinauszögern, bestenfalls verhindern helfen. Die Kommune als zentrale Lebenswelt älterer Menschen spielt bei der Entwicklung einer bewegungsförderlichen Umgebung und somit bei der Minderung sozial bedingter gesundheitlicher Ungleichheiten eine bedeutende Rolle. Doch wie kann ein Auf- und Ausbau von bewegungsfördernden Strukturen prozessorientiert für und mit älteren Menschen sowie ressortübergreifenden Akteur*innen vor Ort erfolgen?
Projektbeschreibung/Methode
Im Fachforum werden Praxisbeispiele aus Kommunen vorgestellt, die sich am idealtypischen Prozess der WHO zur Bewegungsförderung in der Kommune orientiert haben und das digitale Tool „Impulsgeber Bewegungsförderung“ (IB) der BZgA genutzt haben. Ergänzend zu diesen Erfahrungsberichten stellt die BZgA erste Ergebnisse der Evaluation des Prozesses und der Pilotierung des IB vor.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Der idealtypische Prozess zur Bewegungsförderung bietet kommunalen Akteur*innen je nach Kontext und Vorerfahrung in jeder Prozessphase Orientierung. Der IB eignet sich, um diesen Prozess zu begleiten und mit Materialien und Instrumenten zu unterstützen.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Angesichts knapper Kassen und Ressourcen stellt sich die Frage, was Kommunen darüber hinaus benötigen, um Bewegungsförderung als Thema zu platzieren und den Strukturentwicklungsprozess erfolgreich anstoßen und umsetzen zu können. Inwiefern Schulungen und Beratung dabei hilfreich sein können, soll gemeinsam mit Wissenschaft und Praxis diskutiert werden.
In Thüringen profitieren sechs Kommunen vom GKV-Bündnis für Gesundheit geförderten Programm zum kommunalen Strukturaufbau für Gesundheitsförderung. Diese werden von der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Thüringen e.V. (AGETHUR) und im Rahmen einer beauftragten Prozessbegleitung durch die matrix GmbH & Co. KG unterstützt.
Zunächst wird das Zusammenwirken der Begleitstrukturen vorgestellt und das fachliche Wirken auf den drei Handlungsebenen „Haltung, Struktur & Aktivität“, angelehnt an Boban & Hinz (2003), in den Fokus gerückt. Pro Handlungsebene wird ein konkretes Beispiel aus der Praxis in Thüringen (Schmalkalden-Meiningen; Saalfeld-Rudolstadt; Erfurt) dargestellt und analysiert. Insbesondere werden die Themen Partizipation, intersektorale Netzwerke und bedarfsorientierte Angebotsgestaltung hervorgehoben. Dabei wird beleuchtet, was die Akteure vor Ort und die Begleitstrukturen aus ihrer jeweiligen Position konkret beitragen, um die gesundheitliche Chancengleichheit vor Ort zu stärken und zusammen Wandel zu gestalten.
Zur Förderung der gesundheitlichen Chancengleichheit braucht es großes Engagement vor Ort, gebündelte Ressourcen, Verständnis für die Qualitätskriterien soziallagenbezogener Gesundheitsförderung und professionelle Unterstützung bei der Beschreitung ungewohnter Wege. Partizipation und konsequente Umsetzung von „health in all policies“ sind noch keine Routine und entsprechen häufig nicht den Handlungsgewohnheiten in kommunalen Strukturen.
Präventionsketten sind bewährte Organisationsformen einer abgestimmten und bedarfsgerechteren Gestaltung der präventiven und gesundheitsfördernden Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien in Kommunen. Wie aber kommen Präventionsketten auf den Weg, wie werden sie zu einer etablierten Struktur, die den Menschen zu Gute kommt? Wir stellen drei spannende Ansätze vor:
- Das Neubaugebiet München-Freiham wird seit 2019 bezogen und wird in den kommenden Jahren kontinuierlich wachsen. Die Prozessevaluation der LMU München hat sowohl die Strukturbildung als auch die Bedarfe der neuen Bewohner*innen untersucht.
- Die Kommunale Gesundheitskonferenz und das daraus entstandene Projekt der Kindergesundheitswochen 2022 in Pforzheim und dem angrenzenden Enzkreis sind die Keimzelle einer Präventionskette. Im Vordergrund stehen die Vernetzung der vielen Akteure, die Beteiligung von Betroffenen und die Sensibilisierung von Fachkräften, der Politik und der Bürgerschaft über die Folgen von Kinderarmut.
