Hintergrund/Fragestellung
Für die Entwicklung von jungen Menschen stellte die Pandemie und damit verbundenen Einschränkungen, wie Schulschließungen, Distanzunterricht und Lockdowns eine besondere Herausforderung dar. Sozial benachteiligte und Kinder und Jugendliche mit erhöhtem Versorgungsbedarf waren von den Folgen der Pandemie besonders betroffen und zeigten ein erhöhtes Ausmaß an (psychischen) Belastungen und geringeren Ressourcen der neuen Lernsituation adäquat zu begegnen.
Projektbeschreibung/Methode
In dem Fachforum wollen wir mit ausgewiesenen Expert:innen nach drei Corona Jahren Bilanz ziehen und die bestehende Datenlage zu gesundheitlichen und entwicklungsbezogenen Ungleichheiten im Kindes- und Jugendalter zusammentragen. Leitend sind dabei die Fragen, 1) welches die strukturellen Ungleichheiten sind, die soziale und gesundheitliche Ungleichheiten in dieser Zeit verstärken als auch 2) wie insbesondere sozial benachteiligte junge Menschen am besten unterstützt werden können.
Schlussfolgerung/Ergebnisse
Viele der bisherigen Maßnahmen beziehen sich auf den Bereich Bildung (z.B. Aktionsprogramm "Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche"). Es sind aber weit mehr Lebensbereiche von Entwicklungsrückständen betroffen: z.B. Freundesbeziehungen und sozialer Zusammenhalt, Partizipationsmöglichkeiten für junge Menschen oder auch psychische und physische Belastungen während der Corona-Pandemie. Wie können die Chancen auf Gesundheit und gesunde Entwicklung von jungen Menschen verbessert werden, insbesondere für sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche?
13:15 Uhr
Die Pandemie - eine empfindliche Störung in der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben: wird es eine Generation Corona geben?
Prof. Dr. Klaus Hurrelmann | Hertie School - University of Governance | Germany
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Autor:in:
Prof. Dr. Klaus Hurrelmann | Hertie School - University of Governance | Germany
Es werden Befunde zur Gesundheitsbelastung von Heranwachsenden während der Corona Pandemie gebündelt und in das sozialisationstheoretische Modell der produktiven Realitätsverarbeitung eingeordnet, das mit dem Konzept der Entwicklungsaufgaben arbeitet. Es zeigt sich, dass alle wichtigen Entwicklungsaufgaben betroffen sind. Bei etwa 1/3 führt die unzureichende Bewältigung dieser zu Gesundheitsbeeinträchtigungen. Es wird diskutiert, wie Unterstützungen für die Betroffenen organisiert werden können.
13:25 Uhr
Die COVID-19 Pandemie und gesundheitliche Ungleichheiten bei Kindern
Dr. Simone Weyers | Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinik Düsseldorf | Germany
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Autor:in:
Dr. Simone Weyers | Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinik Düsseldorf | Germany
Der Beitrag zeigt die gesundheitlichen Konsequenzen der Pandemie bei Kindern auf und
nimmt dabei eine sozial-differentielle Perspektive ein. Erstens wird Evidenz zu materiellen,
psychosozialen und verhaltensbezogenen Determinanten gesundheitlicher Ungleichheit
berichtet. Zweitens werden Studien aufgeführt, welche zentrale Maße der kindlichen
Entwicklung (Sprache, Motorik, psychische Gesundheit, Gewicht) im Verlauf der Pandemie
beobachtet wurden. Im Verlauf der Pandemie haben vulnerable Kinder in den meisten
berichteten Studien eine höhere Krankheitslast als ihre besser gestellten Altersgenossen.
13:35 Uhr
Soziale Ungleichheit und Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland - Ergebnisse des Präventionsradars
Prof. Dr. Reiner Hanewinkel | Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT-Nord | Germany
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Autor:in:
Prof. Dr. Reiner Hanewinkel | Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung, IFT-Nord | Germany
Fragestellung
Beschreiben der Gesundheitsverhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen vor und während der COVID19- Pandemie unter Betrachtung des subjektiven sozialen Status (SSS).
Methode
Die Daten wurden im Rahmen der 4., 5. 6. Befragungswelle des „Präventionsradar“ erhoben, einer Schulstudie zur Kinder- und Jugendgesundheit, die seit dem Schuljahr 2016/2017 jährlich in der Se-kundarstufe 1 durchgeführt wird. Die Erhebungen mittels Fragebogen finden jedes Jahr von November bis Februar in 13 Bundesländern statt. Die wiederholten Querschnittserhebungen umfassen eine Stichprobe von N=49,007 (Welle 6 2021/2022: N=17.877, Welle 5 2021/2022: N=14,287, Welle 4 2019/2020: N=16,843). Das Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen, das mittlere Alter beträgt 13 Jahre. Erfasst wurden verschiedene Faktoren des Gesundheitsverhalten, wie das Aktivitätslevel, Le-benszufriedenheit, Häufigkeit von somatischen Beschwerden wie Kopf- Bauch- und Rückenschmerzen. Der SSS wurde mittels MacArthur Scale erhoben. Eine Einteilung des SSS erfolgte in die Kategorien niedrig, mittel und hoch. Daten werden deskriptiv im wiederholten Querschnitt analysiert.
Ergebnisse
Kinder und Jugendliche mit niedrigem SSS berichteten ein geringeres Aktivitätslevel als die Vergleichs-gruppe (mittlerer /hoher SSS) sowohl prä-pandemisch (Welle 4: 27% vs. 36%) als während der Pande-mie (Welle 5: 22% vs. 30%; Welle 6: 22% vs. 33%) und häufiger von wöchentlich auftretenden somati-schen Beschwerden (Welle 4: 26% vs. 18, Welle 5: 32% vs. 18%; Welle 6: 38% vs. 24%). Es zeigte sich bereits prä-pandemisch eine geringer ausgeprägte Lebenszufriedenheit bei Kindern und Jugendlichen mit niedrigem SSS, die im ersten Jahr der Pandemie in der Gruppe stärker sank (Welle 5: 28 % vs. 20%). Im zweiten Jahr der Pandemie (Welle 6 2021/2022) ist eine Annäherung an den Ausgangswert zu beobachten.
Diskussionsbeitrag
Kinder und Jugendliche mit niedrigem SSS berichteten häufiger eine ungünstige gesundheitliche Lage. Die kontinuierliche Beobachtung des Gesundheitszustands von Heranwachsenden ist vonnöten, um eine Manifestation von pandemiebedingten Störungen zu erkennen und frühzeitig entgegensteuern zu können. Weitere Analysen folgen.
13:45 Uhr
Zusammenhang von sozialen Determinanten und psychischer Gesundheit von Kindern und Jugendlichen während der COVID-19-Pandemie
Miriam Blume | Robert Koch-Institut | Germany
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Autor:innen:
Miriam Blume | Robert Koch-Institut | Germany
Petra Rattay | Robert Koch-Institut | Germany
Dr. Caroline Cohrdes | Robert Koch-Institut | Germany
Dr. Claudia Hövener | Robert Koch-Institut | Germany
Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen wurde durch die COVID-19-Pandemie stark beeinflusst. Die Analysen basieren auf Elternangaben zur psychischen Gesundheit ihrer Kinder, die im Rahmen der Studie „Kindergesundheit in Deutschland aktuell“ (KIDA) von 02/2022 bis 01/2023 vom Robert-Koch Institut erhoben wurden. Erste Ergebnisse zeigen Zusammenhänge zwischen der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen und der elterlichen Bildung bzw. dem Partnerstatus der Eltern.