- Die LVG & AFS Nds. e.V. begleitet seit 2016 22 Kommunen beim Auf- und Ausbau von Präventionsketten in Niedersachsen. Umfassende Strategieentwicklung und Strukturbildung haben sich bewährt und ermöglichen eine nachhaltige Armutsprävention, die beim Kind ankommt.
Die Präsentationen beleuchten jeweils die Umsetzung der Organisationsentwicklung in der kommunalen Verwaltung, auf der Träger- und Fachkräfteebene und in Bezug auf die Perspektive der Nutzer*innen. Unsere Fragen: Was müssen kommunale Strukturen beim Auf- und Ausbau von Präventionsketten leisten? Welche Unterstützung brauchen sie für die erfolgreiche Gestaltung einer Präventionskette?
Hintergrund/Fragestellung
Aktuelle Studien zur psychischen Gesundheit von Studierenden zeigen, dass diese immer häufiger gefährdet sind, psychisch zu erkranken. Mit Beratungs-, Wissens- und Mitmachangeboten werden sie für einen gesunden Lebensstil sensibilisiert und lernen psychische Resilienz. Wie kann es gelingen, die Gesundheit aller Studierenden präventiv zu schützen?
Projektbeschreibung/Methode
Die BARMER hat mit dem Campus-Coach ein hybrides, niederschwelliges Präventionsprogramm entwickelt und setzt es in über 50 Hochschulen um. Studierende erlernen Strategien zur Erhaltung ihrer physischen und psychischen Gesundheit.
Auf der digitalen Plattform finden Studierende der teilnehmenden Hochschulen Informationen zu Fitness, Ernährung, Sucht und Stress. Digitale Events bieten anonym die Möglichkeit gesundheitsbezogene Themen zu vertiefen und u.a. mit Peer-Botschaftenden zu besprechen. Durch Live-Aktivierungen und die App 7Mind@study mit Meditations- und Achtsamkeitsübungen werden Studierende in ihrem Lebensumfeld sensibilisiert. Hochschulen werden bei der Umsetzung gesundheitsfördernder Maßnahmen unterstützt.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Befragungen der Zielgruppe zeigen, dass der Campus-Coach einen wertvollen Beitrag für die Gesundheitsförderung an Hochschulen und das Gesundheitsbewusstsein der Studierenden leistet. Die Evaluation ist für 2023 vorgesehen.
Diskussionsbeitrag/Lessons Learned
Es wird aus der Praxis über Erfahrungen mit dem Präventionsprogramm berichtet. Dabei steht auch das spezielle und für diese Maßnahme exklusive Angebot des digitalen Achtsamkeitstrainings von 7Mind „ 7Mind@study“ im Fokus.
Sorgende Gemeinschaften dienen der sektoren-, zielgruppen- und themenübergreifenden Bewältigung sozialer Aufgaben. Durch die Bündelung und Kooperation von Unterstützungsangeboten in der Kommune und zugleich Stärkung der individuellen Mitverantwortung im öffentlichen Raum gehen neue Beteiligungsansätze einher. So sollen Bürgerinnen und Bürger darin gestärkt werden, eigenverantwortlich und gestaltend in ihrer eigenen Lebensumgebung aber auch im öffentlichen Raum tätig zu sein. Am Beispiel der (pflegerischen) Versorgung und Unterstützung im höheren Lebensalter zeigen sich in diesem Zusammenhang vielfältige Aufgaben: Häufig werden die Unterstützungsleistungen im häuslichen Umfeld von informell Tätigen – hier zumeist pflegenden Angehörigen – übernommen. Weitere Unterstützung wird durch staatliche bzw. kommunale Einrichtungen, aber auch von nichtstaatlichen Akteuren und professionellen Dienstleistern erbracht. Das Ziel sorgender Gemeinschaften besteht nicht nur darin, freiwilliges Engagement und die Ressourcen im Umfeld der älteren Menschen einzubeziehen und zu unterstützen. Vielmehr geht es auch darum, nachbarschaftliche und generationenübergreifende Netzwerke und Einrichtungen durch die Kommunen nachhaltig zu unterstützen.
Dieser Beitrag setzt sich anhand von Beispielen aus Deutschland und der Schweiz damit auseinander, wie Unterstützungsmöglichkeiten mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam entwickelt werden können, um den Wunsch älterer Menschen zum möglichst langen Verbleib in der eigenen Häuslichkeit zu entsprechen und dabei die anfallende Sorgearbeit auf Unterstützungsnetzwerke in der Kommune und nachbarschaftliche Netzwerke zu verteilen.
Armut und ihre Auswirkungen auf den Lebensbereich Ernährung verschärfen sich zunehmend, auch aufgrund der aktuellen Krisen. In der Session wird das Thema Ernährungsunsicherheit und Armut aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet.
Der erste Beitrag fokussiert den Diskurs, der unter dem Twitter-Hashtag #IchBinArmutsbetroffen seit Sommer 2022 armutsbetroffenen Menschen eine Stimme gibt. Die Studie analysiert die ernährungsbezogenen Tweets, welche Einblicke in das subjektive Empfinden der Ernährungsarmut unter Twitter-Nutzer*innen geben und die vielfältigen Auswirkungen, die materielle Armut auf den Lebensbereich Ernährung haben kann, verdeutlichen.
Im Projekt FINATA wurden insgesamt 985 Tafel-Kund*innen (TK) befragt. Die Ergebnisse zeigen einerseits die Vulnerabilität der Zielgruppe im Hinblick auf die Ernährungsunsicherheit, niedrige soziale Unterstützung und ernährungsassoziierte Erkrankungen, verdeutlichen andererseits die Abhängigkeit der Teilnehmenden von dem Angebot der Tafeln im Hinblick auf ihre Lebensmittelversorgung. Der Beitrag skizziert potentielle Interventionsansatzpunkte und diskutiert die Rolle der Tafeln in der Lösung der aufgezeigten Probleme.
Das IN FORM-Projekt KlimaFood erprobt Zugangswege zu Ernährungsbildung u. a. für TK. Durch subjektorientierte Angebote sollen positive Geschmackserlebnisse und Inspirationen zur Verarbeitung unterschiedlicher Lebensmittel erfahren werden. Mit Mitmach-Kochaktionen, Familienfesten oder einer Teilnahme an Seminaren der Tafel-Akademie sollen TK gestärkt werden, im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten und mit den über die Tafel zugänglichen Lebensmitteln eine nachhaltige Ernährung im Alltag umzusetzen.
Welche Herausforderungen in der Versorgung bestehen bzw. welcher innovativen Konzepte und Umsetzungsstrategien es bedarf, um diesen zu begegnen, beleuchten die Beiträge in dieser Session. Der bekannte Mangel an Pflegefachpersonen und Ärzt:innen und das Fehlen passgenauer Entlastungsangebote kann für Patient:innen mit einer chronischen Erkrankung, für pflegebedürftige Personen und ihre pflegenden Angehörigen eine gesundheitliche Benachteiligung bedeuten. Daher werden dialoggruppen- und bedürfnisorientierte Versorgungsansätze benötigt – in der ambulanten, sowie der stationären Versorgung.
Im ersten Beitrag der Session werden Ergebnisse aus der CoSta-Studie vorgestellt, in der ein pflegegeleitetes Versorgungskonzept mit chronisch kranken Patient:innen in Hamburg erprobt und evaluiert wurde.
Der zweite Beitrag widmet sich dem Thema der telemedizinischen Vernetzung von niedergelassenen Hausärzt:innen und deren Patient:innen im Pflegeheim bzw. dem dazugehörigen Pflegepersonal im ländlichen Raum.
Im letzten Beitrag werden Erfordernisse an die stationäre Vorsorge/ Rehabilitation für pflegende Angehörige dargestellt, welche sich aus dem Projekt PuRpA aus NRW ergeben. Die Angehörigen sollen auf diese Weise gestärkt werden – sie stellen die tragende Säule der pflegerischen Versorgung dar.
Die drei Lösungsansätze werden in Beiträgen von jeweils 10-15 Minuten präsentiert. Daran schließt sich eine moderierte Diskussion darüber an, welche hemmenden und förderlichen Faktoren für die Umsetzung und den Transfer in andere Regionen bestehen.